Porträt
Selbstverwaltung im Gespräch

„Die fetten Jahre in der Krankenversicherung enden“

Nach der Bundestagswahl müssen dringend nachhaltige Lösungen für Kranken- und Pflegeversicherung gefunden werden, mahnt Elmar Stollenwerk, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Nordost.

G+G: Herr Stollenwerk, Sie haben in diesem Jahr den Vorsitz des Verwaltungsrats der AOK Nordost übernommen. Kein einfaches Jahr, oder?

Elmar Stollenwerk: Ja, ich habe das Ruder in der Selbstverwaltung in schwieriger Zeit übernommen. Die Rechnungsergebnisse 2020 zeigen das größte Defizit in der gesetzlichen Krankenversicherung seit fast zwei Jahrzehnten. Das sollte jedem deutlich machen: Nach dem unverfrorenen Griff des Gesundheitsministers in die Kassen-Rücklagen zur Stabilisierung der Beiträge enden die „fetten Jahre“ in der Krankenversicherung spätestens nach der Wahl im Herbst.

G+G: Was meinen Sie damit?

Stollenwerk: Die kostspieligen Gesetze aus der Zeit vor der Pandemie werden weiterwirken und 2022 ein massives Defizit erzeugen. Im Übrigen gerät auch die soziale Pflegeversicherung zusehends in finanzielle Schieflage und benötigt verlässliche Unterstützung des Bundes. Die neue Regierung muss sich nachhaltige Lösungen für eine stabile Zukunft der Kranken- und Pflegeversicherung dringend auf die Fahne schreiben. Dabei unterstützen wir gerne mit Ideen.

G+G: Welche Themen haben Sie im neuen Amt noch auf der Agenda?

Stollenwerk: Wir müssen in der Nordost-Region weiter an zukunftsfesten Versorgungsstrukturen arbeiten. Wir müssen die Patientenversorgung mutig und sektorenübergreifend denken. Zuallererst, um eine gute Betreuung – vor allem in den ländlichen Regionen – aufrechterhalten und nicht zuletzt finanziell stemmen zu können.

Bildnachweis: AOK Nordost