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Rundruf

Impfstrategie für Corona?

Der Aufbau von Corona-Impfzentren ist im Gange und erste Impfungen stehen bevor. Doch welche Strategie benötigt Deutschland, um gerecht und zügig gegen Covid-19 zu impfen?

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Prof. Dr. Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO):
Wir brauchen die Impfstrategie, die die meisten schweren Erkrankungen und Todesfälle verhindert. Sie muss jene schützen, die das höchste Erkrankungs- und Infektionsrisiko haben, auch die, welche die Erkrankten versorgen. Und sie muss gewährleisten, dass das Medizinsystem funktionsfähig bleibt. Wichtig ist auch, diejenigen zu impfen, die das Virus in vulnerable Gruppen hineintragen könnten, zum Beispiel Pflegende. Anfangs werden nicht genug Impfstoffdosen verfügbar sein, um alle Impfbereiten zu versorgen. Eine Empfehlung für eine Impfpriorisierung, die wir erarbeiten, berührt ethische Fragen und erfordert eine transparente Darstellung gegenüber der Bevölkerung.

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Melanie Huml, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege:
Es geht nicht nur darum, Impfzentren aufzubauen und Kühlschränke für die Lagerung des Impfstoffs zu beschaffen. Personal muss ausgewählt und ein Impf-Monitoring ermöglicht werden. Wir arbeiten eng mit den Kreisverwaltungsbehörden zusammen. Eine wichtige Säule sind mobile Teams, die etwa in Pflegeheimen zum Einsatz kommen sollen. Klar muss sein: Der Impfstoff wird nicht sofort flächendeckend für alle zur Verfügung stehen. Deshalb ist eine Priorisierung des Angebots in der Anfangsphase notwendig. Die Impfempfehlung der STIKO wird dann auch Grundlage in Bayern sein.

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Prof. Dr. Wolfram Henn, Institut für Humangenetik an der Universität des Saarlandes und Mitglied des Deutschen Ethikrates:
In der anfänglichen Knappheit muss die Zuteilung der Impfstoffe auf Hochrisikogruppen fokussiert sein. Ein transparentes Vorgehen wird die Akzeptanz fördern, wenn später genügend Impfdosen für alle über Hausarztpraxen verfügbar sein werden. Nur durch positive Motivation und niederschwellige Angebote lässt sich eine hinreichende Durchimpfung der Bevölkerung erreichen. Langfristig sollte die flächendeckende Versorgung mit Impfstoffen weniger als Gegenstand von Krankenversicherungen denn als Teil der allgemeinen Daseinsvorsorge verstanden und steuerfinanziert werden.

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Prof. Dr. Timo Ulrichs, Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften Berlin:
Mit der Impfung der Jüngeren – potenziellen Superspreadern – könnten indirekt Risikogruppen geschützt werden. Da aber beispielsweise unklar ist, ob sich diese Altersgruppe überhaupt impfen lassen würde, sollten Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen sowie medizinisches Personal zuerst geimpft werden. Die Impfstrategie sollte das Ziel verfolgen, Leben und Gesundheit zu bewahren, aber auch gesundheitliche und soziale Ungleichheiten nicht noch zu verstärken. Wichtig ist, bereits jetzt eine gute Logistik für die Durchimpfung aufzubauen, um die gesamte Bevölkerung möglichst schnell impfen zu können.

Bildnachweis: privat, www.melanie-huml.de, Deutscher Ethikrat, privat