Wer seit Beginn der Corona-Krise mehr Pfunde auf die Waage bringt, wird sie kaum wieder los. Einer Forsa-Umfrage zufolge wiegen immer noch 35 Prozent der Menschen in Deutschland mehr als vor Pandemiebeginn. Bei einer Umfrage des Instituts vor einem Jahr berichteten 39 Prozent über eine Gewichtszunahme. Diejenigen, die zugelegt haben, bringen im Vergleich zu 2019 im Schnitt 6,5 Kilo mehr auf die Waage. Im zweiten Jahr der Pandemie hätten sich die ungünstigen Auswirkungen auf die Bevölkerung kaum abgeschwächt, erklärte der Ernährungsmediziner Prof. Hans Hauner von der TU München. In bestimmten Gesellschaftsgruppen habe sich dieser Trend sogar verfestigt. Besonders betroffen seien Ärmere, weniger Gebildete und bereits Übergewichtige. Hauner warnte vor den gesundheitlichen und sozialen Folgen dieser Entwicklung.

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Unter dem Motto „Gesundheit gerecht gestalten“ haben der AOK-Bundesverband und die Ärztekammer Berlin den „Berliner Gesundheitspreis“ 2023 ausgeschrieben. Gesucht und von einer unabhängigen Jury bewertet werden bundesweite Projekte, die vernetzte, nachhaltige Lösungen zwischen sozialen und gesundheitlichen Akteuren anbieten. Es geht dabei darum, das Recht auf gleiche Gesundheitschancen, gesundheits­förderliche Lebensgrundlagen, zielgruppenspezifische Angebote und einen niedrigschwelligen Zugang zu Gesundheitsbildung und -versorgung für alle Menschen zu stärken. Der Schwerpunkt soll auf einer Vernetzung von Akteuren liegen, die möglichst viele Facetten gesundheitsförderlicher Lebensbedingungen abbilden. Teilnehmen können unter anderem Länder und Kommunen, der öffentliche Gesundheitsdienst, Akteure des Gesundheitswesens, Vereine, Stiftungen, Quartiersinitiativen wie auch Träger von Kinder-, Jugend- und Senioreneinrichtungen. Es werden Gewinne im Gesamtwert von 50.000 Euro vergeben, wobei der erste Preis mit 25.000 Euro dotiert ist. Der Ideenwettbewerb wird seit 1995 alle zwei Jahre ausgeschrieben. Einsendeschluss ist der 30. November 2022.

Weniger Mädchen und junge Frauen haben im vergangenen Jahr die klassische Pille zur Verhütung genutzt. Einer vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) veröffentlichten Analyse der Verordnungsdaten für gesetzlich Krankenversicherte zufolge sank der Verordnungsanteil der kombinierten oralen Kontrazeptiva auf 32 Prozent. Allerdings blieb in der Gruppe dieser Präparate der Anteil der risikoreicheren Wirkstoffe mit 48 Prozent hoch. Zwar sank der Anteil riskanterer Präparate von 2011 bis 2018 deutlich von 68 auf 52 Prozent. In den letzten Jahren seien jedoch nur noch geringfügige Verschiebungen in Richtung der risikoärmeren Pillen zu beobachten gewesen, sagte Ärztin Dr. Eike Eymers aus dem Stab Medizin des AOK-Bundesverbandes. Im Jahr 2010 hatte es bei den Pillen-Verordnungen noch einen 20-Jahres-Höchststand von 46 Prozent gegeben. Als Grund für den seitdem rückläufigen Trend nannte Eymers, dass immer mehr jungen Frauen bewusst sei, dass es sich bei der Pille nicht um ein Lifestyle-Präparat handele, sondern um einen Eingriff in den Hormonhaushalt mit möglichen Nebenwirkungen. Viele der Kombinationspräparate seien mit einem erhöhten Risiko von Thrombosen und Embolien verbunden.

Millionen von Krebserkrankungen weltweit wären vermeidbar, wenn Menschen einen gesünderen Lebensstil pflegen würden. Das ist das Fazit einer groß angelegten Studie mit Daten von mehr als zehn Millionen Menschen. Fast jeder zweite Krebstod geht demzufolge auf vermeidbare Faktoren zurück. Dabei führten Rauchen, Alkoholkonsum und Übergewicht die Liste von insgesamt 34 Risikofaktoren an, berichtet das internationale Forschungsteam in der Fachzeitschrift „Lancet“. Die Ergebnisse zeigten, dass Männer besonders gefährdet seien: Bei ihnen waren Risikofaktoren an mehr als der Hälfte aller krebsbedingten Todesfälle beteiligt (50,6 Prozent). Bei Frauen war das nur bei jedem dritten Krebstod der Fall (36,3 Prozent).

Auch Frauen zwischen 45 und 49 Jahren und zwischen 70 und 74 Jahren könnten von einem Brustkrebs-Screening profitieren. Zu diesem Schluss kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Möglichen Schäden durch falsch-positive Befunde oder Überdiagnosen stehe jeweils ein brustkrebsspezifischer Überlebensvorteil gegenüber, der überwiege. Seit 2005 wird jede Frau zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre zur Teilnahme an einem Mammografie-Screening eingeladen. Ob und in welchem Maße auch Frauen zwischen 45 und 49 Jahren sowie zwischen 70 und 74 Jahren von einem regelmäßigen Screening profitieren könnten, untersuchte das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses. Das Institut sieht sowohl für die jüngere wie auch die ältere Altersgruppe einen Anhaltspunkt für einen Nutzen der Untersuchung.

Mehr als die Hälfte der bekannten Infektionskrankheiten werden durch die Klimakrise verschlimmert. Zu diesem Schluss kommt der Biogeograf Prof. Camilo Mora von der Universität Hawaii, der mit seinem Team 830 Studien ausgewertet hat, um den Einfluss von Extremwetterereignissen oder Klimaveränderungen auf die Ausbreitung von Krankheiten zu untersuchen. Das Ergebnis: Bei 218 von 375 Krankheiten (58 Prozent) stellten die Forscher eine Verschlimmerung fest. Lediglich bei 16 Prozent zeigte sich eine Abschwächung. Neben der zunehmenden Übertragung von Erregern durch Stechmücken gibt es noch viele weitere negative Klima-Faktoren. Durch die Zerstörung der Lebensräume von Wildtieren steige etwa das Risiko für Zoonosen. Insgesamt identifizierten die Experten mehr als 1.000 mögliche Zusammenhänge zwischen klimawandelbedingten Ereignissen und der Ausbreitung von Krankheiten. Die Studie erschien in der Fachzeitschrift „Nature“.

Im zweiten Coronajahr hat die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland weiter abgenommen. War sie für Neugeborene 2020 bei Männern um 0,2 Jahre und bei Frauen um 0,1 Jahr zurückgegangen, sank sie 2021 bei Männern um weitere 0,4 und bei Frauen um 0,3 Jahre, so das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB). In Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen lag die Lebenserwartung von Männern 2021 im Vergleich zu vor der Pandemie sogar rund eineinhalb Jahre niedriger, bei Frauen etwas mehr als ein Jahr. Vor der Pandemie war die durchschnittliche Lebenserwartung von Neugeborenen jährlich um etwa 0,1 Jahr gestiegen. Eine sinkende Lebenserwartung von mehr als einem Jahr ist laut BIB außerhalb von Kriegszeiten sehr ungewöhnlich.

Beschäftigte in der ambulanten Pflege legen täglich im Schnitt 40 Kilometer zurück – zumeist mit dem Auto. Das geht aus einer bundesweiten Online-Befragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hervor. Demnach sind Schicht- und Wochenendarbeit sowie eine hohe zeitliche Flexibilität kennzeichnend für die Arbeit in der ambulanten Pflege. 62 Prozent der Befragten gaben an, im Schichtdienst zu arbeiten. Bei den Befragten mit Leitungsfunktion sind es mit 31 Prozent deutlich weniger. Der Wechsel von Früh- und Spätschicht ist der häufigste Schichttyp. Zudem berichteten elf Prozent der Beschäftigten und 14 Prozent der Leitungskräfte, dass Dienstplanänderungen aufgrund unvorhergesehener Ereignisse „immer“ vorkämen.

Psychische Leiden waren 2020 der häufigste Grund für eine stationäre Behandlung bei jungen Menschen in Deutschland. So hätten unter den Krankenhausbehandlungen bei den 15- bis 24-Jährigen psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen knapp 18 Prozent ausgemacht, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Darauf folgten Schwangerschaft und Geburt mit 15 Prozent, Verletzungen und Vergiftungen mit 14 Prozent sowie Krankheiten des Verdauungssystems mit zehn Prozent. Konkret waren im Jahr 2020 von 829.400 Krankenhauspatientinnen und -patienten in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen bei 147.000 psychische Erkrankungen die Ursache, etwa depressive Episoden oder Folgen von Alkoholmissbrauch.

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Umzüge für den Job wirken sich bei verschiedenen sozialen Gruppen unterschiedlich auf die physische und mentale Gesundheit aus. Während Personen mit Hochschulbildung noch bis zu vier Jahre nach dem Umzug über eine Verbesserung des Gesundheitszustandes berichten, verspüren Menschen mit Haupt- und Realschulabschluss ohne Berufsausbildung eine Verschlechterung ihrer Gesundheit, die in der Größenordnung mit dem Effekt einer Ehescheidung vergleichbar ist, fanden Wissenschaftler des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg heraus. „Beruflich bedingte Umzüge gehen für besser Gebildete häufig mit Lohnanstiegen sowie einer Verbesserung der Arbeitssituation einher“, erläuterte BiB-Experte Dr. Nico Stawarz. Außerdem seien Beschäftigte mit akademischem Abschluss eher in der Lage, den Arbeitgeber oder den Arbeitsplatz selbst zu wählen. Bei Menschen mit schlechteren Jobchancen erfolge ein Ortswechsel öfter, weil es die Umstände erforderten.

Es nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören. Eine aktuelle Cochrane-Studie zeigt, dass es sich selbst nach einem ersten Herzinfarkt noch lohnt, zum Nichtraucher zu werden. Das Risiko eines weiteren Infarkts oder Schlaganfalls lässt sich dadurch um rund ein Drittel senken. Wie auch das Risiko für Lungenkrebs, so sinke das kardiovaskuläre Risiko nach einem Rauchstopp deutlich, auch bei Patienten, die bereits einen ersten Herzinfarkt erlitten hätten, schreiben die Forscher. Der Cochrane Review „Rauchentwöhnung zur Sekundärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ wertete 68 Studien mit insgesamt mehr als 80.000 Teilnehmenden aus.

Kontinuierliche Aufklärung erhöht die Bereitschaft zur Corona-Impfung, wie Sozialwissenschaftler der Universität Marburg herausfanden. Dafür führten die Forscher Mitte 2021 eine Umfrage mit 1.324 Teilnehmern durch. „Dabei stellten wir fest, dass die Impfabsicht nicht zunimmt, egal, ob die bereitgestellten Informationen Impfmythen entlarven oder die Vorteile des Impfens hervorheben“, konstatierte Studien-Mitverfasser Matthias Mayer. Die bloße Erinnerung an die ausstehende Impfung und die Richtigstellung von Falschinformationen über das Impfen allein erhöhten die Impfneigung nicht. Wer hingegen mehrere Wochen lang immer wieder über die Vorteile einer Impfung gegen das Coronavirus informiert werde, gehe mit höherer Wahrscheinlichkeit zum Impfen.

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Wer chronisch krank wird, muss mit starken Einkommenseinbußen rechnen. „Chronische Erkrankungen stellen ein ernstes Problem dar, weil sie auf lange Sicht auch das Alterseinkommen negativ beeinflussen und das Risiko von Altersarmut erhöhen“, heißt es in einem Report des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Für die Analyse wurden Befragungsdaten eines europäischen Surveys mit Daten der Deutschen Rentenversicherung verknüpft. Laut IAQ-Experte Dr. Andreas Jansen sind Hochqualifizierte aber deutlich seltener durch ein chronisches Leiden ausgebremst als diejenigen mit geringer und mittlerer Qualifikation. Die Einkommensungleichheiten zwischen diesen Gruppen würden nicht abgeschwächt, sondern tendenziell sogar verstärkt.

Diskriminierung wegen Behinderung oder einer chronischen Krankheit ist der zweithäufigste Grund, weswegen sich Betroffene an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wenden. Das zeigt der Jahresbericht 2021, den die Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman vorstellte. 2021 wurden ihrer Stelle insgesamt 5.617 Fälle gemeldet. Davon bezogen sich 37 Prozent auf rassistische Diskriminierung. An zweiter Stelle folgten mit 32 Prozent die Merkmale Behinderung und chronische Krankheiten. Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts machten 20 Prozent der Anfragen aus. „Die Zahl der uns geschilderten Diskriminierungsfälle ist alarmierend. Sie zeigt aber auch, dass sich immer mehr Menschen nicht mit Diskriminierung abfinden und Hilfe suchen“, sagte Ataman.

Demenz bei Menschen unter 65 Jahren ist in Deutschland verbreiteter als angenommen. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) geht aktuell von mehr als 100.000 Erkrankten in dieser jüngeren Altersgruppe aus. Es sei richtig, dass die Zahl der Erkrankungen mit zunehmenden Alter steige, doch es gebe auch Menschen, die bereits deutlich vor ihrem 65. Lebensjahr erkrankten. „Die Ursache dafür, dass diese Zahl deutlich höher ist als in früheren Veröffentlichungen, liegt vor allem darin, dass sich die Diagnostik in den letzten Jahren deutlich verbessert hat“, sagte Prof. René Thyrian, Vorstandsmitglied der Gesellschaft. Derzeit leben laut DAlzG hierzulande etwa 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz-Erkrankung, die meisten von ihnen sind von Alzheimer betroffen. Im Jahr 2021 seien etwa 440.000 Menschen neu an Demenz erkrankt. Je nachdem, wie sich die Altersstruktur der Bevölkerung insgesamt entwickele, werde sich die Zahl der Menschen mit Demenz über 65 Jahren bis zum Jahr 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen.

Die Mehrheit der deutschen Jugendlichen (60 Prozent) befürchtet Wohlstandsverluste durch steigende Energiepreise und Inflation. Bei einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung berichtete außerdem mehr als die Hälfte der Jugendlichen (58 Prozent) von durch die Ukraine-Krise ausgelösten Angstgefühlen, wobei jüngere Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren häufiger davon betroffen sind. Der globale Klimawandel ist vor allem für die älteren Jugendlichen sowie die jungen Kinder ein Thema. Die Corona-Pandemie hingegen bereite den wenigsten Jugendlichen große Sorgen. Es sind die Kinder im Alter von zwölf und 13 Jahren, die hier besorgter sind als die älteren Jugendlichen (29 Prozent der Zwölf- bis 13-Jährigen, 20 Prozent der 14- bis 15-Jährigen und 17 Prozent der 16- bis 18-Jährigen).

Zusätzlich zu Ei- oder Samenzellen kann auf Kassenkosten nun auch Eierstockgewebe entnommen und in flüssigem Stickstoff eingefroren werden. Laut dem Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) gilt das für Patientinnen, die eine möglicherweise keimzellschädigende Behandlung erhalten. Das ist etwa bei verschiedenen Strahlen- oder Chemotherapien der Fall. Diese weitere Option, um eine spätere Schwangerschaft zu ermöglichen, ist laut GBA vor allem für diejenigen Patientinnen relevant, bei denen eine hormonelle Stimulation der Eierstöcke als fester Bestandteil der Behandlung vor der Eizellentnahme nicht möglich ist – beispielsweise weil die Therapie der Grunderkrankung sofort beginnen muss. Die operative Entnahme von Eierstockgewebe kommt für junge Frauen ab der ersten Regelblutung sowie für ältere Frauen bis zum vollendeten 40. Lebensjahr in Frage.

Gemeinsam mit dem MVZ Praxisklinik Herz und Gefäße Dresden und dem Digitalen Herzzentrum iATROS hat die AOK PLUS ein zweijähriges Pilotprojekt für Patienten mit Vorhofflimmern gestartet. Versicherte mit dieser häufigen Form von Herzrhythmus­störungen, bei denen bereits ein ärztlicher Eingriff erfolgte, erhalten zur Nachsorge eine Smartwatch. Damit können sie regelmäßig ein EKG erfassen und es gemeinsam mit anderen Vitaldaten in einer App festhalten. Bei Auffälligkeiten bekommt der Nutzer einen Hinweis und kann kurzfristig einen Termin bei einem Telearzt vereinbaren. Dieser befundet das EKG und gibt Therapieempfehlungen. Falls erforderlich wird Kontakt mit dem Arzt vor Ort aufgenommen. Ziel ist es, akute Herz­störungen früh zu erkennen und Folgeerkrankungen und Verschlimmerungen, die bis zum Schlaganfall reichen können, zu verhindern. „Wir versprechen uns von der digitalen App-basierten Nachsorge eine bessere kar­diologische Versorgung der Patienten“, so Rainer Striebel, Vorstand der AOK PLUS.

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Die Landesverbände der Pflegekassen in Rheinland-Pfalz (darunter die AOK als Initiatorin) und der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn haben den Startschuss für das Versorgungsmodell „Pflege ganz aktiv“ gegeben. Es soll die Autonomie pflegebedürftiger Menschen fördern und einen längeren Ver­bleib zu Hause ermöglichen. Das zunächst auf zwei Jahre befristete Projekt basiert nicht mehr auf der Abrechnung von langfristig vertraglich festgelegten konkreten Einzelleistungen im Rahmen von Leistungskomplexen, sondern auf einer pauschalen Stundenvergütung. Damit gewinnt der pflegebedürftige Mensch mehr Einfluss auf seine Versorgung und kann Leistungen anhand des individuellen Bedarfs selbst­bestimmt zusammen­stellen. Die Pflegefachperson kann situationsorientierter entscheiden, welche Unterstützungsmaßnahme sinnvoll ist. Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, sprach von einem Modell „mit Leuchtturmcharakter“.

Große Ehre für die von der AOK Hessen geförderte Kasseler Stottertherapie (KST): Der Gründer und Ärztliche Leiter, Dr. Alexander Wolff von Gudenberg, wurde jetzt in Frankfurt mit der Ehrenplakette der Landesärztekammer Hessen ausgezeichnet. Seit mehr als 25 Jahren helfen Gudenberg und sein Team Kindern und Erwachsenen, Redefluss-Störungen zu beheben und Artikulationsängste zu vermindern. Die AOK kooperiert bereits seit Ende der 90er-Jahre mit der KST. Die meisten Klientinnen und Klienten haben ihr sprachliches Handicap weitgehend überwinden können. Zudem hat die überregional bekannte Stottertherapie ihre Wirk­samkeit in Langzeituntersuchungen mehrfach belegt. Teil­nehmen können Personen ab dem 13. Lebensjahr, wobei Diagnostik und Therapie online stattfinden. Die Kosten werden komplett von der AOK Hessen getragen.

Mit Märchen der Gebrüder Grimm soll in baden-württembergischen Pflegeheimen auch künftig die Lebensqualität demenzkranker Bewohner­innen und Bewohner verbessert werden. Das Koopera­tionsprojekt der Berliner Märchenland GmbH und der AOK Baden-Württemberg startete jetzt in eine einjährige Verlängerung. Zu den bislang beteiligten 65 Einrichtungen sind im Zuge dessen 50 weitere hinzugekommen. Professio­nelle Demenzerzähler übernehmen in der jeweiligen Einrichtung insgesamt vier Märchenstunden. Neben den analogen Erzählterminen kommen digitale Märchenstunden und thematisch abgestimmte Arbeits­materialien zum Einsatz. Die virtuellen Stunden umfassen eine Serie von acht Folgen, die jeweils 45 Minuten lang sind. Sie beginnen und enden jeweils mit der gleichen Musik und gleichen Ritualen, sodass das Langzeitgedächtnis aktiviert wird. Die Evaluation des Projekts habe gezeigt, dass die kognitiven Fähigkeiten gesteigert und die Bewohnerinnen und Bewohner aktiver geworden seien, teilten die Projektpartner mit. Deutlich seltener sei es zu einem herausfordernden Verhalten gekommen, das manche Demenzkranke im Laufe der Erkrankung zeigen.

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Mit dem Programm „Beson­deres Fallmanagement Sucht“ der AOK Sachsen-Anhalt werden seit 2008 Abhängige auf ihrem Weg aus der Sucht engmaschig durch Lotsen be­treut, um Rückfälle zu vermeiden. Bei einem Besuch des Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert, im Sozialtherapeu­tischen Zentrum in Halle (Saale) zogen die Verantwortlichen jetzt eine positive Bilanz. Blienert sagte, Sucht sei eine Krankheit und betreffe das gesamte Umfeld. Es müsse daher darum gehen, die Betroffenen und ihre Angehörigen konstant zu begleiten. Beides leiste das Projekt in vorbildlicher Weise. „Ich wünsche mir viel mehr solcher Initiativen. Sie sind Gold wert für die Betroffenen, ihre Familien, aber auch für uns als Gesellschaft.“ Laut AOK-Vorstand Ralf Dralle verbessert das Projekt gerade die Versorgung in ländlichen Gebieten, in denen der Zugang zu Hilfsangeboten schwieriger sei. Bei den meisten Menschen, die wegen psychiatrischer Probleme ins Krankenhaus kommen, seien Suchterkrankungen der Hauptgrund. Ziel sei es deshalb auch, Klinik­aufent­halte zu vermeiden, indem Versicherte zielgerichtet ins Suchthilfesystem vermittelt würden.

Bei der Versorgung von Menschen mit Depressionen gibt es Wissenschaftlern zufolge Optimierungspotenzial. Versorgungsforscher der AOK Niedersachsen haben im Team mit Experten der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), der Leibniz Universität Hannover und der Ostfalia Hochschule Wolfsburg für das Jahr 2018 die Daten von mehr als 285.000 Personen mit einer diagnostizierten Depression ausgewertet. Demnach waren die Patienten im Mittel 58 Jahre alt, zwei Drittel waren weiblich. 51 Prozent der Betroffenen nahmen eine nicht antragspflichtige psychotherapeutische Leistung in Anspruch – zum Beispiel niedrigschwellige Arzt-Patientengespräche, differentialdiagnostische Abklärung, psychotherapeutische Sprechstunden oder Probesitzungen. An einer umfassenden antragspflichtigen psychotherapeutischen Behandlung – etwa eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder Verhaltenstherapie – nahmen sechs Prozent der Patienten teil. 42 Prozent der Patienten wurden Antidepressiva verschrieben. Insgesamt ist die Versorgung nach Ansicht der Experten unzureichend. „Besonders auffällig ist, dass von den Patienten mit einer schweren Depressionsdiagnose nur 40 Prozent Kontakt zu einem spezialisierten Facharzt hatten. Nur rund 60 Prozent bekamen Antidepressiva und nur etwa jeder zehnte Patient erhielt eine umfassende psychotherapeutische Versorgung nach Psychotherapie-Richtlinie“, erläuterte Professor Kai G. Kahl, leitender Oberarzt der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie an der MHH.

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Im Juli vergangenen Jahres wurde in Templin der erste Standort des Projekts „HerzCheck“ der AOK Nordost eröffnet. Inzwischen können sich Patientinnen und Patienten an zwölf Orten in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern unkompliziert auf eine noch nicht erkannte Herzschwäche untersuchen lassen. Knapp 2.000 Menschen haben das kostenlose Angebot schon in Anspruch genommen – und die Nach­frage steigt. Das Projekt bringt modernste Diagnostik und fachkundiges medizinisches Personal auch in dünn besiedelte Regionen. Ziel ist es, mit mobilen MRT-Geräten eine Herzinsuffizienz bei Risikopersonen frühzeitig zu erkennen. Möglich ist die Unter­suchung in den brandenburgischen Orten Senftenberg, Frankfurt (Oder), Templin, Neuruppin, Eberswalde, Forst und Potsdam; in Mecklenburg-Vorpommern in Wolgast, Ueckermünde, Stralsund, Wismar und Rostock. Die Untersuchungsdaten werden online an das Deutsche Herzzentrum Berlin übermittelt und dort von Fachärzten ausgewertet. Die Mediziner vor Ort erhalten einen ausführlichen MRT- und Laborbericht. „HerzCheck“ wird für gut drei Jahre vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert.

Immer weniger Frauen in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein gehen zur Krebsvorsorge. Das zeigen Auswertungen der AOK NordWest. Danach waren 2021 in Westfalen-Lippe nur 35,7 Prozent der Frauen ab dem Alter von 20 Jahren bei der Früherkennung, nach 37,3 im Vorjahr und 40 Prozent im Jahr 2016. In Schleswig-Holstein unterzogen sich vergangenes Jahr 33,4 Prozent einer Vorsorgeuntersuchung (Vorjahr: 33,9 Pro­zent; 2016: 39,1 Prozent). Krebs ist bei Frauen und Männern nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache. Dass Männer eher Vorsorgemuffel sind, ist hinlänglich bekannt. In Westfalen-Lippe war im vergangenen Jahr gerade einmal jeder fünfte Mann über 45 Jahren (20,5 Prozent) bei der Krebsvorsorge, in Schleswig-Holstein waren es sogar nur 16,3 Prozent. Bei den Männern gibt es in beiden Regionen allerdings einen leichten Anstieg. Dr. Christoph Vauth, stellvertretender AOK-Vorstandsvorsitzender, ruft Frauen und Männer auf, die kostenfreien Früherkennungsuntersuchungen der gesetzlichen Krankenkassen zu nutzen. „Wenn Krebs frühzeitig erkannt wird, bestehen gute Heilungschancen.“