Psychiatrische Erkrankung
Spannende Reise in das Seelenleben
Die ersten Anzeichen scheinen harmlos: Der 22 Jahre alte Student umgarnt in einer manischen Hochstimmung die Schwester seiner Partnerin und ist völlig perplex über die Abfuhr. Später glaubt er dann an seine wichtige Mission, fühlt sich auserwählt und verfolgt zugleich. Er erlebt sich als „offenes Gehirn“, das seine Umwelt scannt, Informationen liefert und in das „kybernetische System einer Stadt“ eindringen muss. Der US-amerikanische Geheimdienst und Ex-Präsident Obama unterstützen ihn, deutsche Politiker wie Angela Merkel und Wolfgang Schäuble belauern ihn. Aus Panik zertrümmert Klaus Gauger eine Holzvertäfelung in seinem Elternhaus, um die ihn bedrohenden Mikrofone und Kameras zu finden. Seine innere Reise in die Welt der paranoiden Schizophrenie beginnt. Jahrzehnte später, nach unzähligen Klinikenaufenthalten, vielen Therapiegesprächen und einer 100-tägigen Reise um den halben Globus – von Freiburg nach New York, nach San Francisco, Tokio, London und Madrid – landet er in einem Krankenhaus in den spanischen Pyrenäen. Hier wird ihm mit sanftem Druck geholfen. Ein spannender Patientenbericht, der mit einem nachdenklichen Plädoyer für eine bessere, mit mehr Konfrontation ausgestattete Psychiatrie endet.
Klaus Gauger: Meine Schizophrenie. 2018. 224 Seiten. 20 Euro. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau.