„Wir wollen mündige Patienten“
Die Patientenhochschule am Klinikum Dortmund vermittelt interessierten Laien medizinische Grundkenntnisse und Hintergrundwissen über das Gesundheitssystem. Wer sich einschreiben kann und warum sich das lohnt, erklärt Marc Raschke.
Herr Raschke, seit Januar 2016 gibt es am Klinikum Dortmund eine Patientenhochschule. Wie kam es dazu?
Marc Raschke: Ich kam auf einem Kongress mit Oliver Gondolatsch vom Katholischen Klinikum Essen ins Gespräch, wo Anfang 2015 eine solche Patientenhochschule gestartet ist. Er ist einer der geistigen Väter dieses Konzepts und stellt es Krankenhäusern in öffentlicher oder konfessioneller Trägerschaft gern zur Verfügung. Ich fand die Idee prima. Zwischen diesem Gespräch und dem Start unserer Patientenhochschule lagen gerade mal zwei Monate.
Was wollen Sie mit diesem Angebot erreichen?
Raschke: Die Idee war, die Leute bei unseren Patientenvorträgen ein bisschen mehr bei der Stange zu halten. Man hat ja immer Themen, die richtig gut laufen, und andere, die nicht so nachgefragt werden, obwohl sie alles andere als unwichtig sind. Das Thema Patientenverfügung etwa schreckt viele erst mal ab. Im Rahmen der Patientenhochschule kann man Inhalte vermitteln, die man sonst zum Teil nur schwer an den Mann bringt.
Wie ist das Studienangebot aufgebaut?
Raschke: Im Grunde sind das ganz normale Patientenvorträge, die Mitarbeiter unseres Klinikums halten. Unsere Patientenhochschüler können aber Prüfungen darüber ablegen. Wer die besteht, erhält ein Zertifikat.
Marc Raschke leitet die Unternehmenskommunikation der Klinikum Dortmund gGmbH und hat die dortige Patientenhochschule ins Leben gerufen.
Gibt es Zugangsvoraussetzungen?
Raschke: Nein, man muss sich nur vorher online anmelden. Dann bekommt man eine Stempelkarte, auf der die Dozenten die Teilnahme bescheinigen. Alle Vorträge und Kurse sind für die Teilnehmer kostenlos. Um zur Prüfung zugelassen zu werden, muss man innerhalb von zwei Halbjahren mindestens zwölf Veranstaltungen belegen, darunter drei medizinische und drei gesundheitspolitische.
Wie sehen die Prüfungen aus?
Raschke: Das sind Multiple-Choice-Fragebögen, wobei die erste Prüfung ungefähr so schwierig ist wie die 500-Euro-Frage bei Günther Jauch. Wenn man dann ein Jahr später die nächste Prüfung macht, wird es schon ein bisschen schwieriger. Aber auch das ist zu schaffen. Wir haben hier in Dortmund schon rund zwanzig Prüfungen abgenommen.
Unser Angebot richtet sich an Patienten und solche, die es nicht werden wollen.
Wie intensiv wird das Angebot genutzt?
Raschke: Patientenhochschulen nach diesem Konzept gibt es inzwischen an drei Standorten: in Essen, an den Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg in Hessen und bei uns. Im Moment haben wir rund 300 Teilnehmer in Essen und je 100 in Dortmund und Darmstadt. Die meisten davon sind in der Altersgruppe 60 plus. Offenbar wird das Thema Gesundheit bei den Menschen mit zunehmendem Alter präsenter.
Hat sich das Konzept bewährt?
Raschke: Wir sind wirklich froh, dass wir dieses Angebot haben. Aber wir möchten auch mehr jüngere Menschen erreichen. Ab dem nächsten Semester nimmt die Volkshochschule unsere Veranstaltungen mit in ihr Programm auf. Vielleicht können wir so ein breiteres Publikum ansprechen. Unser Angebot richtet sich an Patienten und solche, die es nicht werden wollen – an Menschen, die sich präventiv mit Gesundheitsthemen auseinandersetzen wollen, damit sie im Fall der Fälle gut vorbereitet, kundig und mündig sind. Das ist auch für uns als Klinikum gut.