Was passiert, wenn in nicht allzu ferner Zukunft Supercomputer mit Künstlicher Intelligenz (KI) intelligenter als wir Menschen sind und nicht nur triviale Alltagsprobleme beheben, sondern sich mit philosophischen Themen unserer Zeit beschäftigen? Wenn KI-gesteuerte Social-Bots nicht nur Wähler, sondern auch Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Kultur beeinflussen? Wird dann alles besser? „Reden wir mit ihnen!“, fordert der Philosoph und Medienethiker Peter Seele. Erheiternd ergründet er in zwei humorvollen Dialogen, wie diskurs- und kommunikationsfähig die preisgekrönten Avatare Rose und Mitsuku tatsächlich sind, wenn es um philosophische Themen der menschlichen Existenz geht. Seeles Zwischenfazit fällt ernüchternd aus. Für eine erhellendere Antwort versucht er mithilfe von fünf Thesen, dem KI-Rausch und der Maschinisierung von Menschen auf den Grund zu gehen. Sein Ergebnis: Der Traum von einem weisen Algorithmus bleibe ein Traum. Gegenwärtig erfülle die KI einen instrumentellen Zweck. Um das zu ändern, bräuchten wir gute Lehrer, die uns anleiten, wie wir uns zu selbstreflektierenden, kritischen und autonomen Intelligenzen entwickeln können. Denn letztlich ist jede Maschine ein Spiegel unseres Selbst.
Peter Seele: Künstliche Intelligenz und Maschinisierung des Menschen. 2020. 200 Seiten. 21 Euro. Verlag Herbert von Halem, Köln.