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Cover des Buches
Long Covid

Lernen von Patienten

Als Chefärztin einer Reha­klinik nahm sich Dr. Jördis Frommhold als eine der ersten der Behandlung von Long-Covid-Patienten an. Häufig leistungsstark, sportlich und zuvor gesund, litten sie nach überstandener Covid-19-Erkrankung unter Atemnot, Erschöpfung und Konzentrationsstörungen, ohne von der Öffentlichkeit ernst genommen zu werden. Frommhold und ihr Team boten ihnen im Rahmen einer medizinischen Rehabilitation die Möglichkeit, mit Therapeuten offen und ohne Diffamierung über ihre Probleme, Ängste und Sorgen zu sprechen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und verschiedene Therapieoptionen wahrzunehmen. Letztlich durch „Lernen von Patienten“ leistete die Pulmologin Pionierarbeit auf diesem Gebiet. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse hat sie nun in einem Buch zusammengefasst. Kompetent und verständlich gibt sie einen Überblick über den aktuellen Wissensstand, erläutert die unterschiedlichen Verläufe und Krankheitsbilder und stellt Therapieoptionen vor. Anhand von eindrück­lichen Patientenschicksalen zeigt sie, wie tückisch die Krankheit ist, wie vielschichtig die Symptome sind und mit welchen Hindernissen, Entbehrungen und Problemen die Betroffenen konfrontiert sind. Ihr Buch ist ein Segen für alle Long-Covid-Patienten, die mehr Akzeptanz und Respekt für ihre Probleme und Belange fordern.
Jördis Frommhold: Long Covid. Die neue Volkskrankheit. 3. Auflage 2022. 176 Seiten. 14,95 Euro. Verlag C. H. Beck, München.

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Palliativmedizin

Konzepte für die Praxis

Der diesjährige Ruhr-Preis ging an drei Ärztinnen und Ärzte für ihren Einsatz in der Palliativmedizin – stellvertretend für alle, die sich dieser immer noch unzureichend unterstützten Herausforderung stellen. Das in Anlehnung an die Preisverleihung herausgegebene Buch will Aufmerksamkeit wecken und Wissen vermehren für diesen existenziellen Teil der medizinischen Fürsorge. Die zahlreichen Textbeiträge von Palliativ­medizinern, Philosophen, Theologen und Pflegenden sowie die aufgezeichneten Interviews mit bedeutenden Persönlichkeiten offenbaren, wie vielgestaltig die Sicht und damit die Anforderungen an eine gute Sterbebegleitung sind. Im Fokus steht der Umgang mit Sterbenden in Kliniken und Heimen mit der zunehmenden Einbindung von medizinischem Personal in den Sterbeprozess. Die Anforderungen an eine gute palliative Versorgung sind groß. In Fallbeispielen verdeutlichen die Autoren anschaulich, dass diese angesichts der zunehmenden Diversität der Bevölkerung mehr kulturelle, religiöse, soziale und sprach­liche Besonderheiten berücksichtigen muss. Um die Versorgungsqualität zu verbessern, fordern die Autoren ein palliatives, praxisnahes Basiswissen bei allen Pflegenden und Medizinern sowie mehr Palliativ-Care-Fachkräfte in Einrichtungen. Mit Konzepten für die Praxis zeigen sie, wie sich dies umsetzen lässt.
Bodo Hombach, Eckhard Nagel: Das Leben vom Ende her denken. 2022. 278 Seiten. 38 Euro. Tectum Verlag, Baden-Baden.

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Entscheidungsfindung

Antworten auf ethische Fragen

Mediziner und Pflegekräfte werden immer wieder mit herausfordernden Situationen konfrontiert, die Entscheidungskonflikte nach sich ziehen. Dann stellt sich die Frage nach der moralisch richtigen Handlung. Die Fachbeiträge in dem vorliegenden Werk stellen disziplinübergreifend besondere ethische Entscheidungssituationen dar, gehen gesondert auf Herausforderungen in speziellen Praxisfeldern ein und liefern durch Denkanstöße und Argumente praxisnahe Entscheidungshilfen und Lösungsansätze. Die Band­breite der behandelten Themen ist groß: Priorisierung und Triage bei Ressourcenknappheit werden genauso angesprochen wie der Schwangerschaftsabbruch nach Pränataldiagnostik oder nutzlose medizinische Maßnahmen. Erstmals in dieser zweiten aktualisierten Auflage gehen die Autoren auf den angemessenen Umgang mit den gesundheitspolitischen und ökonomischen Rahmenbedingungen ein, sodass das Buch auch für Führungskräfte im Gesundheitswesen interessant ist. Die praxisorientierte Einführung in die ethischen und rechtlichen Grundlagen der Entscheidungsfindung vermittelt das nötige Handwerkszeug, ethische Fragestellungen im Berufsalltag zu erkennen und zu bearbeiten.
Georg Marckmann (Hrsg.): Praxisbuch Ethik in der Medizin. 2022. 475 Seiten. 39,95 Euro. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin.

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Stationäre Versorgung

Aufruf zur Umkehr

Die idealistische Vorstellung des Arztes als Helfer des Patienten hat im gegenwärtigen Krankenhaussystem nur noch wenig Raum. Aus ökonomischer Sicht gilt sie als ineffizient. Das Ringen um die beste Therapie zum Wohle des Patienten wird mehr denn je von der Frage nach dem größtmöglichen Erlös überlagert. Der Arzt wird zum Ökonomen. Zu dieser Erkenntnis ist der Autor während seiner langjährigen chirurgischen Tätigkeit in verschiedenen Kliniken gekommen. Sie motivierte ihn schließlich, für ein gemeinwohlorientiertes Krankenhauswesen zu kämpfen. Lebendig und ungeschönt berichtet er in seinem Buch über seine Begegnungen mit Vertretern der Klinik- und Konzernleitung. Er erzählt von immer wieder neuen Strategiekonzepten und ehrgeizigen Zielvorgaben, Umstrukturierungsmaßnahmen, degradierten und aufgelösten Klinikabteilungen. Die Privatisierungsstrategien und damit zusammenhängende Klinikschließungen kritisiert er genauso wie Fehlanreize, die im Abrechnungssystem angelegt seien. Bleibt die Frage, ob die Heilkunst im Klinikbetrieb ihren Stellenwert zurückgewinnen kann. Strohschneiders Vision macht Hoffnung. Sein Buch ist ein Aufruf zu Reflexion, Umkehr und Neuorien­tierung.
Thomas Strohschneider: Krankenhaus im Ausverkauf. 2022. 240 Seiten. 18 Euro. Westend Verlag, Frankfurt/Main.

Beate Ebbers ist freie Journalistin in Peine.