Neues aus der Uni

„Sozialen Wandel proaktiv gestalten“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Anne Meißner, Professorin für Pflege und Versorgungsorganisation und Leiterin des gleichnamigen Lehr- und Forschungsclusters am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim.

Frau Professor Meißner, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Anne Meißner: Das Cluster „Pflege und Versorgungsorganisation“ ist interdisziplinär aufgestellt und am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim angesiedelt. Es hat zum Ziel, Forschung zu bündeln und den Diskurs rund um Pflege und Versorgungsorganisation zu intensivieren. Dabei steht die anwendungsorientierte Forschung zur Organisation sozialer Dienstleistungen für Ältere im digitalen Zeitalter im Zentrum. Das Cluster hat mit der Besetzung der Professur „Pflege und Versorgungsorganisation“ im April 2020 und der damit verbundenen Übernahme der Clusterleitung einen wichtigen Meilenstein erreicht und befindet sich zurzeit im Aufbau.

Porträt von Prof. Dr. Anne Meißner, Professorin für Pflege und Versorgungsorganisation (PVO) sowie Leiterin des Clusters PVO am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim

Zur Person

Prof. Dr. Anne Meißner ist seit April 2020 Professorin für Pflege und Versorgungsorganisation (PVO) sowie Leiterin des Clusters PVO am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim. Die ausgebildete Krankenschwester studierte an der Universität Witten/Herdecke Pflegewissenschaft. Nach Stationen in der IT-Wirtschaft promovierte sie zum Thema „IT in der Altenhilfe“, übernahm 2015 eine Professur für Pflegewissenschaft an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld und wechselte 2019 auf die Professur für Geriatrische Pflege an der Evangelischen Hochschule Berlin.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Meißner: Kooperation und interdisziplinäre Zusammenarbeit ist ein zentrales Merkmal von Pflege und Versorgung. Schließlich machen Fragen zu hilfe- oder pflegeorientierten Gesichtspunkten weder an Sektoren- noch an Disziplingrenzen halt. Vielmehr ist eine interdisziplinäre wie internationale Zusammenarbeit geboten. Ein Beispiel ist das Projekt „Ageing and Technologies“, das im Rahmen der EU-Joint-Programming Initiative (JPI) „More Years, Better Lives“ mit Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Disziplinen aus sechs europäischen Ländern durchgeführt und durch die Clusterleitung gelenkt wurde. Ferner unterstützt das Cluster die Regionalentwicklung durch umfassende Kooperationen, fördert den gesellschaftlichen Diskurs zu Pflege und Versorgungsorganisation und führt verschiedene Formate durch, um den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Meißner: Ja, absolut. Zum Beispiel ist die Digitalisierung ein relevantes Thema in Pflege und Versorgung. Gleichzeitig sind hier noch viele Fragen offen. Der erwähnte JPI-Bericht beispielsweise zeigt bedeutsame politische Wegweiser auf, die alle Länder gleichermaßen betreffen und relevant für eine effektive Integration von Technik in Pflege und Versorgung sind. Damit sozialer Wandel proaktiv gestaltet werden kann, ist Forschung gerade jetzt in ganz besonderem Maße erforderlich. Aufgabe der Wissenschaft ist es, Defizite zu begründen und Möglichkeiten aufzuzeigen, auf die Politik und Gesellschaft reagieren können. Das Cluster „Pflege und Versorgungsorganisation“ leistet dazu einen wichtigen Beitrag.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Frechen bei Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
Bildnachweis: © eickhoff/fhdd.de, Foto Startseite: iStock.com/uschools