Gesundheitsprogramm für die Pflege
Menschen pflegen, ohne dabei selbst zu erkranken: Das Projekt Care4Care unterstützt Pflegepersonal und ihre Führungskräfte dabei, gesundes Arbeiten zu fördern und eigene gesundheitliche Ressourcen zu stärken. Von Barbara Huhn
Schichtdienst und Zeitdruck,
körperliche Anstrengungen und psychische Belastungen, große Verantwortung und hohe Konzentration: Der Arbeitsalltag für Beschäftigte in der Pflegebranche kann herausfordernd sein. Um gegenzusteuern, ist vor rund zwei Jahren das von der AOK geförderte Forschungsprojekt Care4Care initiiert worden. Ab 1. Januar 2022 können die Angebote von Pflegeeinrichtungen erprobt werden. Ziel ist es, ein ganzheitliches Instrument der Betrieblichen Gesundheitsförderung für die Pflegebranche zu entwickeln, um damit die Gesundheit der Beschäftigten zu stärken, erläutert Dr. Thomas Lennefer, Referent für Betriebliche Gesundheitsförderung beim AOK-Bundesverband. Wie wichtig das sei, habe die Pandemie deutlich gemacht, die viele Pflegekräfte an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringe.
Digital und vor Ort.
Das interaktive Trainingsprogramm richtet sich an Führungskräfte und Pflegende in Krankenhäusern, ambulanten Pflegediensten und stationären Pflegeeinrichtungen. Es soll die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei unterstützen, Arbeit gesundheitsförderlich zu gestalten und die eigenen Ressourcen zu stärken. Selbst-Checks helfen Interessierten, aus der Vielzahl der Angebote das richtige Training für die eigenen Bedürfnisse zu wählen.
Care4Care integriert verhaltens- und verhältnispräventive Elemente.
„Es gibt verschiedene Bausteine in Präsenz, hybrider oder digitaler Form“, beschreibt Lennefer einen Vorzug der Programms. Professorin Dr. Antje Ducki von der Berliner Hochschule für Technik (BHT) ergänzt: „Für Pflegekräfte in Schichtarbeit ist es sehr schwer, gesundheitsbezogene Angebote wahrzunehmen. Dafür bieten digitale Angebote eine gute Alternative.“ Zudem lasse sich bei digitalen Angeboten selbst über die Geschwindigkeit der Lektionen oder die Themenschwerpunkte bestimmen. Darüber hinaus sicherten Themenwerkstätten vor Ort, dass das Team gemeinsam entscheide, was die Arbeitssituation verbessere und die Vorschläge dann in die Umsetzung bringe. Die BHT verantwortet gemeinsam mit der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, der Leuphana Universität Lüneburg und der Technischen Hochschule Lübeck das Projekt wissenschaftlich.
Ein weiteres Plus ist laut Lennefer, dass Care4Care verhaltenspräventive und verhältnispräventive Elemente integriert. „Verhältnispräventive Angebote umfassen Trainings, die an den Arbeitsbedingungen ansetzen, wie beispielsweise der Arbeitsorganisation oder der Unternehmenskultur“, so Lennefer. Mehr als zehn digitale Trainings werden angeboten.
Care4Care soll zur Gesundheit von Beschäftigten in der Pflege beitragen. Ziel ist die Entwicklung eines bedarfsgerechten Angebots zur Gesundheitsförderung in der Pflege. Care4Care kombiniert digitale Angebote mit persönlicher Unterstützung. Entsprechend ist das Programm in zwei Module unterteilt, die eng aufeinander abgestimmt sind: „Care4Care Digital“ und „Care4Care Vor Ort“. Das digitale Angebot umfasst Trainings zur gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung sowie zum individuellen Gesundheitsverhalten und das Vor-Ort-Angebot beispielsweise Workshops für Führungskräfte und Coachings.
Weitere Informationen über Care4Care
„Beim Training Organisationskultur geht es beispielsweise darum, das Wir-Gefühl im Team zu stärken, Wertschätzung füreinander zu zeigen oder auch Möglichkeiten darzulegen, wie ein Team gut mit Fehlern umgehen kann“, umreißt Ducki den Inhalt. „Daran anschließend können in Themenwerkstätten von den Pflegenden in den Trainings generierte Ideen zur Verbesserung dieser Themen vertieft werden“, fügt Lennefer hinzu. „Die Themenwerkstätten werden von der AOK begleitet.“
Training für die Selbstfürsorge.
Dagegen setzen verhaltenspräventive Module beim individuellen Gesundheitsverhalten an und stärken somit beispielsweise die psychische Widerstandsfähigkeit (Resilienz) der Beschäftigten. „Darum geht es im Online-Programm Resist“, sagt Lennefer. „Trainings zu den Themen Selbstwirksamkeit, Optimismus, Selbstfürsorge und Beziehungspflege sollen die Resilienz der Pflegekräfte stärken.“ Wie sieht das in der Praxis aus? „Beispielsweise regt das Programm dazu an, nach einem anstrengenden Tag an ein positives Tagesereignis zu denken. Dieses kann dann in der begleitenden App notiert werden – als Erinnerung an den Resilienzmoment“, so der AOK-Experte. Die Resilienz-App helfe dabei das im Online-Training erlernte in den Alltag zu integieren. „Erste positive Rückmeldungen gibt es bereits“, so Lennefer und hofft, dass sich 2022 noch viele weitere Einrichtungen melden, um Care4Care zu erproben.