Portrait
Selbstverwaltung im Gespräch

„Sehr gute Leitplanken für die tägliche Hausarztpraxis“

Weniger ist mehr: Mit nur 330 Wirkstoffen umfasst das Bremer Arzneimittelregister alles, was ein Hausarzt braucht. Dazu Fragen an Annette Düring, Verwaltungsratsvorsitzende der AOK Bremen/Bremerhaven.

G+G: Frau Düring, beschneidet das Bremer Arzneimittelregister (BAR) mit seinen 330 Wirkstoffen nicht die Therapiefreiheit der Mediziner? 

Düring: Nein. Wir haben jetzt zehn Jahre Erfahrung mit dem BAR. Hausärzte und einige Fachärzte in Bremen und Bremerhaven haben das BAR längst in ihre Praxis integriert. Nach allem, was wir von Medizinern und Pharmakologen wissen, hat sich die Qualität im Land Bremen verbessert. Das BAR empfiehlt Wirkstoffe, die ein Arzt täglich braucht und von denen er dann sicher weiß: Ihre Wirkung hält wissenschaftlichen Kriterien stand und beruht nicht auf fragwürdigen Studien.

G+G: Trotzdem: Völlig widerspruchsfrei sind die Informationen des BAR nicht, teilweise gibt es andere Empfehlungen als in S3-Leitlinien?

Düring: Das ist richtig. Deshalb gibt es die Einstufung in vier verschiedene Kategorien – vom „Standard-Wirkstoff“ bis zum „Wirkstoff ohne BAR-Empfehlung in dieser Indikation“. Jeder Arzt hat daneben aber die Möglichkeit, auf die eigene Erfahrung zu hören und vom BAR abzuweichen. Das BAR bietet allerdings schon sehr gute Leitplanken für die tägliche Praxis – wenn man bedenkt, dass der deutsche Arzneimittelmarkt über 10.000 Fertigarzneimittel mit 2.400 Wirkstoffen bereithält. 

G+G: Ein Modell also auch für andere Regionen in Deutschland?

Düring: Ganz sicher, wobei: Mit ARMIN gibt es in Sachsen und Thüringen ja ein vergleichbares Modell. In Berlin wird das BAR jetzt erstmals von einem Ärztenetz angewendet. Das wurde Zeit. Das Besondere am BAR ist ja: Anwendende Ärzte können ihre Praxiserfahrungen regelmäßig einbringen. Das BAR wird also ständig überprüft und verändert – und zwar nicht aus dem Elfenbeinturm heraus. Das bringt mehr Qualität und verhilft unseren Versicherten zu einer besseren Behandlung.

Bildnachweis: AOK Bremen/Bremerhaven