Infos in Institut bündeln?
Die Ampel-Koalition plant, ein Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit am Bundesgesundheitsministerium einzurichten. Doch lässt sich dadurch die Gesundheitskommunikation verbessern?
Kai Klose, Hessischer Minister für Soziales und Integration:
Ein solches Institut ist sinnvoll, wenn bundeseinheitliche Verfahren auf Basis fachlicher Empfehlungen, zum Beispiel des unabhängigen und weisungsungebundenen Robert-Koch-Instituts, entwickelt werden und der Öffentliche Gesundheitsdienst stärker vernetzt wird. Im Verlauf der Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig Kommunikation ist, um die Bevölkerung transparent zu informieren und zu gesundheitsförderlichem Verhalten zu motivieren. Ein Bundesinstitut kann einen wertvollen Beitrag leisten, sofern die Zuständigkeit der Länder unberührt bleibt.
Corinna Schaefer, Vorsitzende des Deutschen Netzwerks Gesundheitskompetenz:
Die neue Regierung hat aus der Pandemie gelernt, dass das öffentliche Gesundheitswesen Koordination und Ressourcen braucht, immerhin. Aber die Probleme, die Corona aufgezeigt hat, kann ein neues Institut genauso wenig lösen wie bereits bestehende Institute: fehlende Daten, desolate digitale Infrastruktur, unzureichende Ressourcen. Für den Erfolg braucht es intelligente Konzepte sowie eine Kommunikation, die auch in der Aufbereitung wissenschaftlichen Erkenntnissen folgt. Und den Willen der Politik, die ursächlichen Missstände anzugehen – sonst bleibt das Institut nur gut gemeint.
Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes:
Ein solches Institut könnte helfen, nicht nur notwendige Informationen und Wissen über aktuelle und zukünftige Pandemie(n), sondern auch zu anderen drängenden Public-Health-Themen, wie gesundheitlichen Folgen der Klimakrise oder Mangel an gesundheitsförderlichen Lebenswelten, zu generieren und geeignete Lösungen zu entwickeln. Es müsste aber über die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen verfügen, und es sollten ihm auch alle relevanten Datensätze zeitnah zur Verfügung stehen, wie es in anderen Ländern bereits üblich ist. So bestünde die Chance, Public Health in Deutschland besser aufzustellen und zu stärken.
Prof. Dr. Ansgar Gerhardus, Institut für Public Health und Pflegeforschung an der Universität Bremen:
Die Corona-Pandemie ist ein unfreiwilliger Stresstest für das Gesundheitssystem. Bereits vorhandene Probleme des Gesundheitswesens wurden aufgedeckt: Schwierigkeiten bei der Erhebung relevanter Daten, die fehlende Berücksichtigung vulnerabler und benachteiligter Zielgruppen, eine unkoordinierte Kommunikation und die eingeschränkte Generierung und Nutzung von Evidenz. Ein neues Bundesinstitut sollte diese strukturellen und inhaltlichen Punkte adressieren. In Abstimmung mit weiteren Behörden und Public-Health-Akteuren kann so die Grundlage für ein zielgruppenorientiertes und evidenzbasiertes Gesundheitswesen gelegt werden.