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Rundruf

Cannabis legalisieren?

Laut Koalitionsvertrag plant die neue Regierung, die kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften einzuführen. Doch wie sinnvoll ist dies?

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Klaus Holetschek, Bayerischer Staatsminister für Gesundheit und Pflege:
Leider hat die Berliner Ampel die Expertenwarnungen in den Wind geschlagen. Die Hemmschwelle für Cannabis-Konsum darf nicht weiter sinken. Denn zu den Risiken zählen die Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung, negative Auswirkungen auf Lern- und Denkleistungen sowie die Entwicklung psychiatrischer Erkrankungen. Bayern setzt deshalb auf wissenschaftlich fundierte Risiko-Aufklärung, einen starken Jugend- und Gesundheitsschutz und gezielte Beratungs- und Hilfsangebote für Betroffene. Für medizinische Zwecke können cannabishaltige Arzneimittel im Übrigen schon heute genutzt werden.

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Georg Wurth, Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbandes:
Das Verbot von Cannabis kann trotz erheblichem Polizeieinsatz den Konsum nicht eindämmen. Millionen Konsumenten werden auf einen Schwarzmarkt mit gefährlichen Verunreinigungen und Streckstoffen verwiesen. Durch die Regulierung des Marktes kann der Staat die Kontrolle zurückgewinnen und Regeln zum Verbraucherschutz wie Qualitätskontrollen und Hygienevorschriften einführen. Der Konsum wird nicht ansteigen, wenn wir Werbung für Cannabis ausschließen, den Verkauf auf Fachgeschäfte für Erwachsene beschränken und mit zusätzlichen Steuereinnahmen sinnvolle Präventionsmaßnahmen finanzieren.

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Prof. Dr. Gundula Barsch, Fachbereich Soziale Arbeit, Medien und Kultur an der Hochschule Merseburg:
Die widerstreitenden Argumente sind bekannt: Besorgnis erregt beispielsweise, dass unsere Gesellschaft schon jetzt mit einem oft unreflektierten Konsum legaler psychoaktiver Substanzen genügend Probleme hat. Demgegenüber stehen Nachteile, die sich aus der Kriminalisierung von Cannabis ergeben. Dazu gehören die schwierigen Konsequenzen eines Schwarzmarktes, der keinerlei „Verbraucherschutz“ gewährleistet. In die über Jahre festgefahrene drogenpolitische Debatte soll nun mit dem Koalitionsvertrag Schwung kommen. Das konkrete „Wie“ wird darüber entscheiden, ob die möglichen Chancen einer Neuordnung eingelöst werden können.

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Dr. Peter Raiser, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V.:
Mit der Neuregelung würden Konsumierende nicht mehr straffällig werden, was zunächst von Vorteil ist. Sie ermöglicht dem Staat Kontrolle über Produktqualität und Jugendschutz. Die Regulierung des Marktes muss alle Tendenzen unterbinden, die konsumbedingte Folgeschäden fördern. So sind beispielsweise Werbung und Verkaufsförderung zu verbieten – mit erheblichen Sanktionierungen. Prävention, Beratung und Behandlungsangebote müssen gestärkt werden, und die Besteuerung muss eine gesundheitspolitisch motivierte Lenkungswirkung haben. Die Auswirkungen der Legalisierung sind wissenschaftlich zu überprüfen.

Bildnachweis: StMGP/Andi Frank, Deutscher Hanfverband, Hochschule Merseburg, DHS