Irgendwann, wenn die Corona-Krise Teil der Geschichte geworden ist, werden wir fragen, wie es sein konnte, dass Deutschland vom weltweit bewunderten Beispiel einer erfolgreichen Seuchenbekämpfung zum europäischen Krisengebiet wurde. Da ist es gut, ein Buch in der Hand zu haben, dass die Geschehnisse im Detail von Beginn an aufrollt und politisches Handeln in einer der größten Krisen des Landes nachvollziehbar macht. Anhand hunderter Dokumente, Protokolle, vertraulicher Vermerke und Augenzeugenberichten erzählt das Journalistenpaar informativ und spannend im Storytelling-Stil, wie sich das Virus aufmachte, die Welt zu erobern, und die Politik mit Verzögerung ihre Geschütze auffuhr. Es geht um das zähe Ringen der Politik um die richtigen Maßnahmen, die Diskussionen zwischen Virologen, Wirtschaftsbossen, Intensivmedizinern und Ethikern. Dabei wird der Leser Zeuge, von welchen Zweifeln und Unsicherheiten die Entscheidungsträger geplagt und von welchen Interessen sie getrieben sind. In herausragender Weise gelingt es den Autoren, nicht nur Deutschland im Blick zu haben, sondern den globalen Zusammenhang herzustellen und dabei die Rolle der WHO zu beleuchten. Kann es besser gehen? Ja, meinen sie, und fordern Politiker, die längerfristig denken und proaktiv handeln. Denn sicher ist: Das nächste Virus kommt.
Katja Gloger, Georg Mascolo: Ausbruch. Innenansichten einer Pandemie. 2021. 334 Seiten. 22 Euro. Piper Verlag, München.