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Cover Entlassmanagement
Anschlussversorgung

Sektorenübergang läuft nicht rund

Der Rahmenvertrag zum Entlassmanagement zwischen dem GKV-Spitzenverband und der Deutschen Krankenhausgesellschaft von Oktober 2017 hat den Handlungsspielraum der Krankenhäuser erweitert. Klinikärzte können seither unter anderem häusliche Krankenpflege verordnen oder Arbeitsunfähigkeit bescheinigen. In der Praxis hapert es dennoch. Aktuellen Zahlen zufolge wird nur ein Drittel der Patienten in den Stationen über das Pflichtangebot informiert. Der vorliegende Band zeigt die Positionen der Interessengruppen auf, stellt die Erfahrungen der Praktiker vor und berücksichtigt wichtige Rahmenbedingungen für das Entlassmanagement, beispielsweise die Digitalisierung. Ein Fazit ist, dass es nicht nur an einer interprofessionellen Zusammenarbeit mangelt, sondern auch an einem standardisierten Prozess. Vorgestellt werden aber auch erfolgreiche Modellprojekte wie etwa die „Vernetzte Versorgung aus einer Hand“ in Mecklenburg-Vorpommern. Drei Kliniken und ein Ärztenetz haben sich dort zusammengetan, um 6.000 Versicherte der AOK-Nordost über die Schnittstelle hinaus zu steuern. Zu den Erfolgsfaktoren zählen professionelle Strukturen bei den Beteiligten, Offenheit für eine gemeinsame Kommunikation sowie finanzielle Mittel, um passende Konzepte vor Ort zu entwickeln.
Susanne Eble, Jens Miedke, Naseer Khan (Hrsg.): Entlassmanagement. 2018. 236 Seiten. 49,95 Euro. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin.

Cover_It's_Alive
Fortschritt

Nachdenken über schlaue Maschinen

Nichts ist unmöglich – im Jahr 2050 werden individuelle Autofahrten verboten sein, der Arzt ist durch Computer und Fitnesswatch ersetzt und interaktive Filme entführen Zuschauer in virtuelle Welten. Toby Walsh, Professor in Australien und Forscher im Bereich der Künstlichen Intelligenz, ist überzeugt, dass denkende Maschinen in wenigen Jahrzehnten unseren Alltag komplett verändern werden. Als Beleg dient ihm ein Blick zurück: Computer und Smartphone haben sich innerhalb kurzer Zeit etabliert. Warum sollte sich der technologische Fortschritt künftig verlangsamen? Vielleicht, weil sich an der Künstlichen Intelligenz die Geister scheiden. So nimmt beispielsweise der Unternehmer Elon Musk bedrohliche Aspekte wahr und will Sicherheit fördern. Facebook-Chef Marc Zuckerberg hingegen hält die Warnung vor der Künstlichen Intelligenz für überzogen. Walsh stellt zehn Thesen auf, wie die Künstliche Intelligenz bis 2050 unseren Alltag prägen wird. Das autonome Fahren, das den Individualverkehr auf den Straßen ersetzen soll, ist nur eine davon. Das klingt mit den Verweisen auf weniger Verkehrstote, auf weniger geparkte Autos und mehr Platz auf den Straßen durchaus verheißungsvoll. Die Aussicht jedoch, Diagnosen und Therapien online abzurufen oder sich vermehrt in virtuellen Welten zu bewegen, kann Angst einflößen.
Toby Walsh: It‘s alive. Wie künstliche Intelligenz unser Leben verändern wird. 2018. 352 Seiten. 18 Euro. Edition Körber, Hamburg.

Cover Japan – Abstieg in Würde
Japan

Vergreisung bereitet Sorgen

Anfang der 1990er Jahre war Japan noch eine ökonomische Weltmacht. Jetzt befindet sich der asiatische Inselstaat auf dem Rückzug aus der Riege der führenden Wirtschaftsnationen. Ein Grund dafür: Japan ist überaltert. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung ist 65 Jahre und älter. Der Anteil der alten Menschen ist mehr als doppelt so hoch als jener der unter 15-Jährigen. Im Jahr 2016 war die Schar der Hundertjährigen bereits auf rund 65.000 Menschen angewachsen. Die demografische Entwicklung stellt die Wirtschaft des Landes vor immense Probleme. Allein in der Pflege werden 2025 rund 380.000 Fachkräfte fehlen. Wieland Wagner liefert eine überaus spannende Analyse der japanischen Gesellschaft. Deutlich wird darin, wie vielschichtig die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft sind und dass Impulse in allen Teilen der Gesellschaft – Wirtschaft, Politik, Religion, Kultur – nötig sind, um Veränderungen zu bewirken. Überraschenderweise sieht der Spiegel-Journalist in dem 89 Jahre alten Kaiser einen der letzten Reformer. Akihito hat angekündigt, dass er nicht auf Lebenszeit auf dem Thron bleiben will, sondern im Mai 2019 abtreten werde. Dies ist aus Wagners Sicht ein starkes Zeichen an die Gesellschaft, dass Veränderungen auch in Japan möglich und willkommen sind.
Wieland Wagner: Japan – Abstieg in Würde. 2018. 256 Seiten. 20 Euro. Deutsche Verlags-Anstalt, München.

Cover Zu jung für alt
Rentnerdasein

Neues Schaffen im Unruhe-Stand

Alt sind immer nur die anderen. Dies dachte auch Dieter Bednarz. Nach über 30 Jahren beim „Spiegel“ kommt er schwer ins Grübeln, als sein Chef ihn auf den Vorruhestand anspricht. Sein neues Buch „Zu jung für alt“ ist eine gutgeschriebene Erzählung über das Altern. Bednarz, Jahrgang 1956, hat als langjähriger Redakteur und Korrespondent beim „Spiegel“ ausgesorgt – finanziell jedenfalls. Dennoch plagen ihn „Gratifikationsdefizite“ – zumindest, wenn er an die Zeit nach seinem Berufsleben denkt. Ein Journalist, der mit Staatschefs in aller Welt gesprochen und Artikel verfasst hat, kann die Aussicht auf ein ruhiges Rentner-Leben durchaus als kränkend empfinden. Die Versuchung ist groß, dass journalistische Rolle und die Bedeutsamkeit als Mensch ineinanderfließen. Wem aber die Arbeit das Ein und Alles ist, für wen das Rennen im Hamsterrad Alltag ist und wer Innehalten für überflüssig hält, der muss das Alter als beschämend erleben. Bednarz führt sich mit journalistischen Mitteln raus aus der drohenden Krise. Er recherchiert, spricht mit Altersforschern (Andreas Kruse), mit Psychoanalytikern (Hartmut Radebold) und Ex-Fußballstars (Philipp Lahm). Eine Erkenntnis: Auch im Alter eröffnet erst das Verabschieden von überholten Träumen den Weg in die Zukunft. So lässt sich Platz schaffen für das Neue.
Dieter Bednarz: Zu jung für alt. 2018. 272 Seiten. 19 Euro. Edition Körber, Hamburg.

Susanne Werner ist freie Journalistin.