Porträt
Selbstverwaltung im Gespräch

„Belastungen durch Corona gerecht verteilen“

Versicherungsfremde Ausgaben der GKV dürfen nicht allein von Versicherten und Arbeitgebern bezahlt werden, mahnt der alternierende Verwaltungsratsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg, Wolfgang Ropertz.

G+G: Herr Ropertz, wird Deutschland die gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie erfolgreich meistern?

Wolfgang Ropertz: Politik und Gesundheitswesen haben bislang in einer ungewissen Situation große Handlungsfähigkeit bewiesen. Daneben ist die überwältigende Disziplin der Bürger hervorzuheben. Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen sind jedoch gravierender als in der Finanzkrise 2008. Jetzt gilt es, die Belastungen gerecht zu verteilen. Stabile Beiträge in den sozialen Sicherungssystemen sind ein wichtiger Schritt, der die Investitionsbereitschaft stärkt und insbesondere kleine Unternehmen schützt.

G+G: Minister Spahn hat für den Herbst Gespräche mit der GKV zur Finanzierung der Pandemiekosten angekündigt. Was fordern Sie?

Ropertz: Aus unserer Sicht ist zwingend dafür zu sorgen, dass den gesetzlich Versicherten und den Arbeitgebern nicht die Finanzierung versicherungsfremder Leistungen wie die asymptomatischen Covid-19-Testungen aufgebürdet wird. Gesamtgesellschaftliche Aufgaben müssen von der ganzen Gesellschaft getragen werden.

G+G: Die AOK Rheinland/Hamburg hat soziale Unterschiede in der Corona-Pandemie untersucht. Was hat sich gezeigt?

Ropertz: In einer Analyse mit dem Uniklinikum Düsseldorf wurde herausgefunden, dass langzeitarbeitslose Covid-19-Erkrankte ein erhöhtes Risiko für einen Klinikaufenthalt hatten. Soziale Unterschiede beeinflussen die Gesundheitschancen also beträchtlich. Die gesundheitliche Verfassung sollte aber nicht vom sozialen Status abhängen.

Bildnachweis: AOK Rheinland/Hamburg