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Rundruf

Leiharbeiter für die Pflege?

Um Lücken beim Pflegepersonal zu schließen, setzen Kliniken und Heime auch auf Leiharbeit. Können Zeitarbeitskräfte einen Teil des Personalmangels auffangen oder verstärken sie das Problem?

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Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft e.V.:
Kein Krankenhaus möchte Leiharbeit in der Pflege als Regelfall haben. Es ist immer besser, die Pflegekräfte als festen Teil des Teams im Krankenhaus beschäftigen zu können – auch aus Kostengründen. Ein festes Team arbeitet besser zusammen und verteilt die Arbeit gerechter. Wenn Krankenhäuser dennoch geliehene Pflegekräfte einsetzen, ist das der blanken Not geschuldet. Die Not kommt aber nicht nur aus dem leergefegten Arbeitsmarkt. Sie ist in großem Umfang auch durch die Regulation verursacht. Personaluntergrenzen oder Vorgaben in der Neonatologie zwingen Krankenhäuser, zunehmend auf Leiharbeiter zurückzugreifen.

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Sebastian Lazay, Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP):
Bundesweit arbeiten nur rund ein Prozent der Pflegekräfte in der Zeitarbeitsbranche. Obwohl es sich also um eine Randerscheinung handelt, tragen die Personaldienstleister dazu bei, dass Pflegekräfte in ihrem Beruf bleiben können. In der Zeitarbeit finden sie Rahmenbedingungen, die ihrer jeweiligen Lebenssituation Rechnung tragen. Ohne diese Option würde eine Reihe von Arbeitnehmern gänzlich aus der Pflege aussteigen. Somit ist die Zeitarbeitsbranche Problemlöser, denn ohne sie würde der Personalmangel noch stärker ausfallen. Um den Pflegenotstand nicht weiter zu verschärfen, muss Zeitarbeit weiter uneingeschränkt möglich sein.

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Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerats e.V.:
Leiharbeit in der Pflege ist ein begrenztes, allerdings lokal verdichtetes Phänomen. Sein Ursprung liegt im Personalmangel und in schlechten Personalschlüsseln, die eine Kompensation bei kurzfristigem Ausfall nicht erlauben. Leiharbeitende können hier Löcher stopfen und die Versorgung sichern. Der Stammbelegschaft hilft das indirekt zwar, sie muss aber verstärkt ungünstigere Dienstzeiten übernehmen. Meist verdienen die Leiharbeitenden auch noch besser. Sie sind eine Art Fremdkörper im Team, und auch ihre Kompetenz kann nicht eingeschätzt werden. Insgesamt sind Leiharbeitende ein Symptom für die Krise in der Pflege.

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Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand:
Pflege­kräfte wählen Leiharbeit, weil ihnen planbare Arbeitszeiten zugesagt werden und vor allem in der Altenpflege eine bessere Bezahlung. Individuell ist die Entscheidung verständlich, für die Versorgung ist sie verheerend, denn Gesundheitsversorgung ist Teamarbeit. Wenn Externe die Arbeitsstrukturen nicht kennen, kann für die Stammbeschäftigten eine Zusatzbelastung entstehen. Unterschiedliche Arbeitsbedingungen spalten die Belegschaft. Der Gewinn, den Leiharbeitsfirmen letztlich aus Sozialbeiträgen und Steuern ziehen, sollte besser für mehr Personal und höhere Löhne eingesetzt werden.

Bildnachweis: DKG, BAP, Deutscher Pflegerat, ver.di