„Steigende Beiträge sind der falsche Weg“
Viele Aufgaben liegen vor der Politik. Wolfgang Ropertz, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, fordert echte Reformen gegen die GKV-Finanzmisere und einen effektiven Coronaschutz.
G+G: Herr Ropertz, wie beurteilen Sie die vom Gesundheitsminister geplanten Maßnahmen zur finanziellen Stabilisierung der GKV?
Wolfgang Ropertz: Die Maßnahmen belasten vor allem die Beitragszahler und greifen zu kurz. Die Politik muss nachhaltige Lösungen finden, um die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung dauerhaft auf eine stabile Basis zu stellen. Eine erneute Abschöpfung der finanziellen Reserven der Krankenkassen und steigende Beiträge sind der falsche Weg, stattdessen sind dringend strukturelle Reformen notwendig.
G+G: Auch die Corona-Pandemie wird uns im Herbst weiter beschäftigen. Ist Deutschland dafür gut gerüstet?
Ropertz: Politik und Gesundheitswesen müssen zu Schutzmaßnahmen zurückkehren, die sich als wirksam erwiesen haben. Die schleppende Digitalisierung war in der Pandemie ein Manko. Es besteht erheblicher Nachholbedarf bei der digitalen Erfassung und Auswertung von Daten. Wir müssen die vulnerablen Gruppen schützen und sicherstellen, dass Unternehmen, die durch die Pandemie starke Einbußen erlitten haben, nicht erneut unter wirtschaftlichen Druck geraten.
G+G: Auf der Agenda der neuen Regierung in Nordrhein-Westfalen steht die Krankenhausplanung. Was fordern Sie?
Ropertz: Es ist eine Frage der gesellschaftlichen Verantwortung, dafür zu sorgen, dass Erkrankte optimal behandelt werden. Komplexe Leistungen müssen in spezialisierten Häusern konzentriert werden – unabhängig von einer flächendeckenden Grundversorgung. Es geht nicht primär um Schließungen, sondern um eine Neudefinition von Versorgerrollen.