Der Konsum von Bier, Wein, Spirituosen ist in unserer Gesellschaft akzeptiert – solange der Trinker oder die Trinkerin die Kontrolle behält. Das
Flaschenbier für unterwegs ist vielen Jugendlichen ein ständiger Begleiter, der Cocktail bei der Happy Hour im Club befreit vom Alltagsstress, der hochprozentige Glühwein am Weihnachtsmarkt gehört zum geselligen Freizeittreff, Mini-Spirituosen an der Supermarktkasse laden zu einem Absacker ein. Der Journalist Timm Kruse beschließt, ein Jahr lang ohne Alkohol auszukommen. Als er diesen Entschluss fasst, weiß er noch nicht, wie sehr er bereits die Kontrolle darüber verloren hat. Nach offiziellen Statistiken trinkt jeder Bundesbürger pro Jahr etwa elf Liter reinen Alkohol. Timm Kruse konnte da gut mithalten: Fünf bis sechs Gläser sind es im Durchschnitt pro Tag – auf Partys auch mal 30 Gläser Bier, Longdrinks, Wein, Sekt, Schnaps. In seinem Buch beschreibt er das Abenteuer, diese Sucht von einem Tag auf den anderen aufzugeben. Die Abstinenz führt ihn in ein neues Leben. Er fühlt sich ausgeglichener und geduldiger als früher, lernt Yoga, reflektiert in einer Selbsthilfegruppe sein Verhalten. Nach und nach wird ihm klar, dass er mit dem Trinken von Alkohol seine innere Leere, seine Ängste und Unsicherheiten zuschütten wollte.
Timm Kruse: Weder geschüttelt noch gerührt. 2018. 240 Seiten. 18 Euro. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau.