„Wahrung der Unabhängigkeit ist für Politikberatung sehr wichtig“
In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. med. Jan Schildmann, M.A., Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Herr Professor Schildmann, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?
Jan Schildmann: In unserem Team bearbeiten wir insbesondere Themen der klinischen Medizinethik (zum Beispiel Entscheidungen in der letzten Lebensphase) und der Forschungsethik (zum Beispiel ethische Aspekte der „Personalisierten Medizin“). Methodisch verbinden wir normative und empirische Analysen („empirisch-ethische Forschung“). Ergänzend zum medizinethischen Schwerpunkt werden ausgewählte medizinhistorische Themen (zum Beispiel Geschichte der Psychiatrie, Geschichte der Allgemeinmedizin) bearbeitet.
Zur Person
Prof. Dr. med. Jan Schildmann leitet seit 2018 das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Der Facharzt für Innere Medizin gehört dem wissenschaftlichen Beirat des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sowie der Zentralen Ethikkommission der Bundesärztekammer an. Nach dem Studium der Humanmedizin an der Charité Universitätsmedizin Berlin und einem Postgraduierten-Studium „Medical Law and Ethics” am King’s College in London lehrte Schildmann zunächst am Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin der Ruhr-Universität Bochum, bevor er 2016 die Professur für Medizinethik an der Wilhelm Löhe Hochschule in Fürth übernahm.
Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?
Schildmann: An unserem Institut arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Medizin, Philosophie, Pflegewissenschaften sowie weiteren sozial- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Abgesehen von projektbezogener Kooperation wird die Zusammenarbeit im Rahmen der regulär stattfindenden Forschungscolloquien methodisch und inhaltlich gefördert. Weiterhin ist das Institut Teil des Profilzentrums Gesundheitswissenschaften (PZG) an der Medizinischen Fakultät, in dessen Rahmen vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit bestehen. Als Mitglied des Direktoriums Medizin-Ethik-Recht der Martin-Luther-Universität fördere ich darüber hinaus die Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die Grenzen der Fakultät hinweg.
Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?
Schildmann: Beratungsgremien zu ethischen Fragestellungen können nach meiner Wahrnehmung durchaus einen wichtigen Beitrag zum politischen und gesellschaftlichen Diskurs leisten. Voraussetzung ist eine ausgewogene Zusammensetzung mit Fachleuten, die neben ethischen Kompetenzen über weitere für die jeweiligen Themen relevanten Kenntnisse und Fertigkeiten verfügen. Wichtig ist weiterhin die Wahrung der Unabhängigkeit der Mitglieder, die Offenlegung von Interessenskonflikten sowie die Einhaltung wissenschaftlicher Standards.
Forschungsschwerpunkte:
- Ethik und Evidenz in der Medizin
- Forschungsethik
- Methodische und methodologische Aspekte medizinethischer Forschung
- Ethik und moderne Technologien in der Gesundheitsversorgung
- Ethik und Ökonomie in der Medizin
- Professionelles Handeln und interprofessionelle Zusammenarbeit
- Medizin im Nationalsozialismus
- Medizin und Patientengeschichte in der DDR
Jahresetat:
keine Angabe
Zahl und Qualifikation der Mitarbeiter:
- 1 Universitätsprofessor
- 7 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (inkl. Drittmittelstellen)
- 6 studentische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Adresse:
Institut für Geschichte und Ethik der Medizin
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Medizinische Fakultät
Magdeburger Straße 8
06112 Halle (Saale)
Telefon: 0345 557-3550
E-Mail