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Gesundheitsökonomie
Digitale Strukturen schaffen
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen mit ihren enormen Veränderungen für Verwaltung, Versorgung, Kommunikation und Therapie fordert das Management heraus. Sie verändert Prozesse und Strukturen und damit Routinen grundlegend. Der Band vereinigt zahlreiche Beiträge kompetenter Vertreter aus Management, Wissenschaft und Forschung, die den gegenwärtigen Stand der Digitalisierung für ausgewählte Bereiche analysieren und praxisnah auf die notwendigen oder schon erfolgten Anpassungen von Strukturen und Prozessen eingehen. Übersichtlich mit zahlreichen Abbildungen und Tabellen gehen die Autoren auf die derzeitigen Entwicklungen in der Medizintechnik, der Ausbildung und der Arzneimittelversorgung ein und analysieren Nutzen und Risiken. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die digitale Transformation in Krankenhäusern gelegt. Die Autoren zeigen auf, dass fehlende Strategien in vielen Häusern oftmals zu selektiven Insellösungen mit Mehraufwand ohne erkennbaren Nutzen für die Patienten und Mitarbeiter führen. Dass es auch anders geht, beweisen die ausführlich vorgestellten Best Practice-Beispiele verschiedener Krankenhäuser. Die dort gesammelten Erfahrungen machen Verantwortlichen Mut, notwendige Schritte für eine digitale Transformation zu gehen.
Jasmina Stoebel, Herbert Rebscher, Jürgen Zerth: Digitalisierungsprozesse, Prozessdigitalisierung. 2020. 309 Seiten. 39,99 Euro. Verlag medhochzwei, Heidelberg.
Pandemie
Mit dem Corona-Virus leben
Auf die Frage, welche Infektionskrankheit für die Menschheit am gefährlichsten werden könnte, hat Alexander Kekulé bis vor 17 Jahren stets „die Grippe“ geantwortet. Bis es im Februar 2003 zum Ausbruch von Sars durch Sars-CoV kam, der von der WHO schließlich als Pandemie eingestuft wurde. Das Coronavirus hinterließ Fragen: Wo kam es her? Wie konnte es so schwere Symptome verursachen? Und warum war es nach acht Monaten wieder verschwunden? Vor dem Hintergrund der jetzt grassierenden Pandemie durch Sars-CoV-2 geht der Virologe diesen Fragen nach. Verständlich und mit fachlicher Expertise erklärt er, was Forschung und Wissenschaft durch die Pandemien der vergangenen Jahrzehnte an Erkenntnissen gewonnen haben und was wir daraus für die Bekämpfung der aktuellen Pandemie lernen können. Dabei lenkt er seinen Blick auf die Erfolge anderer Länder, zum Beispiel Thailand oder Uruguay. Kekulés favorisierte Strategie heißt SMART: Schutz der Risikogruppen, Masken im Alltag, aerogene Übertragung vermeiden, reaktionsschnelle Nachverfolgung und Tests für jedermann. Warum dieses Konzept zum Erfolg führen kann und wie es umgesetzt werden sollte, erläutert der Virologe sachlich und gut nachvollziehbar. Seine Ausführungen geben Hoffnung, dass es gelingen kann, mit dem Virus zu leben, ohne drastische, breit wirkende Eingriffe hinnehmen zu müssen.
Alexander Kekulé: Der Corona-Kompass. 2020. 352 Seiten. 22 Euro. Ullstein, Berlin.
Zukunftsforschung
Pandemie bringt Positives mit sich
Wenn Matthias Horx gefragt wird, wann denn Corona vorbei sei und wir wieder zur Normalität zurückkehren können, ist seine Antwort: niemals! Was in einem historischen Moment einmal in seine Einzelteile zerlegt wurde, werde nie mehr genau so zusammengefügt, wie es zuvor war. Die Lebenserfahrungen, die jeder während der Corona-Krise mache, werden das Denken und Handeln eines jeden verändern und eine völlig neue Zukunft, ein neues Normal, entstehen lassen. Dies war schon in der Vergangenheit so, zeigt der Trendforscher nachvollziehbar an Beispielen aus der Geschichte. Doch wie wird die Zukunft nach Covid-19 aussehen? Um dem auf die Spur zu kommen, lädt Horx zur rückblickenden Vorausschau ein. In kurzweiligen Lektionen fordert er dazu auf, in eine Post-Corona-Zeit zu springen und sich konkrete Situationen vorzustellen. Ist alles so wie früher? Verhalten wir uns genauso wie vor Corona? Oder sehen wir, dass eingeübte Verhaltensweisen oder andere Veränderungen geblieben sind? Das neue Normal lässt sich mit diesem Gedanken-Experiment nur erahnen. Doch Horx macht uns Hoffnung. Er legt den Fokus auf die positiven Folgen der Pandemie, auf die Hinwendung zur Natur, die gegenseitige Unterstützung, das Weniger statt immer Mehr. Ein Buch, das zuversichtlich stimmt.
Matthias Horx: Die Zukunft nach Corona. 2020. 144 Seiten. 15 Euro. Verlag Econ, Berlin.
Genetik
Genom ist kein starrer Code
Dass die braunen Augen von der Mutter oder das handwerkliche Geschick vom Großvater an nachfolgende Generationen weitergegeben werden können, ist seit Mendels Studien zur Genetik gut erforscht. Doch auch erworbene Eigenschaften wie Traumata können vererbt werden. Die renommierte Neuroepigenetikerin Isabelle M. Mansuy und ihre Mitautoren nehmen den Leser mit in die faszinierende Welt der Epigenetik, wie die Lehre von der Modulation der Genexpression ohne Genomveränderung heißt. Anhand zahlreicher Abbildungen und Beispiele erläutern die Wissenschaftler anschaulich, wie sich Lebenserfahrungen in Zellen einprägen, wie sie übertragen werden und wie sie Gene aktivieren oder deaktivieren können. Das birgt die Chance, die Genexpression mit einer gesunden Lebensführung positiv zu steuern, um nicht nur die eigene Gesundheit, sondern die der nachfolgenden Generation zu stärken. Mit praktischen Tipps zu Ernährung, Bewegung, Entspannung und sozialem Leben zeigen die Autoren, wie das gelingen kann. Im Anhang ihres Buches werfen sie einen Blick in die spannende Geschichte der Genetik und Epigenetik. Ein Glossar erklärt die wichtigsten Begriffe.
Isabelle M. Mansuy, Jean-Michel Gurret, Alix Lefief-Delcourt: Wir können unsere Gene steuern! 2020. 240 Seiten. 22 Euro. Berlin Verlag, Berlin.