Die rasante Entwicklung der digitalen Medien hat zu einer kompletten Veränderung des Nutzungsverhaltens geführt. Jeder ist gleichzeitig Sender und Empfänger. Es gibt weder Grenzen noch Schleusen. Ist unabhängiger Journalismus
da überhaupt noch notwendig? Ja, betonen die Herausgeber Andreas Narr, Leiter des SWR-Studios in Tübingen, und Bernhard Pörksen, Professor für Medienwissenschaften an der Universität Tübingen. Er ist wichtiger denn je, wenn er als Orientierungshilfe und Leitplanke in einer sich immer schneller drehenden Welt verstanden wird. In diesem Sinne initiierten sie die Tübinger Mediendozentur mit Vorträgen prominenter Journalisten, von denen einige nun in diesem Buch veröffentlicht sind. Um Fake News und Hass im Netz geht es in den Beiträgen von Richard Gutjahr und Georg Mascolo. Sascha Lobo und Juli Zeh zeigen auf, was die digitale Vernetzung für das Individuum und für die Gesellschaft bedeuten. Und Miriam Meckel und Ranga Yogeshwar beleuchten die Folgen algorithmischer Informationssortierung auf die Meinungsbildung. Ihnen allen geht es in ihren erhellenden Analysen jedoch nicht darum, eine dystopische Welt zu skizzieren. Im Gegenteil: Sie ermutigen dazu, sich gegen Aggressivität, Hass und Hetze im Netz zu engagieren.
Bernhard Pörksen, Andreas Narr (Hrsg.): Schöne digitale Welt. 2020. 218 Seiten. 21 Euro. Herbert von Halem Verlag, Köln.