Für Sie gelesen 4

Cover des Buches: Generation Hashtag
Management

Visionär im Team führen

Generation Hashtag – das sind nicht nur diejenigen, die ihre Lieblingslieder über iTunes verwalten und kostenfrei über WhatsApp telefonieren. Das sind auch diejenigen, die sich zu Wort melden, mitentscheiden und gestalten wollen. Und die heute schon in Start-ups, Initiativen und Unternehmen visionär führen, vorantreiben, begeistern und im Team agieren. Was dieser New Leadership für Chancen und Perspektiven für das Gesundheitswesen bietet, zeigen die Beiträge fünf junger Führungskräfte der Hashtag-Generation. In ihren praxis-orientierten Ausführungen zu Management und Führungspersönlichkeiten, Kultur­wandel, Employer Branding, Digitalisierung und New Work wird deutlich: Tradierte Denk- und Hierarchiestrukturen haben ausgedient. Das klassische Bild des Chefarztes als Boss wird es im Smart Hospital von morgen nicht mehr geben. Gefragt ist ein breit denkender Typus des Mediziners, der in den Schnittmengen zwischen den Fachdisziplinen und im Austausch mit Informatikern und Datenwissenschaftlern agieren und einen Dialog auf Augenhöhe führen kann. Präsenz, Empathie, Humor und Demut sind die wegweisenden Führungsprinzipien im digitalen Zeitalter. Nur so lassen sich ein Team motivieren und kommenden Veränderungen im Gesundheitswesen meistern.
Tanja Heiß, Martin Camphausen, Jochen A. Werner (Hrsg.): Generation Hashtag. 2019. 213 Seiten. 39,95 Euro. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin.

Cover des Buches: Hello World
Digitalisierung

Mehr Wissen über Algorithmen

Wer sich über Online-Suchmaschinen informiert oder im Netz Waren bestellt, kennt das Phänomen: Basierend auf dem eingegebenen Suchwort folgt eine Flut ungebetener, teils personalisierter Werbung. Dahinter stecken Algorithmen, jene unscheinbare Folge von Anweisungen, die in jedem Computerprogramm und im Internet ungefragt tätig sind. Indem sie sortieren, filtern und klassifizieren nehmen sie Entscheidungen ab und erleichtern scheinbar unser Leben. Das Fatale jedoch ist: Wir vertrauen ihnen blind. Das öffnet manipulativen, machthungrigen Menschen Tür und Tor. Doch welche Algorithmen sind vertrauenswürdig und welche nicht? Dafür braucht es das Wissen, wie sie funktionieren, ist sich die Mathematikerin Hannah Frey sicher. In ihrem Buch wirft sie einen Blick hinter die Fassaden der kleinen Helfer und offenbart ihre Tricks. Faktenbasiert, aber unterhaltsam nimmt sie den Leser mit in die Welt der Wirtschaft und des Handels, der Medizin, Kunst, Polizei und Justiz. An eindrücklichen Beispielen macht die Autorin deutlich: Viele Algorithmen sind unnütz, ungerecht und machen Fehler. Ihr Appell am Ende des Buches geht deshalb an uns: Hinterfragt Entscheidungen, verlangt Auskunft über Motive und Nutznießer und zieht sie zur Verantwortung. Nur so bekommen wir Algorithmen, die der Gesellschaft wirklich nützen.
Hannah Frey: Hello World. 2. Auflage 2019. 272 Seiten. 19,95 Euro. Verlag C.H. Beck, München.

Cover des Buches: Sterben. Warum wir einen neuen Umgang mit dem Tod brauchen
Palliativmedizin

Offener Umgang mit dem Tod

In seiner langjährigen Tätigkeit als Palliativmediziner macht Matthias Gockel auch heute noch die Erfahrung, dass um das Thema Sterben und Tod ein Bogen gemacht wird. Nicht nur schwer Erkrankte ohne Aussicht auf Heilung, sondern auch ihre Angehörigen schrecken davor zurück, über das Lebensende zu sprechen. Selbst Ärzte machen ihren Patienten lieber Hoffnung mit weiteren Therapien, statt ehrlich die begrenzte Lebenszeit anzusprechen. Warum das so ist und warum es wichtig ist, sich rechtzeitig mit dem Tod aus­einanderzusetzen, erfahren die Leser in seinem Buch. Eindrücklich schildert Gockel Erlebnisse aus seinem Berufsalltag auf verschiedenen Palliativstationen. Seine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen ergänzt er mit ausführlichen Informationen zur stationären und ambulanten Palliativversorgung, Sterbe­begleitung und -hilfe. Auch das Wichtigste zu Patientenverfügung und Vorsorge­vollmacht mit wertvollen Tipps für Patienten mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung fehlen nicht. Das Buch ist eine wichtige Orientierungshilfe für alle, denen ein Sterben in Selbstbestimmung wichtig ist, und gleichzeitig ein Appell an alle, sich rechtzeitig mit dem eigenen Lebens­ende auseinanderzusetzen.
Matthias Gockel: Sterben. Warum wir einen neuen Umgang mit dem Tod brauchen. 2019. 272 Seiten. 22 Euro. Berlin Verlag, Berlin.

Cover des Buches: Wie wir werden, wer wir sind
Fürsorge

Vom Du zum Ich und Wir

Die Entdeckung der Spiegelneuronen zeigt: Der Mensch hat bei seiner Geburt noch kein eigenes Ich, sondern erwirbt es durch Resonanz. Damit sind all die Reaktionen und Emotionen gemeint, die der Mensch vom Säuglings­alter an von seinen Bezugs­personen erfährt. In seinem neuen Buch zeigt der Neurowissenschaftler Joachim Bauer, dass besonders die schon früh an das Kind addressierte Resonanz der Schlüssel für individuelles Verhalten ist. Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für uns, für die Erziehung unserer Kinder, für den gegenseitigen Umgang mit Partnern, Kollegen und anderen Mitmenschen? Ausführlich, aber dennoch leicht zugänglich zeigt Bauer, welche Wirkungen erlebte oder gar fehlende Resonanz auf die eigene Persönlichkeit und die Interaktion mit der Gesellschaft haben können. Dabei scheut der Autor nicht, immer wieder auf Unzulänglichkeiten hin­zuweisen, die schwerwiegende Folgen für die persönliche Entwicklung haben können, wie emotionale Vernachlässigung, ein unzureichender Betreuungsschlüssel in Krippen und Kindertagesstätten oder der Einfluss digitaler Medien. Genau das macht das Buch so wertvoll: Dass wir am Ende verstehen, was gute Fürsorge bedeutet.
Joachim Bauer: Wie wir werden, wer wir sind. 2019. 254 Seiten. 22 Euro. Blessing Verlag, München.

Beate Ebbers ist freie Journalistin in Peine.