„Wir brauchen eine bundesweite Datenbank gegen Betrug“
Durch Fehlverhalten im Gesundheitssektor entstehen hohe finanzielle Schäden. Für die AOK Bayern sagt Verwaltungsratschef Frank Firsching Betrügern den Kampf an und stellt klare Forderungen an die Politik.
G+G: Herr Firsching, welchen Schaden richtet das Fehlverhalten im Gesundheitswesen bei der AOK Bayern an?
Frank Firsching: An jedem Arbeitstag gingen bei uns in den Jahren 2020/2021 mehr als sechs neue Hinweise mit Verdacht auf Abrechnungsbetrug, Korruption, Bestechung oder Bestechlichkeit ein. Insgesamt bearbeitete die AOK Bayern damit 4.171 Verdachtsfälle von Fehlverhalten von Leistungserbringern, Versicherten und Arbeitgebern. Die Rückforderungen an Schadensersatzzahlungen lag bei 12,3 Millionen Euro und damit bei knapp der Hälfte des festgestellten Schadens von 27,9 Millionen Euro.
G+G: Mit welchen Strukturen wird Fehlverhalten bekämpft?
Firsching: Hervorzuheben ist die Zusammenarbeit der AOK Bayern mit den Ermittlungsbehörden, die im Laufe der Jahre fortlaufend professionalisiert wurde. Hier ist vor allem der konstruktive Austausch mit der bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen bei der Generalstaatsanwaltschaft in Nürnberg zu nennen.
G+G: Welche Unterstützung wünschen Sie sich von der Politik?
Firsching: Wir fordern eine bundesweite Datenbank zur Betrugsprävention, die personenbezogene Betrugsfälle speichert. Es sollte zum Beispiel endlich zentral erfasst werden, wenn Pflegedienstbetreibern wegen Abrechnungsbetrug die Zulassung entzogen wurde. Es ist nicht tragbar, dass Betrüger einfach ein Bundesland weiterziehen und dort eine neue Zulassung beantragen oder in einer verantwortlichen Tätigkeit eingesetzt werden können, ohne dass die Kranken- und Pflegekassen über die kriminellen Vorgänge informiert sind.
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