Neues aus der Uni

„Patientensicherheit spielt in jedem Moment eine Rolle“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Matthias Weigl, Direktor des Instituts für Patientensicherheit am Universitätsklinikum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Herr Professor Weigl, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Matthias Weigl: Jede unserer Fragestellungen ist wichtig: Patientensicherheit spielt in jedem Moment der Patientenversorgung eine Rolle. Sowohl die Forschungsprojekte im Bereich der Sicherheitskultur, der Arbeits- und Gesundheitssituation unseres Gesundheitspersonals, der Einführung neuer Technologien (wie insbesondere künstliche Intelligenz) in den Klinikalltag und der sicheren Versorgung im Entlassungsprozess greifen drängende Themen aus dem Patientenalltag auf. Aber auch Lehrprojekte wie beispielsweise die Entwicklung von Lehrangeboten in interdisziplinären Ausbildungsstationen (beispielsweise der Geburtshilfe) widmen sich wichtigen Herausforderungen in der Kompetenzvermittlung.

Porträt von Prof. Dr. Matthias Weigl, Direktor des Instituts für Patientensicherheit (IfPS) am Universitätsklinikum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Zur Person

Prof. Dr. Matthias Weigl studierte Psychologie (Diplom) an der Universität Leipzig und der State University of New York at Binghampton, NY, USA. Anschließend war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Psychologie der TU München, wo er 2006 promovierte. Anschließend war er am Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Seit 2021 ist Weigl Direktor des Instituts für Patientensicherheit (IfPS) am Universitätsklinikum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Weigl: Moderne medizinische Versorgung ist interdisziplinär. Gleiches gilt für unsere Forschung zur Patientensicherheit. Wir sind eine multidisziplinäre Gruppe aus Ärzten, Pflegewissenschaftlern und Psychologen. In unseren Projekten binden wir Vertreter sowohl aus den inner- als auch aus außerklinischen Professionen eng mit ein. Wir lernen gerade auch in ersten Schritten, unsere Forschung mit Patientenvertretern zu reflektieren. Hier haben wir viel Bedarf zu verstehen, wie die Patientenperspektive uns in der Konzeption und Durchführung von Untersuchungen hilft, sowohl bessere als auch praxisrelevantere Forschung zu betreiben.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Weigl: Wir Wissenschaftler mit dem Forschungsschwerpunkt Patientensicherheit müssen unsere Aufgaben gut machen. Das bedeutet: gut begründete, innovative Forschung mit verlässlichen Methoden, hohe Güte und Qualität bei Studiendurchführung und -auswertung sowie für den Erkenntnisprozess und die Gesundheitspraxis verwertbare Einsichten. Wenn wir solche Forschung zur Patientensicherheit leisten, die national und international sichtbar ist, dann gibt es gewiss auch Grund, sich deren Erkenntnisse anzuhören.

Diese Rubrik finden Sie auch in der Wissenschaftsbeilage der G+G. Hier geht es zur aktuellen G+G-Wissenschaft.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Frechen bei Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn, Foto Startseite: iStock.com/uschools