AOK-Bundesverband und Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) haben die Lebensmittelindustrie zu größerer gesellschaftlicher Verantwortung aufgerufen. „Mit der freiwilligen Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie geht Deutschland weiterhin einen Sonderweg. Falls das aber auch weiter bedeutet, dass wir bei der Absenkung von Zucker, Fetten und Salz unseren Nachbarländern hinterherhinken, wäre das mit einem Glaubwürdigkeitsverlust der Bundesregierung verbunden“, sagte der Vorstandschef des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, anlässlich eines Treffens, zu dem Bundesernährungsministerin Julia Klöckner Vertreter von Wirtschafts-, Verbraucher- sowie Gesundheitsverbänden eingeladen hatte.
Die DDG erteilte Vereinbarungen auf freiwilliger Basis eine Absage. Stattdessen sei eine verbindliche Zuckerreduktion von 50 Prozent sinnvoll. „Alles andere ist fahrlässig vor dem Hintergrund des stark zunehmenden Übergewichts und steigender Diabetes-Erkrankungszahlen“, sagte DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer. Das Ernährungsministerium hatte sich Ende 2018 mit der Lebensmittelindustrie auf ein Grundsatzpapier für eine nationale Reduktions- und Innovationsstrategie verständigt. Die darin angestrebten Vereinbarungen sind jedoch nicht verbindlich. Kritisch sehen AOK-Bundesverband und DDG auch die vom Ministerium eingeräumte Zeitschiene bis 2025.
Unterdessen kündigte die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreier Getränke (wafg) an, sie strebe in der Sparte Erfrischungsgetränke bis 2025 eine Zucker- und Kalorienreduktion von 15 Prozent an. Bei etwa zehn Gramm Zucker je 100 Milliliter Limonade wäre das umgerechnet gerade mal ein halber Würfelzucker weniger.
Einigkeit herrscht beim AOK-Bundesverband und der DDG auch über das Verbot für Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet. Das sei eine Voraussetzung, dass sich junge Menschen gesünder ernährten, so AOK-Chef Litsch.