Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Familien sind bei Covid-19-Erkrankungen häufiger von schweren Verläufen betroffen. Das ergab eine Auswertung von Versichertendaten der AOK Rheinland/Hamburg im Zeitraum von Januar 2020 bis Mitte Juli 2021 durch das Institut für Medizinische Soziologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Es zeigte sich, dass Kinder von Langzeitarbeitslosen ein 1,36-mal höheres Risiko für eine Klinikeinweisung aufweisen als Kinder, deren Eltern in Lohn und Brot stehen. An Corona erkrankte Kinder von kurzzeitarbeitslosen oder geringverdienenden Eltern tragen ebenfalls eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf mit Klinikaufenthalt. Das trifft auch auf diejenigen zu, die in ärmeren oder beengten Wohnvierteln leben. Sie haben ein dreimal höheres Risiko als Familien, die in besser gestellten Wohnvierteln zu Hause sind. „Die Ergebnisse machen deutlich, dass wir dringend mehr Aufmerksamkeit und strukturelle Unterstützung für erkrankte Kinder aus vulnerablen Familien brauchen“, sagte Matthias Mohrmann, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg. Betrachtet wurden 688.705 Kinder und Jugendliche, die im Durchschnitt 8,3 Jahre alt waren. Laut Professor Nico Dragano, Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie, handelt sich um eine der ersten großen Untersuchungen zu sozialen Ungleichheiten von Covid-19 bei Kindern und Jugendlichen weltweit. „Obwohl schwere Verläufe, die einen Krankenhausaufenthalt nötig machen, bei Kindern zum Glück selten sind, sehen wir dennoch, dass es gerade ärmere Familien trifft“, so Dragano.
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