„Die Akzeptanz kleinerer Häuser sinkt“
Umfragen belegen, dass Patienten die Kliniken aufsuchen, die Erfahrung und Routine im Umgang mit Operationen haben. Dazu Fragen an Dr. Stefan Hoehl, Vorsitzender des Verwaltungsrates der AOK Hessen.
G+G: Herr Dr. Hoehl, Spezialisierung und Zentralisierung verbessern die Qualität der stationären Versorgung – das zeigt der Krankenhausreport 2018. Welchen Handlungsbedarf sehen Sie speziell in Hessen?
Hoehl: Das Beispiel von Bad Schwalbach zeigt: Patienten gehen bei planbaren Eingriffen in die großen Kliniken ins nahegelegene Wiesbaden und nicht ins örtliche Krankenhaus. Die Akzeptanz kleiner Häuser sinkt. Die Folge sind rückläufige Patientenzahlen, sodass der Betreiber das Haus schließt. Patienten schätzen Spezialisierung und suchen Krankenhäuser mit hohen Fallzahlen. Dies zeigen auch bundesweite Umfragen. Insgesamt zeigt sich, dass wir in Hessen insbesondere im Rhein-Main-Gebiet zu hohe Krankenhauskapazitäten haben.
G+G: Ende Oktober wird in Hessen ein neuer Landtag gewählt. Ist die stationäre Versorgung ein wichtiges landespolitisches Thema?
Hoehl: Der stationäre Sektor ist mit gut 70 Milliarden Euro der größte Ausgabenblock der gesetzlichen Krankenversicherung. Insofern ist die Krankenhauspolitik für uns und die Beitragszahler von großer Bedeutung. Die Herausforderungen sind bekannt: Sicherung der Versorgung auf dem Land, sektorübergreifende Bedarfsplanung sowie Aufbau von Telemedizin und digitaler Infrastruktur. Wichtig ist auch, dass das Land seinen Beitrag zur Investitionsfinanzierung sicherstellt.
G+G: Welche Rolle sollte die AOK in der stationären Versorgung spielen?
Hoehl: Die AOK Hessen möchte aktiv mitgestalten zum Wohle der Patienten. Zum Beispiel sollten planbare Operationen in ausgewählten Häusern mit guten Qualitätsergebnissen gebündelt werden. Das schafft für die Häuser Planungssicherheit, und die Patienten wissen, dass sie gut versorgt werden. Auch Einzelverträge sorgen für mehr Qualität und Wirtschaftlichkeit. Eine für die Patienten hochwertige Versorgung rentiert sich auf lange Sicht auch für die Beitragszahler.