Das HealthPortal zur Verwaltung von Selektivverträgen spart Zeit und sorgt für Transparenz.
Digitalisierung

Türöffner für Selektivverträge

Für Patienten mit Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes finanzieren Krankenkassen im Rahmen von Einzelverträgen besondere Leistungen. Ein neues Service-Portal erleichtert es Ärzten, diese Versorgungsangebote zu verwalten. Von Professor Dr. Guido Noelle

Versorgungsverträge

können Sektorengrenzen überwinden. Ihre Umsetzung ist für Ärzte allerdings kompliziert. Die gevko, ein auf IT-Lösungen für das Gesundheitswesen spezialisiertes Tochterunternehmen der AOK, hat deshalb das „HealthPortal“ entwickelt. Es soll im ersten Quartal 2022 mit der Pilotierung von AOK-Selektivverträgen starten. Das Portal unterstützt insbesondere die Vielzahl kleinerer Verträge, die Ärzte bislang meist händisch verwalten. Die Lösung stößt auf breites Interesse, da sie neue Möglichkeiten für die digitale Umsetzung von Versorgungsverträgen für Krankenkassen, Leistungserbringer und auch Managementgesellschaften ohne eigene Infrastruktur schafft.
 
Das Portal baut auf vorhandene Bausteine der gevko auf. So bildet es die Versorgungsverträge auf Basis der S3C-Schnittstelle ab. Digitale Einschreibe- und Teilnahmeprozesse interagieren mit der unterschiedlichen Krankenkassen-Software. Das HealthPortal ermöglicht die elektronische strukturierte Dokumentation und Leistungserfassung. Auch Managementgesellschaften ohne ausgeprägte eigene Infrastruktur können das Portal zur digitalen Vertragsabwicklung nutzen.

Dabei hat die gevko für die Versicherten ein niedrigschwelliges digitales Verfahren entwickelt, um einer Einschreibung in das Versorgungsangebot elektronisch zuzustimmen. Eine analoge Unterschrift und das Archivieren der Papierunterlagen entfallen damit.

Vertragspartner vernetzen.

Der Kern des Vorhabens ist die gemeinsam mit verschiedenen Vertragspartnern definierte Standard-Spezifikation für Selektiv- und andere Versorgungsverträge. Die Plattform healthportal.de dient dabei der Kommunikation zwischen den Vertragspartnern unter Nutzung der Telematik-Infrastruktur. Die Informationen zu Versorgungsverträgen der teilnehmenden Krankenkassen werden im HealthPortal einheitlich dargestellt. Die Nutzerführung ist einfach und stringent.
 
Neben der manuellen Anlage und Bearbeitung der Patientenstammdaten können diese optional über die elektronische Gesundheitskarte eingelesen beziehungsweise automatisiert aus Arztbriefen ausgelesen werden. Alle Dokumentationen aus dem HealthPortal erreichen bei Bedarf über die Telematik-Infrastruktur auch wieder das lokale Praxisverwaltungsprogramm.

Während in der ersten Version die Schwerpunktthemen Einschreibemanagement, elektronische (strukturierte) Dokumentation und Abrechnung sind, steht für die weitere Entwicklung vor allem das Workflowmanagement und die Kommunikation unterschiedlicher Leistungserbringergruppen im Fokus. Damit sollen dann insbesondere sektorenübergreifende Vertragskonstellationen unterstützt werden.

Verwaltungsaufwand sinkt.

Für die Leistungserbringer trägt die Digitalisierung von Abläufen wie etwa die Einschreibung, Evaluation oder Abrechnung der Verträge dazu bei, Medienbrüche zu vermeiden und langwierige Prozesse zu beschleunigen. Standards bei der Administration der Verträge sorgen für Transparenz. Leistungserbringer können so mehr Versorgungsverträge in einem System nutzen und dabei auch mehr Versicherte aktiv einbinden. Somit verbessert sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Teilnahme an einem Versorgungsvertrag für alle Beteiligten, ohne dass es aufwendiger Anpassungen oder Erweiterungen des Praxisverwaltungssystems bedarf.

Auch auf Seiten der Krankenkassen sinkt durch die Standardisierung und Digitalisierung wesentlicher Abläufe der damit verbundene Verwaltungsaufwand. Trotz höherer Teilnahmequoten binden Versorgungsverträge damit weniger personelle, organisatorische und technische Ressourcen. Ein weiterer Vorteil liegt in der Auswertung der Selektivverträge: Durch die strukturierte Dokumentation und digitale Übermittlung kann eine zeitnahe und effektive Evaluation auf Seiten der Krankenkassen erfolgen, sodass eine optimierte Steuerung des Vertragsangebots möglich ist.

Guido Noelle ist Geschäftsführer der gevko GmbH.
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