Europas Gesundheit
Bürokratisch und kompliziert: So lautet die Meinung vieler Bürger über das, was „die da“ in Brüssel machen. Und ob nun Deutschland, Portugal oder Slowenien die EU-Ratspräsidentschaft innehaben, ob sie Digitalisierung, Bildung oder Wirtschaft oben auf ihre Agenda setzen, spielt in der öffentlichen Wahrnehmung in den Mitgliedstaaten normalerweise kaum eine Rolle.
Normalerweise. Denn auch hier hat die Corona-Pandemie mit rasanter Geschwindigkeit viel verändert. Wenn Deutschland am 1. Juli die Ratspräsidentschaft übernimmt, muss die EU die Folgen der Krise bewältigen. Das Thema Gesundheit, das in normalen Zeiten auf eine Nebenrolle abonniert ist, spielt plötzlich eine Hauptrolle.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn strebt dabei unter anderem eine Art europäisches Robert Koch-Institut an. Lieferengpässe, Digitalisierung, Arzneimittelversorgung: Das Corona-Virus zeigt der Politik, wo zu handeln ist.
G+G-Autor Thomas Rottschäfer geht deshalb mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, dem Europa-Politiker Peter Liese und dem Europa-Experten der AOK, Evert Jan van Lente, der Frage nach, ob „ausgerechnet die alles überschattende Krise“ zur „Geburtsstunde einer stärkeren gemeinsamen Gesundheitspolitik“ werden könnte.
Am Geld will die EU das nicht scheitern lassen. Die bislang angekündigte Summe übersteigt das bisherige Budget von EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides um 2.000 Prozent. Die wirkliche Sensation wäre es allerdings, wenn nun noch 100 Prozent Bereitschaft der Mitgliedstaaten hinzukäme, dauerhaft an einem Strang zu ziehen.