„Long-Covid-Kosten mit Steuergeld abfedern“
Das Ausmaß der langfristigen Corona-Folgen für Infizierte ist kaum absehbar. Annette Düring, Verwaltungsratsvorsitzende der AOK Bremen/Bremerhaven, beschreibt die Herausforderungen.
G+G: Frau Düring, viele Corona-Infizierte leiden später am Long- oder Post-Covid-Syndrom. Wie bewerten Sie die Problemlage?
Annette Düring: Experten zufolge entwickeln bis zu zehn Prozent der Corona-Patienten solche Symptome. Sie reichen von Müdigkeit über Atemnot bis hin zu Herz-, Nerven- und Muskelkrankheiten oder Konzentrationsstörungen. Ungeachtet hoher Kosten, die auf das Gesundheitswesen zukommen, wird eine angemessene Versorgung dieser Menschen eine Hauptaufgabe der nächsten Monate und Jahre sein.
G+G: Der Druck wird immer größer, je länger die Pandemie dauert …
Düring: Das ist richtig. Wir reden hier von vielen hunderttausend Menschen in Deutschland. Sie können ihrem Beruf nicht oder nur sehr eingeschränkt nachgehen. Leider gibt es derzeit keine echte Therapieoption. Entsprechend schwierig ist es für Krankenkassen, die Versorgung zu planen.
G+G: Was ist für eine gute Versorgung notwendig?
Düring: Wir sollten keine Parallelstrukturen mit neuen Post-Covid-Ambulanzen aufbauen, sondern das vorhandene System nutzen. Haus- und Fachärzte müssen schnell in die Lage versetzt werden, Post-Covid sicher zu diagnostizieren und zu behandeln. Natürlich auch in den Kliniken. Dazu brauchen die Ärzte das Wissen aus den Uni-Ambulanzen und den spezialisierten Reha-Einrichtungen. Niemand weiß sicher, ob und wann Betroffene das Long- oder Post-Covid-Syndrom hinter sich lassen. Für mich steht fest: Auch in diesem Sektor sollten die Krisenfolgen mit Steuermitteln abgefedert werden.