Für Sie gelesen 4

Cover des Buches: Die Zukunft der Arbeit im Gesundheitswesen mit der Darstellung von farbigen Linien in einem Bahntunnel
Gesundheitswesen

Arbeitswelt neu gestalten

Die massiven Veränderungen in Technologie, Gesellschaft und Politik führen im Gesundheitswesen zu einer Veränderung der zukünftigen Arbeitswelt sowie der Werte und Erwartungen der Arbeitskräfte. Den Fokus daher allein auf ein ausreichend und adäquat qualifiziertes Personal zu setzen, um die Versorgung von Patienten sicherzustellen, reiche nicht mehr aus, sind sich die Herausgeber des Bandes sicher. Sie fragen: Welche In­strumente und Organisationsmodelle können eingesetzt werden, um eine gute, menschliche und effiziente Versorgung und gleichzeitig ein gesundes und motivierendes Arbeitsumfeld zu erreichen? Die zahlreichen Beiträge von Experten aller relevanten Diszi­plinen zeigen Lösungswege auf, stellen Diskurse dar und setzen sie in Kontext. Dabei werden wesentliche Strategie- und Handlungsfelder zur Gestaltung der künftigen Arbeitswelten im Gesundheitswesen beleuchtet. Beispiele dafür sind die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Medizin und Management, moderne Führungskonzepte wie Multiple Leadership oder die Akademisierung der Gesundheits­berufe. Praxisberichte zeigen anschaulich, wie Herausforderungen aktiv angegangen werden können. Deutlich wird, dass es nicht die eine richtige Lösung gibt. Die Beiträge liefern jedoch wichtige Impulse für eine notwendige Debatte.
Volker Eric Amelung, Susanne Eble et al. (Hrsg.): Die Zukunft der Arbeit im Gesundheitswesen. 2020. 397 Seiten. 69,95 Euro. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin.

Cover des Buches: Die Corona-Gesellschaft mit einem blauen Corona-Virus auf weißem Grund
Forschung

Ausblicke auf das Leben nach Corona

Die Corona-Krise rückt zunehmend in den Fokus der sozialwissenschaftlichen Forschung. Dieser Sammelband enthält 39 Beiträge namhafter Wissenschaftle­rinnen und Wissenschaftler. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln bewerten sie die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf das tägliche Leben und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Zudem wagen sie einen Blick auf die Zeit nach der Pandemie. So belegt Sarah Speck in ihrer geschlechtersoziologischen Betrachtung anhand erster Studienergeb­nisse eindrucksvoll, dass die Verlagerung des Arbeitsplatzes nach Zuhause traditionelle geschlechtsspezifische Muster festigt. Sie postuliert, dass eine Ausweitung des Homeoffice zu einer Re-Traditionalisierung in vielen Haushalten führen werde. Klaus Dörre dagegen wagt die These, dass die Pandemie nicht zu einer von vielen erhofften nachhaltigeren Postwachstumsgesellschaft führen werde. Denn schon jetzt seien erste Verteilungskämpfe zu beobachten. Andere Wissenschaftler sehen in der Krise dagegen sehr wohl Ansätze für mehr Gemeinwohl. Sie entwickeln konkrete Utopien, wie sich solidarische Strukturen und demokratische Beteiligungsformen verwirk­lichen lassen können. Der Band bietet erhellende Ein­blicke in die gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise und bildet eine wichtige Diskussionsgrundlage für die Zukunftsforschung.
Michael Volkmer, Karin Werner (Hrsg.): Die Corona-Gesellschaft. 2020. 400 Seiten. 24,50 Euro. transcript Verlag, Bielefeld.

Cover des Buches: Prinzip Mensch mit menschlicher Silhouette in Struktur auf gelbem Grund
Künstliche Intelligenz

Rechte und Freiheit achten

Paul Nemitz, Hauptberater in der EU-Kommission und Mitglied der Datenethikkommission der Bundesregierung, sowie Matthias Pfeffer, Philosoph und Journalist, sind sich sicher: Technik mit Künstlicher Intelligenz (KI) diene dem Versuch, die Gesellschaft zu steuern und zu beherrschen. KI-Technik müsse deshalb immer im Kontext der Konzentration von wirtschaftlicher und digital-technologischer Macht und damit von Kontroll- und Manipulationsmacht gesehen werden. Nach einer philosophischen Betrachtung des Phänomens Macht und einer genauen Beschreibung der auf dem Internet basierenden neuen Technologien analysieren die Autoren die der­zeitigen Tech-Giganten mit ihren Möglichkeiten der Machtkonzentration und -manipulation. Am Beispiel der US-amerikanischen Technologie-Unternehmen Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft zeigen die Autoren eindrücklich, wie es den Konzernen unter dem Deckmantel der angeblich wohlmeinenden „Kalifornischen Ideologie“ gelingt, demokratische Prozesse zu unterlaufen und Grundrechte zu missbrauchen. Die Autoren fordern eine strikte rechtliche Regulierung und geben klare Handlungsempfehlungen an Politik und Gesellschaft für eine KI, die stets die Freiheit des Einzelnen, Grundrechte und Demokratie im Auge behält.
Paul Nemitz , Matthias Pfeffer: Prinzip Mensch. 2020. 432 Seiten. 26 Euro. Verlag J.H.W. Dietz, Bonn.

Cover des Buches: Stillstandsturm. Briefe aus dem Lockdown. Schrift auf hellblauem Grund.
Lockdown

Mail-Austausch in einsamer Zeit

Als Mitte März das Corona-Virus Deutschland zum Stillstand zwingt, beginnen die beiden befreundeten ZEIT-Journalisten Ursula März und Stephan Lebert eine E-Mail-Korrespondenz. Bis Mitte Mai schreiben sie sich mitunter mehrmals täglich und tauschen sich aus, wie sie mit der veränderten Situation um­gehen und was sie beschäftigt. Entstanden ist eine Sammlung von mehr als 100 Mails als wertvolles Dokument einer außergewöhnlichen Zeit. Sehr persönlich beschreiben sie, wie sich ihr tägliches Leben durch das Daheimbleiben verändert und wie sie mit Ausgangs­beschränkungen, Geschäftsschließungen und Nicht-mehr-Reisen-können umgehen – verbunden mit Erinnerungen an Kindheit und Jugend. Sie teilen ihre Gedanken und Gefühle über die Absagen eigener beruflicher Termine, die Kurzarbeit in der Medienbranche und die Existenznöte vieler. Aber sie diskutieren auch über die Politik und die Einschätzungen von Politikern, Viro­logen und Finanzexperten weltweit. Ihnen gelingt es, kluge reflektierte Meinungen neben berührende emotionale Einschätzungen zu stellen. Das Buch ermöglicht jedem, die einschneidende Zeit noch einmal Revue passieren zu lassen und mit eigenen Erfahrungen zu vergleichen.
Ursula März, Stephan Lebert: Stillstandsturm. Briefe aus dem Lockdown. 2020. 272 Seiten. 20 Euro. Piper Verlag, München.

Beate Ebbers ist freie Journalistin in Peine.