Globale Bedrohung
Googlen Sie das Stichwort Herzinfarkt, dann liefert Ihnen das Internet fast sieben Millionen Treffer. Bei der Blutvergiftung sind es nur gut 700.000. So banal dieser Test ist, so viel sagt er dennoch darüber aus, wie unterschiedlich die medizinischen Notfälle im öffentlichen Bewusstsein sind. Dabei gibt es allen Grund, der Erkrankung Sepsis größere Aufmerksamkeit zu schenken: Sie ist die dritthäufigste Todesursache in deutschen Krankenhäusern, Tendenz steigend, wie der Intensivmediziner Matthias Gründling in seinem Artikel erläutert. Demnach starben im Jahr 2015 mehr als 75.000 Menschen an einer in einer Klinik kodierten Blutvergiftung, die sich rasend schnell über das Blut im Körper ausbreitet. Die Weltgesundheitsorganisation bewertete Sepsis im Jahr 2017 bereits als globale Bedrohung.
In unserem Titelbeitrag kommt Gründling entsprechend zu dem Schluss, dass sie ein hierzulande „unterschätzter Notfall“ ist. Er analysiert nicht nur, woran das liegt, sondern zeigt auf, wo welches Handeln erforderlich ist. Dies reicht von Prävention über Diagnose und qualitätsgesicherter Therapie bis zur Aus- und Weiterbildung von Medizinern und Pflegekräften.
Die Universitätsmedizin Greifswald setzt in diesem Sinne auf ein Qualitätsmanagement-Programm, das Gründling leitet. Mithilfe des Sepsisdialogs konnte die Sterblichkeit deutlich verringert werden. Wie so oft liegt das Geheimnis auch dieses Erfolges wohl darin, dass ein Problem offen benannt wird – und anschließend viele Menschen gemeinsam und mit einem strukturierten Plan daran arbeiten, es zu lösen.