Ärzte, Krankenkassen sowie Fachorganisationen haben die Bundesregierung zu konkreten Schritten gegen das Problem der Fehlernährung aufgerufen. Es sei höchste Zeit, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und die zuständigen Minister „ernst“ machten mit der Prävention von Fettleibigkeit, Diabetes und anderen chronischen Krankheiten, heißt es in einem Offenen Brief, den der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland gemeinsam mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft und der Verbraucherorganisation foodwatch initiiert hat. Inhalte daraus wurden kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt. Zahlreiche Fachorganisationen und Verbände haben sich der Initiative angeschlossen – darunter der AOK-Bundesverband. Die Unterzeichner weisen darauf hin, dass in Deutschland 15 Prozent der Kinder und 60 Prozent der Erwachsenen als übergewichtig gelten. Gute Vorsätze für eine gesündere Lebensweise würden oft an Hemmnissen wie einem unausgewogenen Kantinenessen, überzuckerten Erfrischungsgetränken oder einem aggressiven Marketing für ungesunde Lebensmittel scheitern. Der Vorstandschef des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, erinnerte daran, dass in vielen Ländern der Welt bereits erfolgreiche Initiativen umgesetzt oder gestartet seien, um den Anteil von Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln zu senken. „Nur in Deutschland wehrt man sich mit Händen und Füßen dagegen.“ Die AOK werde beim Thema Zuckerreduktion nicht nachlassen und plane daher am 17. Oktober eine weitere große Informationsveranstaltung. 2017 hatte der AOK-Bundesverband in Berlin den 1. Deutschen Zuckerreduktionsgipfel ausgerichtet. Es gehe nicht darum, „süß oder salzig zu verteufeln“, so Litsch. „Es geht schlicht um ein Weniger.“ Um das zu erreichen, brauche es gesetzliche Vorgaben, da sich die Lebensmittelindustrie nur auf Druck hin bewege. „Zwar gibt es vielversprechende Beispiele einzelner Hersteller und Handelsketten, die es mit der Selbstverpflichtung zur Reformulierung von Rezepten ernst zu nehmen scheinen. Aber insgesamt gibt sich die Lebensmittellobby sehr uneinsichtig.“