Angst, Hoffnung, Resignation, Ungewissheit – Kranksein hat nicht nur körperliche, sondern auch mentale Aspekte. Während über erstere viel geschrieben und gesprochen wird, kommt den letzteren nur wenig Bedeutung bei. Dabei sind diese für einen Erkrankten mindestens ebenso wichtig. Wir brauchen wieder ein Krankheits- und Medizinverständnis, welches dem Menschen in seinem Menschsein gerecht wird, fordert der Arzt und Philosoph Beat Gerber. Ihm gelingt es in seinem lehrreichen und klugen Buch, den dafür notwendigen Dialog zwischen Medizin und Philosophie zu entfachen. Besonderes Augenmerk legt Gerber auf das Thema Krankheitserleben. Ausführlich erläutert er, welche Aspekte für Verarbeitung und Akzeptanz einer Krankheit bestimmend sind und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, um im Sinne der Selbstregulation mit Krankheit und Leiden gut umzugehen. Suggestion, Resilienz, Coping, Gelassenheit, Gefühl und Mitgefühl sind Themen, denen sich der Autor in diesem Zusammenhang besonders widmet. Welche Erkenntnisse sich daraus für eine am Patientenwohl ausgerichtete Medizin ergeben, erläutert er im Anschluss daran. Seine Ausführungen werden ergänzt und bereichert von Gedanken und Argumenten bedeutender Philosophen.
Beat Gerber: Warum die Medizin die Philosophie braucht. 2020. 384 Seiten. 29,95 Euro. Hogrefe Verlag, Bern.