Rund um die Alternativmedizin ist eine Industrie entstanden, die das Misstrauen gegenüber Medizin und Pharmaindustrie schürt, um Profit mit dem Heilversprechen für wirkungslose, mitunter gefährliche Wundermittel zu machen. Die Corona-Pandemie hat dies nochmals befeuert. Die Journalistin Beate Frenkel zeichnet nach intensiven Recherchen in der Szene und zahlreichen Gesprächen mit Medizinern, Wissenschaftlern und Gesundheitsexperten ein Bild, das erschüttert. Angetrieben von Fake News und Verschwörungstheorien leben Alternativmediziner und ihre Anhänger in einer gefährlichen Parallelwelt, in der Fakten nicht zählen. Auf Kongressen, Fortbildungen und in sozialen Medien verbreiten sie ihre Botschaften und Verleumdungskampagnen und radikalisieren sich zunehmend. Frenkel zeigt an zahlreichen Beispielen aus der Praxis, mit welchen Praktiken sie agieren und mit welchen Methoden es ihnen gelingt, vor Behörden und Gerichten zu bestehen. Welche Konsequenzen müssen sie fürchten? Offenbar keine, wie die Autorin unter anderem am Streit rund um die Reform des Heilpraktikerwesens herausfindet. Die Folgen dürften nicht unterschätzt werden, mahnt sie. Es sei Zeit, dass die Gesundheitspolitik zu einer konsequenten Linie findet.
Beate Frenkel: Pillen, Heiler, Globuli. 2020. 160 Seiten. 18 Euro. S. Hirzel Verlag, Stuttgart.