Markus Beier, 51, steht als neuer Bundesvorsitzender an der Spitze des Deutschen Hausärzteverbandes. Der niedergelassene Allgemeinmediziner und Vorsitzende des bayerischen Hausärzteverbandes trat die Nachfolge von Ulrich Weigeldt an, der das Amt nach 16 Jahren als Bundesvorsitzender niedergelegt hat. Dr. Beier war bislang Vize-Vorsitzender des Verbandes. Neue stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes sind Professorin Nicola Buhlinger-Göpfarth, Vorsitzende des baden-württembergischen Hausärzteverbandes, und Dr. Ulf Zitterbart, Vorsitzender des Thüringer Hausärzteverbandes. Der Deutsche Hausärzteverband ist nach eigenen Angaben der größte Berufsverband niedergelassener Ärztinnen und Ärzte in Deutschland und hat mehr als 30.000 Mitglieder.
Spektrum 17
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Alle zeigenMehr Radler als je zuvor
Die Mitmach-Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ von AOK und Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) verzeichnete in diesem Jahr einen neuen Rekord. Bundesweit haben sich von Mai bis Ende August rund 281.620 Teilnehmende in den Sattel geschwungen. Im Vergleich zum Vorjahr sind das etwa 30.000 Radler mehr. Insgesamt wurden rund 46.810.000 Kilometer zurückgelegt und 9.212 Tonnen CO₂ eingespart. Bei der Aktion waren Beschäftigte aufgerufen, sich an mindestens 20 Tagen für den Arbeitsweg auf ihr Fahrrad oder ihr E-Bike zu schwingen. Die gefahrenen Kilometer mussten in einen Onlinekalender eingetragen werden. Auch Fahrten rund um das Homeoffice konnten angegeben werden. 1.905 Arbeitgeber nahmen auf mdrza.de an einem 15-Fragen-Selbstcheck teil, um die eigene Fahrradfreundlichkeit zu testen.
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Ärzte in Europa kurz vor Ruhestand
Neben Engpässen beim Pflegepersonal droht Europa auch ein Mangel an Ärztinnen und Ärzten. Laut einer Analyse der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind mehr als 40 Prozent der praktizierenden Mediziner über 55 Jahre alt und stehen somit kurz vor dem Ruhestand. Die WHO stützt sich dabei auf Daten aus 13 der 44 Länder in Europa, in denen solche Informationen zur Verfügung stehen. Dies sei eine „tickende Zeitbombe“, warnte die Organisation. „Die Überalterung des Gesundheits- und Pflegepersonals war vor der Covid-19-Pandemie bereits ein ernstes Problem, aber ist jetzt noch mehr Anlass zu Besorgnis, weil eine starke Fluktuation und demografische Faktoren das Personal weiter schrumpfen lassen.“ Das Ersetzen pensionierter Ärzte und anderer Gesundheits- und Pflegekräfte werde in den kommenden Jahren eine wichtige politische Aufgabe der Regierungen und Gesundheitsbehörden sein, schlussfolgert die WHO Europa.
Erhöhtes Risiko nach einer Depression
Depression, Angstzustände, Stress oder Einsamkeit vor einer Corona-Infektion können das Risiko für Long Covid erhöhen. Das zeigt eine Studie von Epidemiologen der Harvard School of Public Health in Boston. Dr. Siwen Wang und ihre Mitarbeiter hatten zu Beginn der Pandemie im April und Mai 2020 54.960 fast ausschließlich weibliche Teilnehmer nach psychischen Störungen, Ängsten und Sorgen befragt. Von den Befragten infizierten sich in den folgenden 19 Monaten 3.193 mit Corona. Von diesen litten 1.403 auch vier Wochen danach noch unter mindestens einem Long Covid-Symptom, am häufigsten Müdigkeit (56 Prozent) und Geruchs- oder Geschmacksprobleme (44,6 Prozent) gefolgt von Kurzatmigkeit (25,5 Prozent), Verwirrtheit (24,5 Prozent) und Gedächtnisstörungen (21,8 Prozent). Das Abgleichen mit dem Fragebogen, den die Teilnehmerinnen vor ihrer Infektion ausgefüllt hatten, ergab, dass depressive Störungen mit einem um 32 Prozent erhöhten Risiko für Long Covid assoziiert waren. Auch bei Angststörungen, erhöhtem Stress und Einsamkeit bestand ein Zusammenhang.
Experten warnen vor Krebs durch Alkohol
Alkohol kann das Krebsrisiko signifikant steigern, wie aus dem Alkoholatlas 2022 des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) hervorgeht. Allein in Deutschland gehen demnach jedes Jahr mehr als 20.000 Krebsneuerkrankungen und mehr als 8.000 Krebstodesfälle auf das Konto von Alkoholkonsum. Am stärksten ist den Angaben zufolge der Zusammenhang mit Brust-, Darm-, Speiseröhren- und Leberkrebs sowie Krebserkrankungen des Mund- und Rachenraums. „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Alkohol ein erheblicher Krebsrisikofaktor ist“, betont die Autorin Katrin Schaller. Sie appelliert gemeinsam mit anderen Experten an die Politik, die Alkoholsteuer zu erhöhen, das Abgabealter für alkoholische Getränke anzuheben und auch die Werbung dafür einzuschränken. Krebshilfe-Chef Gerd Nettekoven resümiert, jeder könne ungesunde Gewohnheiten aufgeben. Die Politik müsse Bedingungen schaffen, die eine gesunde Lebensweise förderten.
Alzheimer-Todesfälle stark gestiegen
Die Zahl der Krankenhausbehandlungen und Todesfälle wegen Alzheimer hat sich binnen 20 Jahren in Deutschland mehr als verdoppelt. 2020 starben daran insgesamt 9.450 Menschen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtet. Im Jahr 2000 seien es 4.535 Todesfälle gewesen. Das sei ein Anstieg der Fälle um 108,4 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich laut der Behörde bei den Klinikeinweisungen. Wegen einer Alzheimer-Erkrankung mussten 2020 insgesamt 19.356 Menschen stationär behandelt werden – davon 41,5 Prozent Männer und 58,5 Prozent Frauen. Im Jahr 2000 hatte es laut Destatis noch 8.116 Krankenhausbehandlungen gegeben. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie verweist darauf, dass etwa ein Drittel aller Alzheimer-Erkrankungen vermeidbar wären, wenn Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder körperliche Inaktivität so konsequent wie möglich reduziert würden.
Bewegung macht glücklich
Wer täglich 30 Minuten weniger auf sozialen Kanälen verbringt und sich stattdessen bewegt, tut viel für seine psychische Gesundheit. Das zeigt eine Studie des Teams vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum um Dr. Julia Brailovskaia. Versuchspersonen, die sich zwei Wochen lang daran hielten, fühlten sich glücklicher, zufriedener, weniger durch die Covid-19-Pandemie belastet und weniger depressiv als eine Kontrollgruppe. Diese Effekte hielten bis zum Ende der Studie nach sechs Monaten an.
Ärzte warnen vor Lachgas-Missbrauch
Lachgas wird zur Modedroge: Immer mehr junge Menschen inhalieren Distickstoffmonoxid (N2O), um high zu werden. Ärzte warnten jetzt in der Fachzeitschrift „British Medical Journal“ vor einem Anstieg neurologischer Komplikationen. Lachgas sei zu einer beliebten Freizeitdroge auf Partys, Festivals und in Nachtclubs geworden. Der Besitz von Lachgas sei legal, das Gas könne online gekauft werden, kritisierten die Mediziner. In den vergangenen 20 Jahren habe ein Arzt in der Notaufnahme vielleicht insgesamt ein oder zwei Fälle von Lachgas-Missbrauch gesehen, aber nun nähmen die Zahlen immer mehr zu, berichtete der Neurologe und klinische Leiter am Birmingham City Hospital, Dr. David Nicholl. Er sei besorgt, dass junge Menschen die Risiken nicht sehen würden. Die Auswirkungen von Lachgas könnten tiefgreifender und länger anhaltend sein, als „ein paar Minuten Schwindel“, so Nicholl. Einige Patienten litten unter anhaltendem Schwindel, undeutlicher Sprache und Verwirrtheit. Manche hätten sogar Krampfanfälle und Nervenschäden.
Viele Patienten fehl am Platz
60 Prozent der Patientinnen und Patienten, die von einem Arzt an die Zentrale Notaufnahme verwiesen werden, werden nach einer Untersuchung wieder nach Hause geschickt, wie eine Untersuchung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin zeigt. Für die Studie wertete das Team von Professor André Gries vom Uniklinikum Leipzig Daten von mehr als 34.000 Patienten aus, die vor der Pandemie im Jahr 2019 am Klinikum behandelt wurden. Davon wurden 47,7 Prozent durch einen Rettungs- und Notarztdienst sowie 7,6 Prozent durch einen Arzt eingewiesen, 44,7 Prozent kamen aus eigener Kraft. 16 Prozent der Selbsteinweiser wurden stationär aufgenommen, während die stationäre Aufnahmerate bei durch Ärzte zugewiesenen Patienten bei rund 40 Prozent lag.
Gefahr durch Hochbetten
Kinder unter sechs Jahren sollten nicht oben im Etagenbett schlafen. Darauf verweisen Mediziner der Universität Leipzig, die Verletzungen durch Stürze aus Hochbetten untersucht haben. „Eltern sollten insbesondere bei Kindern aufpassen, die jünger als zehn Jahre sind. Kinder unter sechs Jahren gehören gar nicht in Etagenbetten“, sagte Studienleiter Professor Martin Lacher. „50 Prozent der Frakturen im Zusammenhang mit Unfällen aus diesen Betten hätte es bei uns gar nicht gegeben, wenn die Nutzung den Kindern unter sechs Jahren verboten worden wäre.“ Die Zählung ergab, dass zwischen Januar 2014 und Dezember 2021 nicht weniger als 162 Patienten unter 18 Jahren in der Universitätsmedizin Leipzig behandelt wurden, die sich bei Stürzen aus Hochbetten etwas gebrochen hatten. Im Durchschnitt waren die behandelten Kinder fünf Jahre alt und zu 60 Prozent Jungen.
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Künstliche Süßstoffe schaden dem Herz
Künstliche Süßstoffe sind offenbar keine kalorienfreundliche und gesunde Alternative zu Zucker. Der regelmäßige Konsum von Aspartam, Acesulfam-K und Sucralose geht Forschern der Pariser Universität Sorbonne zufolge mit einem erhöhten Risiko für Herz- oder Kreislauferkrankungen – einschließlich Schlaganfall und Herzinfarkt – einher. So hatten Süßstoff-Konsumenten eine neun Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, Herz-Kreislauf-Leiden zu entwickeln. Bei Personen mit Zerebrovaskulären Erkrankungen, etwa unzureichender Gehirn-Durchblutung, erhöhte sich das Risiko um 18 Prozent. Um mögliche Gesundheitsrisiken der Kunstsüße zu untersuchen, analysierten die Forscher Daten von rund 100.000 Teilnehmern der NutriNet-Santé-Studie, die 2009 in Frankreich gestartet wurde. Dabei zeigte sich, dass 37 Prozent der Befragten regelmäßig künstliche Süßstoffe konsumierten.
Auslandsabschlüsse häufiger anerkannt
2021 wurden in Deutschland erneut mehr ausländische Berufsabschlüsse anerkannt: Laut Statistischem Bundesamt wurden im vergangenen Jahr 46.900 im Ausland erworbene berufliche Abschlüsse als vollständig oder eingeschränkt gleichwertig zu einer in Deutschland erworbenen Qualifikation eingestuft – fünf Prozent mehr als 2020. Rund zwei Drittel (31.400) aller anerkannten Berufsabschlüsse gehören zu den medizinischen Gesundheitsberufen – ebenfalls ein Zuwachs um fünf Prozent. Die meisten Bewilligungen gab es bei Gesundheits- und Krankenpflegern (16.000). Mit deutlichem Abstand folgte an zweiter Stelle der Arztberuf (8.200).
Experten warnen vor Online-Glücksspielen
Von Glücksspielen im Internet geht ein besonders hohes Suchtrisiko aus, warnt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA). Diese Spiele seien jederzeit verfügbar und lockten mit hohen Gewinnen, so der Kommissarische Direktor Professor Martin Dietrich. „Die vermeintliche Aussicht auf schnelle Gewinne macht vor allem Online-Sportwetten beliebt.“ Deshalb sei es wichtig, für die Risiken zu sensibilisieren. Bundesweit müsse von etwa 229.000 problematischen und 200.000 wahrscheinlich pathologischen Glücksspielern ausgegangen werden. Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, fordert von den Ländern: „Keine Sportwetten-Werbung mehr vor 21 Uhr. Weder im Fernsehen, noch im Internet.“
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Aufholbedarf bei Kindergesundheit
Das Wohl von Kindern und Jugendlichen muss nach Ansicht der Stiftung Kindergesundheit stärker in den Fokus rücken. In ihrem ersten Kindergesundheitsbericht sieht die Organisation einigen Verbesserungsbedarf beim körperlichen und seelischen Gesundheitszustand junger Menschen in Deutschland. Viele hätte weiterhin schlechte Essgewohnheiten und einen großen Bewegungsmangel. Auch die Qualität von Schulessen sei oft schlecht und nicht bedarfsgerecht. Die Stiftung kritisiert zudem den finanziellen und personellen Zustand der Kinderkliniken und -abteilungen. Das Fallpauschalensystem bilde den erhöhten Personalaufwand für Kinder und Jugendliche und die hohen Vorhaltekosten der Kindermedizin nicht ab. „Tagtäglich wird in Deutschland gegen die Kinderrechtskonvention verstoßen. Die dort verbriefte Priorität des Kindeswohls wird zu häufig missachtet“, sagte Stiftungsvorstand Professor Berthold Koletzko.
Geburtenziffer 2022 stark gesunken
Corona hat die Geburtenziffer abrupt sinken lassen. Während der Wert von 2015 bis 2021 noch zwischen 1,5 und 1,6 Kindern pro Frau pendelte, ist er zum Jahresbeginn auf 1,3 bis 1,4 gefallen, wie eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigt. Das entspricht einem Rückgang um mehr als zehn Prozent gegenüber den Jahren vor der Pandemie. Eine wesentliche Ursache ist laut BiB, dass sich manche Frauen nach dem Start der Impfkampagne im Frühjahr 2021 erst impfen lassen wollten. „Da die Impfung zunächst für Schwangere nicht empfohlen war, wurde der Kinderwunsch oftmals aufgeschoben“, erläutert Forschungsdirektor Dr. Martin Bujard. Im Mai 2022 zeichnete sich mit 1,48 wieder eine leichte Erholung der Geburtenziffer ab.
Nicht immer erste Sahne
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) weist auf Desinfektionsmittel-Rückstände bei Schlagsahne in Cafés und Restaurants hin. Bei Untersuchungen seien in jeder fünften Probe Schlagsahne in der Gastronomie Rückstände oberhalb der rechtlich festgelegten Höchstwerte gefunden worden, teilte das BVL mit. In der Gastronomie werde häufig Sahne aus Automaten verwendet. Diese müssten regelmäßig gereinigt, desinfiziert und anschließend mit heißem Wasser nachgespült werden. Werde das Nachspülen vernachlässigt, könnten Reste von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln in die Sahne übergehen. Hier müssten viele Betriebe eine größere Sorgfalt an den Tag legen, fordert BVL-Präsident Friedel Cramer.
Lebensverhältnisse verschlechtern sich
Corona verschlechtert weltweit die Lebensverhältnisse der Menschen in neun von zehn Ländern. Laut dem „Index der menschlichen Entwicklung“ für das Jahr 2021 des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) hat der Rückschlag die Errungenschaften der vorangegangen fünf Jahre zunichte gemacht. Die Schweiz ist mit einem Indexwert von 0,962 das am höchsten entwickelte Land der Erde, nahezu gleichauf mit Norwegen und Island. Deutschland kommt auf einen Wert von 0,942. Die Bundesrepublik belegt damit Rang neun und verliert im Vergleich zu 2015 fünf Plätze. Bei der Erstauflage des Index 1990 hielten die Vereinigten Staaten noch den Spitzenplatz, sie kommen jetzt aber nur auf Rang 21. Auf den hintersten Plätzen des Index aus 191 Ländern liegen Niger, Tschad und Südsudan.
Erfolg für Projekt mit Routinedaten
Der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) hat empfohlen, die Ergebnisse des Projekts zur Qualitätsmessung in der Pflege mit Routinedaten (QMPR) bei der Weiterentwicklung von Qualitätssicherungsverfahren in der Langzeitpflege zu berücksichtigen. In dem Projekt wurde zwei Jahre lang getestet, wie sich Versorgungsdefizite in der Pflege erkennen lassen. Dabei ging es um den Einsatz von Arzneien sowie die Schnittstellen zwischen Pflege und ambulanter ärztlicher Versorgung oder einer Klinikbehandlung von Pflegebedürftigen. Vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) wurden dazu in Zusammenarbeit mit dem Aqua-Institut in Göttingen und der Ostfalia-Hochschule für Angewandte Wissenschaften zwölf Qualitätsindikatoren entwickelt. Die Ergebnisse belegen nach Einschätzung des Innovationsausschusses „die Machbarkeit der Entwicklung routinedatenbasierter Qualitätsindikatoren für die Versorgung von Bewohnerinnen und Bewohnern stationärer Pflegeeinrichtungen“.
Köpfe und Karrieren 9
Alle zeigenKöpfe und Karrieren 9
Alle zeigenNorbert Smetak, 64, hat erneut den Vorsitz des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen (BNK) übernommen. Der Facharzt für Innere Medizin mit den Teilgebieten Kardiologie und Angiologie steht seit dem Jahr 2008 an der Spitze des BNK. Zudem ist er Vizepräsident des Berufsverbandes Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI) sowie stellvertretender Vorsitzender von MEDI Baden-Württemberg, einem Zusammenschluss von niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten aller Fachrichtungen. Der BNK hat rund 1.400 Mitglieder und repräsentiert nach eigenen Angaben über 90 Prozent der kardiologischen Praxen.
Claudia Middendorf, 53, ist als Beauftragte für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten der nordrhein-westfälischen Landesregierung bestätigt worden. Die CDU-Politikerin und Diplom-Sozialpädagogin übernahm das Amt erstmals 2017. Zuvor arbeitete sie seit 1995 beim Caritasverband Hagen. Von 1999 bis 2012 war sie Stadträtin in Dortmund und danach fünf Jahre lang CDU-Abgeordnete im nordrhein-westfälischen Landtag.
Jürgen Bender, 75, ist erneut zum Pflegebeauftragten des Saarlandes berufen worden. Der Jurist bekleidet dieses Amt seit 2013. Nach seinem Jurastudium war er bei der Staatsanwaltschaft Saarbrücken, dem Amtsgericht Saarlouis, dem Landgericht Saarbrücken und dem Amtsgericht Saarbrücken tätig. 1984 wechselte er zum Sozialgericht für das Saarland und schließlich zum Landessozialgericht, dessen Präsident er 2000 wurde. Seit seinem Ausscheiden aus dem richterlichen Dienst Ende 2011 ist er unter anderem auch Vorsitzender der Schiedsstelle des Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen im Saarland sowie des Erweiterten Landesausschusses im Bereich ambulante spezialfachärztliche Versorgung seltener Erkrankungen und Erkrankungszustände sowie hochspezialisierter Leistungen (Paragraf 116 b Absatz 2 und 3 Sozialgesetzbuch V).
Martina Hannak, 53, leitet als neue Präsidentin das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA). Die Juristin, die auch eine Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin hat, war zuvor Vize-Präsidentin der Bundesbehörde, die beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend angesiedelt ist. Bevor sie zum BAFzA wechselte, war sie von 2016 bis 2020 Vorsitzende der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Davor arbeitete sie acht Jahre lang im Bundesfamilienministerium und leitete dort die Referate Grundsatzangelegenheiten der Engagementpolitik sowie Digitalisierung der Gesellschaft, digitale Agenda. Zu den Aufgaben des BAFzA gehört es, das soziale Engagement und das gesellschaftliche Miteinander zu fördern.
Katarina Barley, 53, ist neue Präsidentin des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Die Juristin und Sozialdemokratin übernahm das Amt von Franz Müntefering, der 21 Jahre lang an der Spitze der Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation stand. Barley war von 2017 bis 2018 Bundesfamilienministerin, zusätzlich nach dem Rücktritt von Andrea Nahles geschäftsführende Bundesministerin für Arbeit und Soziales und anschließend ein Jahr lang Bundesministerin für Justiz und Verbraucherschutz. Bei der Europawahl 2019 errang sie ein Mandat für das Europäische Parlament und wurde 2019 von den Europaabgeordneten zur Vizepräsidentin gewählt.
Peter Weiß, 66, steht als neuer Vorsitzender an der Spitze des Bundesverbandes Rehabilitation. Er folgt auf Ilse Müller, die dem Verband seit 2006 vorstand. Weiß studierte bis 1982 Katholische Theologie. Danach absolvierte er ein Volontariat und arbeitete anschließend als Redakteur in München. Von 1998 bis 2021 gehörte er dem Bundestag an und war von 2009 bis 2018 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und gehörte dem Bundestagsausschuss Arbeit und Soziales und dem Gesundheitsausschuss an. 2021 wurde er zum Bundeswahlbeauftragten für die Sozialversicherungswahlen berufen, die im Mai kommenden Jahres stattfinden. Der BDH ist ein gemeinnütziger Sozialverband und Träger von Fachkliniken für neurologische Rehabilitation.
Daniel Schaffer, 36, übernimmt im Dezember dieses Jahres die Geschäftsführung des Berufsverbandes der Akkreditierten Medizinischen Labore (ALM). Der Politikwissenschaftler begann seine berufliche Laufbahn 2010 als wissenschaftlicher Mitarbeiter von verschiedenen Bundestagsabgeordneten. Ab 2016 war er beim Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) als Referent für gesundheitspolitische Grundsatzfragen unter anderem für die Themen Digitalisierung und Versorgungsstrukturen des Gesundheitswesens zuständig. Derzeit arbeitet er bei einem US-amerikanischen Pharma- und Biotechnologieunternehmen mit Sitz in Berlin und Martinsried bei München. Der ALM-Verband vertritt nach eigenen Angaben über 200 medizinische Labore.
Siegmar Nesch, 56, ist in den Vorstand der Barmer berufen worden. Der Diplom-Betriebswirt und frühere stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg soll zum 1. Januar 2023 seine Arbeit im dreiköpfigen Vorstand der Krankenkasse aufnehmen. Er folgt dann auf Jürgen Rothmaier, derzeit stellvertretender Vorstandsvorsitzender, der nach 45 Jahren Tätigkeit bei der Barmer zum Ende des Jahres in den Ruhestand geht. Nesch wird für die Bereiche Informationstechnologie, Marketing und Vertrieb zuständig sein. Ab 2023 übernimmt Simone Schwering, derzeit Vorstandsmitglied, den stellvertretenden Vorstandsvorsitz der Barmer.
AOK-Notizen 8
Alle zeigenAOK-Notizen 8
Alle zeigenViele Grundschüler psychisch auffällig
Mehr als jeder dritte Grundschüler in Sachsen und Thüringen hat Defizite in der Entwicklung, verhält sich auffällig oder leidet unter einer psychischen Störung. Das belegen Zahlen der AOK PLUS aus dem vergangenen Jahr. Demnach wurde in Sachsen bei 37,3 Prozent eine sogenannte F-Diagnose gestellt, etwa eine psychische Erkrankung oder eine Verhaltensstörung (Thüringen: 35,5 Prozent). Probleme mit der Sprache und bei schulischen Fertigkeiten betreffen 26 Prozent der sächsischen Schüler (Thüringen: 24,5 Prozent). Bei jedem zwölften Grundschulkind in Sachsen (7,8 Prozent) und Thüringen (8,7 Prozent) wurden Verhaltensauffälligkeiten wie die Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrome ADHS und ADS diagnostiziert. Die Anzahl der übergewichtigen Grundschüler ist in Sachsen während Corona um 14,1 Prozent gestiegen (Thüringen: 12,6 Prozent). Im Vorpandemie-Jahr 2019 erhielten in Sachsen 4,4 Prozent die Diagnose Adipositas, 2021 waren es schon fünf Prozent. In Thüringen stieg der Wert von 5,5 Prozent (2019) auf 6,2 Prozent in 2021. AOK-Vorstandschef Rainer Striebel nannte das alarmierend. „Die übergewichtigen Mädchen und Jungen von heute sind die Diabetiker und chronisch Kranken von morgen.“ Insgesamt sind in beiden Ländern mehr als 170.000 Sechs- bis Zehnjährige bei der AOK versichert.
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Telemedizin mit Stethoskop
Gemeinsam mit Pflegeheimen, Ärztinnen und Ärzten sowie dem Anbieter „MedKitDoc“ hat die AOK Nordost ein sechsmonatiges Telemedizin-Pilotprojekt in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gestartet. Dabei werden die häufigsten hausärztlichen Untersuchungen bei den Heimbewohnerinnen und -bewohnern via Videokonferenz durchgeführt. Das Ziel: Vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel, fehlender Vernetzung und zum Teil großen Entfernungen auf dem Land soll eine gute ärztliche Versorgung in den Einrichtungen aufrechterhalten werden. Über die Plattform „MedKitDoc“ werden bei der Videosprechstunde verschiedene zertifizierte Medizingeräte eingebunden, etwa ein digitales Stethoskop zum Abhören von Herz- und Lungengeräuschen, ein Blutdruck- und ein Blutsauerstoffmessgerät. Auch ein EKG kann erstellt werden. Mittels einer App für mobile Geräte mit IOS- oder Android-Betriebssystem werden die Daten in Echtzeit an die Ärztin oder den Arzt übermittelt. „Als Krankenkasse betreten wir damit Neuland“, sagt AOK-eHealth-Experte Timo Behrendt. Insbesondere in der Pflege würden die Potenziale der Digitalisierung noch viel zu wenig genutzt. Das Projekt ist Teil der Initiative „Stadt.Land.Gesund.“, bei der sich die AOK für eine bessere ländliche Gesundheitsversorgung einsetzt.
Migräne als Volkskrankheit
Immer mehr Menschen leiden unter Migräne. So waren in Niedersachsen im vergangenen Jahr 140.000 AOK-Versicherte von den quälenden Kopfschmerzen betroffen und suchten einen Arzt auf, wie Versorgungsforscher der AOK Niedersachsen ermittelten. Knapp 32.000 Erwerbstätige wurden krankgeschrieben. Frauen erhielten die Diagnose dreimal häufiger als Männer. Im Fünf-Jahres-Vergleich zeigt sich, dass die Diagnosehäufigkeit von Migräne in dem Bundesland seit 2016 deutlich um 20 Prozent gestiegen ist. Den größten Zuwachs gab es mit 28 Prozent bei jungen Männern der Altersgruppe 18 bis 29, die auch insgesamt am stärksten von Migräne betroffen ist.
Pflegenavigator erhält Preis
Der AOK-Pflegenavigator ist mit dem „Deutschen Gesundheits-Award 2022“ in der Kategorie „Pflegedienste & Pflegeheime – Vergleichsportale“ ausgezeichnet worden. Grundlage des vom Deutschen Institut für Service-Qualität und dem Nachrichtensender ntv ausgelobten Preises bildete eine Befragung von 31.486 Verbraucherinnen und Verbrauchern. Der AOK-Pflegenavigator setzte sich in der engeren Wahl gemeinsam mit dem vdek-Pflegelotsen und dem BKK-Pflegefinder gegen acht überwiegend kommerzielle Anbieter durch. Der AOK-Pflegenavigator bietet umfangreiche Infos zu Pflegeheimen, Tages- und Nachtpflegeeinrichtungen, Pflegediensten und Unterstützungsangeboten.
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Digitale Bewilligung von Krankenfahrten
Die Verordnung von Krankenbeförderungen durch Ärztinnen und Ärzte in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein ist für Versicherte der AOK NordWest jetzt elektronisch möglich. „Die Ärztinnen und Ärzte können die Verordnungen für eine Krankenbeförderung direkt aus ihrem Praxisinformationssystem heraus schnell und sicher digital an uns schicken“, erläuterte AOK-Vorstandschef Tom Ackermann. Das Genehmigungsverfahren werde damit erheblich beschleunigt. Die Kasse kooperiert bei dem Projekt mit der CompuGroup Medical (CGM), dem Marktführer für Praxisverwaltungssysteme, sowie dem Softwarehersteller gevko GmbH. Die AOK NordWest ist die erste gesetzliche Krankenkasse, die diesen Prozess digitalisiert hat. „Unser Pilotprojekt für die elektronische Verordnung von Fahrkosten ist für die Branche richtungsweisend“, so Ackermann. Die vormals auf einem Papierformular verordneten Krankenbeförderungen etwa für Taxis, Mietwagen oder Krankentransporter werden nun einfach aus der Arztpraxis per Mausklick an die AOK zur tagesaktuellen Bewilligung übermittelt.
Aufklärungsbedarf bei HPV-Impfung
Vier von fünf Eltern (79 Prozent) halten Schutzimpfungen für Kinder grundsätzlich für sinnvoll, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag der AOK Rheinland/Hamburg ergab. Allerdings gibt mehr als jeder dritte Vater und mehr als jede dritte Mutter (35 Prozent) an, nicht zu wissen, dass auch Schutzimpfungen gegen bestimmte Krebserkrankungen existieren, wie etwa gegen humane Papillomviren (HPV). Diese Erreger erhöhen das Risiko von Krebs im Genitalbereich. Nur 59 Prozent der Eltern fühlen sich ausreichend über Nutzen und Risiken von Impfungen informiert. Im Falle der HPV-Impfung erklären rund 40 Prozent, bislang noch nicht von ihrer Kinderärztin oder ihrem Kinderarzt auf das Angebot hingewiesen worden zu sein. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg haben daher eine Kampagne ins Leben gerufen, um diese Impfung bekannter zu machen und die Impfquote zu steigern. „Mediziner raten zur HPV-Impfung im Kindesalter ab neun Jahren. Die Kosten dafür übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen“, so AOK-Vorstandschef Günter Wältermann. Das Angebot richte sich an Jungen wie Mädchen.
Neues Portal für Innovationen
Die AOK Sachsen-Anhalt bietet eine neue Online-Anlaufstelle für Initiativen, Gründer und Start-ups, die das Gesundheitswesen verbessern wollen. Die Krankenkasse möchte so noch gezielter mit klugen Köpfen kooperieren, um gemeinsam innovative Ideen für die Versorgung ihrer Versicherten zu entwickeln. Der Hintergrund ist, dass das Gesundheitswesen mit seiner Vielzahl von Akteuren und Anlaufstellen insbesondere für junge Gründer schwer zu überblicken ist. Dabei besteht gerade hier die Chance, durch Instrumente wie Modellvorhaben oder Selektivverträge große Zielgruppen direkt zu erreichen. Allein die AOK Sachsen-Anhalt bietet Zugang zu mehr als 800.000 Versicherten in dem Bundesland. Unter deine-gesundheitswelt.de/innovation wurde daher ein zentraler Zugangskanal geschaffen. Hier können Firmen ihre Ideen schnell und unkompliziert einreichen.
Neuer Online-Coach unterstützt bei Long Covid
Mit einem neuen Internetangebot will die AOK Long-Covid-Erkrankte und ihre Angehörigen beim Umgang mit dem Leiden unterstützen. Der für alle Interessierten kostenfrei verfügbare „Long-Covid-Coach“ umfasst 26 Erklär- und Übungsvideos. Entwickelt wurde das Portal zusammen mit dem Universitätsklinikum Heidelberg und der Rehaklinik Heidelberg-Königstuhl. Das Angebot ersetze nicht die ärztliche Diagnose und Behandlung, könne aber ergänzend Hilfe zur Selbsthilfe bieten, betonte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. Der Leidensdruck der Betroffenen sei oft groß. Viele litten unter Luftnot, schwerer Erschöpfung (Fatigue) oder kognitiven Störungen (Brain Fog). Vermittelt werden aktuelle Informationen über die Erkrankung sowie zu Hilfs- und Versorgungsangeboten. Die Videos bieten darüber hinaus Übungen zum Atem-, Riech- und Gedächtnistraining sowie Tipps für den Alltag. Das Angebot soll kontinuierlich an neue Erkenntnisse angepasst werden. Eine Auswertung von Arbeitsunfähigkeits-Daten durch das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) zeigt auf, dass die Folgeerkrankung zwar nur relativ wenige vorab mit dem Coronavirus infizierte Beschäftigte betrifft, diese haben aber Fehlzeiten von im Schnitt fast sieben Wochen. Konkret ist seit Pandemiebeginn mehr als jeder fünfte durchgängig erwerbstätige AOK-Versicherte im Zusammenhang mit einer akuten Covid-19-Erkrankung ausgefallen. 3,8 Prozent davon waren danach aufgrund einer Long-Covid-Symptomatik arbeitsunfähig.
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Alle zeigenAnalyse der sozialen Pandemie-Folgen
Die wirtschaftliche, soziale und politische Ungleichheit sei das Kardinalproblem unserer Gesellschaft. Die Covid-19-Pandemie habe diese nicht nur sichtbarer gemacht, sondern noch verschärft, konstatiert der Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge. In seinem neuen Buch setzt er sich kritisch und konstruktiv mit den gesellschaftlichen Folgen der pandemischen Ausnahmesituation auseinander und reflektiert insbesondere die zum Teil erheblichen Auswirkungen auf Frauen, Mütter, Senioren, Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte. Für seine Analyse greift er auf die Ergebnisse aktueller Forschungen zurück und lässt namhafte Experten zu Wort kommen. Detailliert zeichnet er die Konzepte und Strategien zum Infektionsschutz nach und unterzieht sie einer Bewertung, um dann sachkundig einen Vergleich zwischen der sozioökonomischen Ungleichheit vor und nach der Pandemie zu ziehen. Dass mit der zunehmenden Diskrepanz auch die politische Zerrissenheit zugenommen hat, verdeutlicht er am Beispiel der zentrifugalen Entwicklung des Parteiensystems und der Radikalisierung der bürgerlichen Mitte. Doch wie lässt sich der gesellschaftliche Zusammenhalt wiederherstellen? Die Antwort könne nur in der Abschaffung der Ungleichheit liegen, meint Butterwegge. Seine konkreten Vorschläge dazu regen die Debatte für eine sozial-ökonomische Transformation an.
Reflexion über gute Pflege
Ist von der Qualität in der Pflege die Rede, entsteht oftmals der Eindruck, dass die Dokumentation bedeutsamer ist als die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen. Das vorliegende Lehrbuch für Pflegestudium und -ausbildung bewegt sich genau in diesem Spannungsfeld. Das Autorenteam schaut zunächst objektiv auf den Qualitätsbegriff, stellt übersichtlich Definitionen, Dimensionen und Systematisierungen dazu vor und vermittelt die gesetzlichen Grundlagen. Wie unterschiedlich die Vorstellungen zur Qualität der Pflege sind, wenn subjektiv auf den Begriff geschaut wird, veranschaulichen die Perspektiven von Pflegebedürftigen, Leistungsträgern und Pflegekräften. Ausführlich gehen die Autoren auf die Entwicklung, Einführung, Messung und Bewertung von Qualitätsmaßnahmen ein und stellen etablierte Instrumente vor. Welchen Beitrag die Einrichtungen selbst für eine gute Pflegequalität auch unter schwierigen Rahmenbedingungen leisten können, wird kritisch reflektiert. Das Buch bietet Auszubildenden in der Pflege ein umfassendes Rüstzeug für die Auseinandersetzung mit der Thematik. Die Verknüpfung der gut strukturierten theoretischen Inhalte mit praxisnahen Beispielen aus dem Pflegealltag erleichtert das Verständnis. Reflexionsfragen laden zum Nachdenken und Diskutieren ein. Übungsaufgaben ermöglichen es, das Gelernte zu überprüfen.
Strategien für ärztliche Therapien
Patientinnen und Patienten mit mehreren unterschiedlichen Erkrankungen, vielfältigen Beschwerden und Multimedikation sind eine Herausforderung für jede Hausarztpraxis. Hier gilt es, den Überblick zu behalten, mit dem Patienten realisierbare Therapieziele zu definieren und tragbare Behandlungsmaßnahmen zu treffen. Mit welchen Konzepten das gelingt, zeigen Autoren aus Forschung und Versorgung in diesem Handbuch. Sie erläutern die Kriterien für die Analyse klinischer Interaktionen und beschreiben evidenzbasierte Methoden, um diese aufzuspüren. Sie gehen auf die Bedeutung von Patientenpräferenzen für eine erfolgreiche Arzt-Patienten-Kommunikation ein, analysieren die Herausforderungen und stellen Methoden zur Erhebung vor. Und sie geben Empfehlungen für eine individualisierte Versorgung als bestmögliche Option für das Erreichen von Behandlungszielen. Wie sich dies für multimorbide Erkrankungen in speziellen Entscheidungssituationen umsetzen lässt, wird praxisnah beschrieben. Mehr als 30 Fall- und Best-Practice-Beispiele, Tipps und Kommentare erleichtern den Praxisbezug. Zahlreiche Tabellen und Abbildungen veranschaulichen Wissenswertes, und Toolboxen liefern weiterführende Informationen.
Umgang mit Süchten
Die Idee zu diesem Buch kam dem Psychiater Georg Psota wenige Monate nach dem Ausstieg aus seiner 40-jährigen Nikotinsucht. Die persönliche Suchterfahrung und die seiner Patienten sind in diesem wissenschaftsbasierten, leicht verständlichen Sachbuch und Ratgeber unter Mitwirkung des Journalisten Michael Horowitz zusammengeflossen. Die Autoren erklären fachlich fundiert, was Sucht ist, stellen detailliert bedeutsame Drogen vor und nehmen ausführlich die wichtigsten stoffungebundenen Süchte unter die Lupe. Dabei gehen sie nicht nur auf das Suchtpotenzial und die Folgen der Abhängigkeit für den Einzelnen und sein Umfeld ein, sondern beleuchten auch die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen. Dass trotz der negativen Folgen weiter immense ökonomische Interessen an der Aufrechterhaltung des Drogenkonsums bestehen, zeigen die Autoren anhand zahlreicher Beispiele auf. Doch warum entwickeln wir überhaupt Abhängigkeiten? Erhellende Antworten liefern die lebendig erzählten Lebens- und Leidensgeschichten von bekannten Künstlern. Doch es gibt Wege aus der Sucht, betonen die Autoren, und stellen Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene und ergänzende Hilfen für Angehörige vor.
BECKs BETRACHTUNGEN
Der gebürtige Leipziger BECK studierte Architektur und Grafik, bevor er als Cartoonist und Illustrator in „taz“, „Reader’s Digest“, „natur“ und der „Zeit“ bekannt wurde. 2019 erhielt er den Heinrich-Zille-Karikaturenpreis der Heinrich-Zille-Geburtsstadt Radeburg für den G+G-Cartoon Landversorgung“.
Im Corona-Jahr 2020 erschienen von BECK gleich drei neue Bücher („Gehänselt und gegretelt“, „Cowitz-19“ und zuletzt die Sammlung mit Gesundheitscartoons, „Warten auf den Doktor“).
Auf schneeschnee.de gibt es täglich einen neuen Cartoon.