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Rundruf

App gegen Corona-Virus?

Die Tracing-App zur Nachverfolgung potenzieller Corona-Kontakte soll in Kürze kommen. Ihre Nutzung soll freiwillig sein. Wie sinnvoll ist ihr Einsatz?

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Matthias Wahl, Präsident des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft e. V.:
Um den Herausforderungen der Corona-Krise zu begegnen, können Apps einen wesentlichen Beitrag leisten, wenn sie flächendeckend zum Einsatz kommen. Die Möglichkeiten reichen von der Identifikation der Kontaktpersonen von Infizierten bis hin zur Nachvollziehbarkeit der Symptome. Voraussetzung dafür ist die daten­schutzkonforme und sichere Umsetzung. In den vergangenen Wochen hat ein Vertrauensverlust stattgefunden, den es jetzt durch größtmögliche Transparenz und zügige Umsetzung wieder aufzuholen gilt. Ohne das Vertrauen und die Bereitschaft der Nutzer wird das Potenzial der App leider verpuffen.

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Dr. Ulf Buermeyer, Vorsitzender der Gesellschaft für Freiheitsrechte e. V.:
„Contact Tracing“ statt Kontaktverbot: Mit einer App könnten wir die Verbreitung des Coronavirus eindämmen und gleichzeitig Freiheiten zurückgewinnen. Denn die Nachverfolgung von Hochrisikokontakten ist, wenn sie mittels pseudonymisierter Daten erfolgt, ein milderer Eingriff in unsere Grundrechte als Versammlungen, Gottesdienste und vieles mehr zu verbieten. Studien zeigen allerdings, dass eine Tracing-App nur erfolgreich ist, wenn sie breit akzeptiert wird. Ein App-Zwang wäre also nicht nur rechtsstaatlich kaum durchsetzbar, sondern auch kontraproduktiv. Deshalb sollte gelten: Your data, your choice!

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Dr. Achim Kessler, Bundestagsabgeordneter und Sprecher für Gesundheitspolitik der Fraktion DIE LINKE:
Es ist falsch, aufgrund der vermeintlichen Freiwilligkeit einer Tracing-App die Absenkung von Datenschutzstandards in Kauf zu nehmen. Erst auf öffentlichen Druck hin hat die Bundesregierung bestätigt, die App mit einer dezentralen Softwarearchitektur auszustatten. Ihr tatsächlicher Nutzen wird vor allem von den begleitenden gesundheitspolitischen Maßnahmen abhängen. Nötig ist hier vor allem die massive Ausweitung der Kapazitäten für Corona-Tests. Gesundheitsämter oder andere staatliche Stellen dürfen keine Einsicht in personalisierte Daten der Nutzer erzwingen können.

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Dr. Gerhard Schillinger, Geschäftsführer Stab Medizin im AOK-Bundesverband:
Der Lockdown hat den explosionsartigen Anstieg der Infektionen gebremst. Nun braucht es wirksame Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffs zu beherrschen. Ein wichtiger Baustein ist das Auffinden der Infizierten und deren Quarantäne. Das ist besonders schwierig, weil bis zu 50 Prozent der Infizierten keine Symptome haben, aber ansteckend sind. Wichtig ist daher, Kontaktpersonen zu finden und sie auf das Virus zu testen. Deshalb macht die geplante Tracing-App durchaus Sinn. Sie ermöglicht durch Nahkommunikation der Smartphones eine anonyme Benachrichtigung all jener, die in der Nähe eines erkannten Infizierten waren.

Bildnachweis: BVDW, Paul Lovis Wagner, Ben Gross, AOK-Mediendienst