Krebsbekämpfung

Weniger Hürden für die Forschung

Das Europaparlament hat eine Entschließung zur Krebsbekämpfung verabschiedet. Im Fokus steht die Kinderkrebsforschung. Auch wollen die Abgeordneten die Krebsprävention verbessern und Behandlungen im EU-Ausland erleichtern. Von Thomas Rottschäfer

Jedes Jahr

erkranken in Deutschland bis zu 2.300 Kinder neu an Krebs, in erster Linie an Formen der Leukämie. EU-weit gibt es jährlich etwa 15.000 Neudiagnosen. Krebs ist hierzulande bei Kindern über einem Jahr die häufigste Todesursache. Die Zahlen stammen von Professorin Angelika Eggert, Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie an der Berliner Charité. „Wir brauchen viel zu lang für die Entwicklung oder den Zugang zu neuen Methoden oder Medikamenten“, kritisiert die Onkologin. Zwischen zwölf und 15 Jahre dauere derzeit eine klinische Studie im Bereich der Kinderonkologie.

Kooperation verbessern.

Als Gründe nennt Eggert neben bürokratischen Hürden für die grenzüberschreitende Forschung die Vorgabe von Ausschreibungskriterien, die sich fast ausschließlich an Krebserkrankungen bei Erwachsenen orientierten, sowie ein mangelndes wirtschaftliches Interesse der Pharmaindustrie an Forschung für kleine Patientengruppen. Eine bessere europäische Zusammenarbeit könne die Studienzeiten deutlich verkürzen und durch größere Patientenzahlen die Pharmabeteiligung verbessern. Die Repräsentantin Deutschlands im europäischen Forschungsverbund ERA-NET ärgert sich deshalb auch darüber, dass national unterschiedliche Datenschutzvorgaben die klinische Forschung verzögern oder verhindern.
 
Große Hoffnung setzt die Medizinerin auf eine Entschließung zur Krebsbekämpfung, die das Europaparlament mit großer Mehrheit verabschiedet hat. Das Papier basiert auf dem Abschlussbericht eines Sonderausschusses, der sich seit Herbst 2020 mit dem Thema beschäftigt hatte. Die Entschließung beinhaltet Vorschläge für eine bessere grenzüberschreitende Krebsforschung und eine Ausweitung der Präventionsmaßnahmen.

Datenschutz vereinheitlichen.

So fordern die Parlamentarier die EU-Kommission darin unter anderem auf, bis Ende dieses Jahres EU-Leitlinien zur einheitlichen Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) im Bereich der klinischen Forschung vorzulegen. „Wir wollen Forscherinnen und Forschern den roten Teppich ausrollen und keine Steine in den Weg legen“, formulierte es der CDU-Europaparlamentarier und gesundheitspolitische Sprecher der Europäischen Volkspartei/Christdemokraten (EVP) im Parlament, Peter Liese.

In der Entschließung werden überdies stärkere Anreize für die Entwicklung von Medikamenten gegen Krebserkrankungen bei Kindern gefordert. Generell müssten über das Arzneimittelrecht gezielt echte Innovationen gefördert werden, die nicht nur leichte Veränderungen vorhandener Präparate ohne Mehrwert darstellen (Me-Too-Präparate).

Auch will das Parlament die Behandlung von Krebspatienten im EU-Ausland erleichtern und dazu die Patientenrechte-Richtlinie nachbessern. Mit einem „Recht auf Vergessen“ sollen Menschen nach einer ausgeheilten Krebserkrankung vor Diskriminierung geschützt werden, insbesondere vor Benachteiligung durch Versicherungen oder Banken. Auch in diesem Punkt nimmt die Entschließung Bezug auf den „Europäischen Plan zur Krebsbekämpfung“ der EU-Kommission, dessen Umsetzung bereits vor einem Jahr begonnen hat.

Alkoholkonsum bekämpfen.

In der Parlamentsdebatte um Maßnahmen zur Krebsprävention ging es neben Tabakkonsum, mangelnder Bewegung und Fehlernährung auch um die Bewertung von Alkohol. So soll der schädliche Konsum von Alkohol bis zum Jahr 2025 um mindestens zehn Prozent verringert werden. Ziel der EU-Alkoholstrategie müsse ein vollständiger Alkoholverzicht bei Minderjährigen sein. Dazu soll auch das Sponsoring von Veranstaltungen durch Alkoholhersteller eingeschränkt werden. Allerdings setzte die EVP-Fraktion durch, dass der Konsum geringer Alkoholmengen noch nicht als Krebsgefahr eingestuft wird. Auch die Befürworter deutlicher Warnhinweise auf Alkoholflaschen fanden keine Mehrheit.

Thomas Rottschäfer ist freier Journalist mit dem Schwerpunkt Gesundheitspolitik.
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