Vor allem Menschen kleinerer und mittlerer Städte und Gemeinden beklagen eine Verschlechterung der Versorgung mit Haus-, Fach- und Kinderärzten sowie Krankenhäusern. Das zeigt eine Forsa-Umfrage für Schleswig-Holstein, die von der AOK NordWest in Auftrag gegeben wurde. Die Ergebnisse wurden beim AOK-Tag der Selbstverwaltung in Kiel vorgestellt, an dem Experten aus Politik und dem Gesundheitswesen teilnahmen.
In Städten bis 20.000 Einwohner gaben 24 Prozent an, dass sich die Versorgung mit Fachärzten verschlechtert habe. 20 Prozent sahen dies für die Versorgung mit Kinderärzten. In Städten mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern gaben sogar 31 Prozent an, die Versorgung mit Fachärzten habe sich zum Unguten entwickelt. Ebenso viele machten eine Verschlechterung der Versorgung mit Hausärzten aus, mit Kinderärzten 16 Prozent. In Städten mit 100.000 Einwohnern und mehr gaben dagegen nur jeweils 13 Prozent an, dass sich das Angebot an Fach- und Hausärzten verschlechtert habe.
Die Umfrage unter 400 Teilnehmern zeigt zudem, dass die Gesundheitsversorgung für die Menschen in Schleswig-Holstein unter allen Infrastruktureinrichtungen am bedeutsamsten ist. So nannten 94 Prozent die Verfügbarkeit eines Hausarztes als wichtig, noch vor Einkaufsmöglichkeiten (92 Prozent), Internet (89 Prozent), Schulen (84 Prozent), Krankenhäusern (83 Prozent) und Apotheken (80 Prozent).
„Die Gesundheitsversorgung ist ein zentrales gesellschaftliches Thema. Dabei müssen die Bedürfnisse der Bevölkerung auf dem Land stärker in den Fokus rücken und innovative Versorgungsansätze ausgeweitet werden“, sagte Georg Keppeler, alternierender AOK-Verwaltungsratsvorsitzender und Versichertenvertreter. Die Erhebung zeigt auch, dass die Bevölkerung im Norden offen ist für innovative Versorgungsformen. Angebote wie die mit Ärzten abgestimmte Betreuung durch speziell qualifizierte medizinische Fachkräfte erreichen Zustimmungswerte von 84 Prozent. Auch die Nutzung von Videosprechstunden kann sich jeder Zweite (55 Prozent) vorstellen.
Die Umfrage zeigt zudem, dass die Menschen von ihrer Krankenkasse konkrete Lösungen erwarten. „Das zeigt, dass Versorgungsangebote nicht gleichmäßig über die Landschaft zu verteilen sind, sondern Distanzen überwunden werden sollten und Erreichbarkeit hergestellt werden muss“, sagte AOK-Vorstandschef Tom Ackermann. „In diesem Zusammenhang brauchen wir eine noch bessere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung.“ Für Landesgesundheitsminister Dr. Heiner Garg ist die Sicherung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum eine der zentralen versorgungspolitischen Herausforderungen, die ohne dogmatische Scheuklappen angepackt werden müsse. Johannes Heß, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender und Arbeitgebervertreter, sagte, die AOK sei nah an den Menschen, kenne ihre Bedürfnisse und setze sich für eine gute Versorgung in der Stadt, auf dem Land und im Internet ein.
Foto: AOK NordWest