Nur 43 Prozent der Auszubildenden in Pflegeberufen sind laut einer Studie der Gewerkschaft Verdi zufrieden mit der Qualität ihrer Ausbildung. 62 Prozent der befragten 2.790 Azubis klagen über den hohen Zeitdruck, 48 Prozent kritisieren die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. 43 Prozent beklagen sich über fehlende Pausen. 58 Prozent geben an, dass sie sich in der Freizeit nicht mehr richtig erholen können. Im Vergleich mit der Befragung aus 2015 hat sich dieser Wert verdoppelt und liegt zudem weit über dem Anteil in anderen Berufen. Verdi führt die Ergebnisse vor allem auf den Personalmangel und die Unterbesetzung in der Pflege zurück. Die hohe Unzufriedenheit von Auszubildenden in der Pflege sei ein Alarmsignal, das Arbeitgeber und politisch Verantwortliche nicht ignorierten dürften.

Foto: iStock.com/jonathandowney

Die Weltgesundheitsorgani­sation (WHO) und Deutschland intensivieren ihren Kampf gegen Antibiotika­resistenzen. Dazu nahm am Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin ein neues WHO-Koopera­tionszentrum für Antibiotikaresistenz, -verbrauch und nosokomiale Infektionen seine Arbeit auf. RKI-Chef Professor Lothar Wieler betonte anlässlich der Einweihung, die Zunahme der Resistenzen gegen Anti­biotika sei eine „schleichende Pandemie“. Schätzungen zufolge seien weltweit rund 1,3 Mil­lionen Todesfälle pro Jahr direkt auf antimikrobielle Resistenz zurückzuführen, in Deutschland bis zu 9.700. „Ohne wirksame Antibiotika können viele Therapien der modernen Medizin wie Krebsbehandlungen und Transplanta­tionen nicht mehr mit dem gleichen Erfolg durchgeführt werden“, sagte Wieler. Eine ständige Erfassung der Re­sistenzsituation sei unverzichtbar, um der Entstehung von Resistenzen und ihrer Ausbreitung zu begegnen. Dabei soll das Zentrum unterstützen. Das RKI koordiniert bereits seit 2019 das WHO-Netzwerk Anti­mikrobielle Resistenz.

Krebserkrankte haben bei einer Behandlung in zertifizierten Onkologie-Zentren eine erhöhte Überlebens­chance. Zu dem Ergebnis kommt der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) auf Grundlage des Abschlussberichts zum Forschungsprojekt „Wizen“. Die Sterblichkeit bei der zweithäufigsten Todes­ursache in Deutschland liegt demnach um bis zu 26 Prozent nied­riger als in nicht überprüften Kliniken. Der Innovationsausschuss des GBA attestierte den Resultaten eine „hohe Relevanz“ und empfahl den zuständigen Organisa­tionen und Institu­tionen im Gesundheitswesen, die Umsetzung in ihren jeweiligen Zustän­dig­keits­bereichen zu prüfen. Das Verknüpfen von Kranken­kassen- und Krebsregister­daten stuften die Experten „als wegweisend für weitere Forschungen“ ein. Neben Daten von vier klinischen Krebsregistern fanden auch Abrechnungsdaten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) Verwendung. Es flossen Informa­tionen zu Brust-, Lungen-, Prostata-, Bauchspeichel­drüsen- und Dickdarmkrebs sowie zu Tumoren des Zentralnervensystems, des Kopf-Hals-Bereiches und zu gynäkologischen Tumoren ein.

Im kommenden Jahr könnten knapp 384.000 Kita-Plätze fehlen. Laut Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung ist der Mangel im Westen Deutschlands besonders hoch. Dort würden 2023 362.400 zusätzliche Betreuungsplätze gebraucht. Im Osten Deutschlands fällt die Versorgungslücke mit 21.200 benötigten Plätzen geringer aus. Um der Nachfrage gerecht zu werden, müssten im Westen 93.700 Fachkräfte und im Osten 4.900 eingestellt werden, folgert die Stiftung. Das ergebe zusätzliche Personalkosten von insgesamt 4,3 Milliarden Euro pro Jahr. Die Analyse ergibt für fast alle Bundesländer, dass die Nachfrage der Eltern nach Kita-Plätzen größer ist als der Anteil an Kindern, die im vergangenen Jahr in Betreuung waren. Der größte Man­gel besteht in Nordrhein-Westfalen mit 101.600 fehlenden Plätzen. In Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen sei dagegen kein Ausbau nötig. Der Erweiterungsbedarf ist den Berechnungen zufolge für Kinder unter drei Jahren am höchsten. Für diese Gruppe fehlen in Westdeutschland rund 250.300 Kita-Plätze, im Osten einschließlich Berlin sind es rund 20.700.

Deutschlands Krankenhäuser und Arztpraxen sind nach Ansicht von Medizinern unzureichend vor Cyberangriffen geschützt. Fast drei Viertel der Klinikärzte sorgen sich um die Sicherheit der IT-Infrastruktur, wie aus einer Befragung des Digitalverbandes Bitkom und des Hartmannbundes von mehr als 500 Medizinern hervorgeht. Bei den Niedergelassenen ist die Furcht vor Internet-Angriffen noch größer: Laut Umfrage sehen 82 Prozent die Praxen und Versorgungszentren nicht ausreichend vor Hacker-Attacken geschützt. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder sagte, Ärzteschaft und Industrie müssten dafür sorgen, dass Praxen und Kliniken gut geschützt seien.

Während der ersten zwei Jahre der Corona-Pandemie ist es bei Kindern und Jugendlichen in vielen Ländern zu lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisungen (Ketoazidosen) durch eine verspätete Diabetes-Diagnose gekommen. Die Häufigkeit einer Ketoazidose zum Zeitpunkt der Diagnose von Typ-1-Diabetes bei Kindern stieg international bereits vor der Pandemie zwischen 2006 und 2019 stetig an. Anhand des Trends wurde für Kinder mit der neuen Diagnose für die Jahre 2020 und 2021 eine Häufigkeit von Stoff­wech­selentgleisungen von 32,5 Prozent beziehungsweise 33 Prozent erwartet. Tatsächlich hatten aber im Jahr 2020 9,4 Prozent und 2021 38,9 Prozent aller Kinder mit neu diagnostiziertem Diabetes eine Ketoazidose. Die Autoren fordern umfassende Aufklärung über die klassischen Symptome des Typ-1-Diabetes im Kindesalter in der Öffentlichkeit. Die im Fachjournal „The Lancet Diabetes & Endocrinology“ veröffentlichte Expertise verwendete Daten aus 13 nationalen Diabetes­registern.

Seit der Veröffentlichung im Februar 2021 sind nach Angaben des Familienministeriums fast 30.000 Schutzbriefe gegen weibliche Genitalverstümmelung bestellt worden. Der Schutzbrief informiert über die Strafbarkeit von weiblicher Genitalverstümmelung. Auch wenn die Tat im Ausland geschieht, drohen den Verantwortlichen in Deutschland bis zu 15 Jahre Haft und der Verlust des Aufenthaltstitels. Das Dokument dient vor allem dem Schutz von Frauen und Mädchen in den Herkunftsländern während der Ferienzeiten und kann im Reisepass mitgeführt werden. Der Brief soll Fami­lien helfen, sich dem gesellschaftlichen und familiären Druck in den Herkunfts­staaten entgegenzustellen. Weiterhin dient der Schutzbrief aber auch zur allgemeinen Aufklärung. Laut Ministerium leben alleine in Deu­tschland 68.000 Frauen, die eine Genitalverstümmelung über sich ergehen lassen mussten.

Die Luftverschmutzung setzt bereits ungeborenen Babys zu. Schon im ersten Drittel der Schwangerschaft gelangen giftige Nano-Rußpartikel über die Plazenta in die sich gerade entwickelnden Organe wie Lunge, Leber oder Gehirn, fanden Forscher der Universität im schottischen Aberdeen und der Hasselt-Universität in Belgien heraus. „Wir haben zum ersten Mal gezeigt, dass Kohlenstoff-Nanopartikel nicht nur in die Plazenta gelangen, sondern dann auch in die Organe des sich entwickelnden Fötus“, sagte der Aberdeener Professor Paul Fowler im Journal „Lancet“. Die Entwicklung sei „sehr besorgniserregend“. Es war schon länger bekannt, dass schmutzige Luft stark mit vermehrten Fehl- oder Frühgeburten, niedrigem Gewicht bei der Geburt sowie gestörter Gehirnentwicklung korreliert. Die neue Studie liefere nun direkte Beweise dafür, wie diese Schädigungen verursacht werden, erklärten die Forscher. Die Partikel könnten lebenslange Auswirkungen haben.

Vogelgezwitscher und Vogelgesang verbessern die mentale Gesundheit. Dies haben Forscher vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf festgestellt. Das Team spielte fast 300 Versuchspersonen entweder Verkehrslärm oder Vogelgesänge vor. Verkehrslärm verschlimmerte depressive Stimmungen, Vogelgesang dagegen reduzierte Paranoia und Ängstlichkeit. Die Forscher vermuten, dass Vogelgesang mit einer intakten, natürlichen Umgebung in Verbindung gebracht wird und von Stress ablenkt. Dadurch werde die Aufmerksamkeit von psychischen Belastungen abgezogen und das Gefühl von Sicherheit oder Geborgenheit vermittelt. „Vogelgesang könnte also zur Prävention von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden“, so Mitautor Emil Stobbe.

Foto: iStock.com/hawk111

Gesetzlich Krankenversicherte haben künftig vor einer geplanten Gallenblasenentfernung Anspruch auf eine zweite ärztliche Meinung. Das beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA). Dabei prüfen die „Zweitmeiner“, ob die empfohlene Operation auch aus ihrer Sicht wirklich notwendig ist. Zudem beraten sie die Versicherten zu möglichen Behandlungsalternativen. Ambulant oder sta­tionär tätige Ärzte können ab Januar bei den Kassenärztlichen Vereinigungen eine Genehmigung beantragen, um Zweitmeinungen abgeben und diese mit den Krankenkassen abrechnen zu können. Laut GBA wird in Deutschland jährlich bei rund 200.000 Patienten die Gallenblase entfernt – deutlich mehr als im europäischen Vergleich. Dabei handele es sich überwiegend um einen planbaren Eingriff.

Die Pandemie verschärft Arbeitsbelastung und Personalsituation im Rettungsdienst. Zu diesem Schluss kommt eine Befragung der Gewerkschaft Verdi unter rund 7.000 Beschäftigten. Demnach können 61 Prozent von ihnen ihre gesetzlich vorgeschriebenen Pausen sehr häufig oder häufig nicht oder nur unvollständig nehmen. Von den über 55-Jährigen geht fast die Hälfte auch krank zur Arbeit. 84 Prozent der Befragten gehen davon aus, unter den derzeitigen Bedingungen nicht bis zum Rentenalter durchzuhalten. „Die ohnehin hohe Belastung von Beschäftigten im Rettungsdienst hat sich seit Beginn der Corona-Krise nochmals deutlich verschärft“, kommentierte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. „Wenn 39 Prozent der Befragten angeben, sie würden sofort den Beruf wechseln, falls sie die Gelegenheit dazu bekämen, muss das alle aufrütteln.“

Laufen, Gehen, Radfahren: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert mehr Anstrengungen gegen Bewegungsmangel. Die Corona-Pandemie habe den Trend zu weniger körperlicher Aktivität verstärkt, so eine Analyse. Deutschland schneidet im internationalen Vergleich überdurchschnittlich schlecht ab: 44 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer über 18 Jahren müssten aktiver werden, mahnt die WHO. Besonders beun­ruhigend sei der Bewegungsmangel bei Jugendlichen in Deutschland: 88 Prozent der Mädchen und 80 Prozent der Jungen seien zu wenig aktiv. Der Bewegungsmangel hat weltweit verheerende Gesundheitsfolgen: Binnen zehn Jahren könnten deswegen fast 500 Millionen Menschen erkranken, so die Organisation. Wenn sich nichts ändere, werde allein die Behandlung der weltweit wegen Bewegungsmangel krank gewordenen Menschen bis 2030 etwa 300 Milliarden US-Dollar kosten. Mindestens 2,5 Stunden pro Woche sollten sich Erwachsene laut WHO körperlich betätigen.

Foto: iStock.com/AntonioGuillem

Die Behandlung in spezialisierten Schlaganfall-Einrichtungen erhöht auch die Überlebenschancen von über 90-Jährigen. Das hat ein Team um Professor Max Geraedts von der Universität Marburg nach der Analyse von Krankenkassendaten herausgefunden. „Mit zunehmender Lebenserwartung ist mit immer mehr Schlaganfällen zu rechnen, besonders bei Hochbetagten, die danach vergleichsweise schlechte Prognosen haben“, erklärte Geraedts. Spezialisierte Schlaganfallabteilungen lieferten ein besseres Ergebnis. Die Patienten hätten eine größere Chance, länger zu überleben und unabhängig zu bleiben, als wenn die Behandlung in einer anderen Station erfolge. Bisher sei unklar gewesen, ob das auch für Hochbetagte gelte.

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) hat die Kultusminister in einem offenen Brief aufgefordert, Wiederbelebungsunterricht spätestens ab der 7. Klasse einzuführen. In Deutschland stürben jedes Jahr etwa 70.000 Menschen an einem plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand. Mindestens 10.000 davon könnten gerettet werden, wenn jeder Bürger wüsste, wie man einen Menschen reanimiert. Dänemark habe die entsprechende Schulung von Kindern bereits 2005 vorgeschrieben. „Die Überlebensrate bei einem Herz-Kreislaufstillstand hat sich seither bei unseren nördlichen Nachbarn verdreifacht“, erklärte Divi. Kinder hätten keine Angst zu helfen und würden das Gelernte in die Familien und weiter in die Gesellschaft tragen.

Obwohl Rauchen die häufigste vermeidbare Todesursache in den Industrieländern ist, greifen nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums in Deutschland 20,8 Prozent der Frauen und 27 Prozent der Männer ab 18 Jahren regelmäßig zur Zigarette. Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, hat deshalb eine neue Kampagne mit dem Titel „Rauchfrei leben – Deine Chance“ gestartet. Die Initiative richtet sich an Menschen, die es noch nicht geschafft haben, mit dem Rauchen aufzuhören. Es solle nicht nur ein Motivationsschub ausgelöst werden, sondern es würden auch verschiedene erfolgversprechende Wege aufgezeigt, wie der Abschied vom Tabakkonsum dauerhaft gelingen könne, sagte die Vorstandschefin des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. Auf aok.de sowie dem Instagram-Kanal der AOK gibt es unter anderem Informationen zu Hilfsangeboten.

Immer mehr Menschen halten Impfungen für notwendig. Empfanden vor zehn Jahren nur 61 Prozent der Bevölkerung Impfungen als wichtig oder sehr wichtig, sind es heute 81 Prozent. Das zeigt eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), die Daten von 2021 mit dem Jahr 2012 vergleicht. Die Ergebnisse belegen ebenfalls, dass in der Corona-Pandemie das Wissen über grundlegende Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Lüften, richtiges Husten und Niesen deutlich zugenommen hat. „Die positive Entwicklung in der Einstellung zum Impfen ist erfreulich: Denn Impfen ist nach wie vor der bestmögliche Schutz vor einigen ansteckenden und schwer verlaufenden Infek­tionskrankheiten“, erklärte Professor Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der BzgA. Auch die positiven Veränderungen im Hygieneverhalten der Menschen seien zu begrüßen.

Die Nachfrage nach Psychotherapien ist weiter deutlich größer als vor dem Beginn der Corona-Pandemie, wie eine Umfrage der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung (DPtV) zeigt. „Die Anzahl der Patientenanfragen lag im Sommer 2022 weiterhin um etwa 40 Prozent höher als vor Corona“, konstatierte der DPtV-Vorsitzende Gebhard Hentschel. Der schon 2021 zu beobachtende Anstieg sei praktisch unverändert. Bei den Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten sei die Nachfrage leicht gesunken, liege aber immer noch um 48 Prozent höher als vor der Pandemie. „Die hohe Nachfrage im letzten Jahr war leider kein vorübergehendes Phänomen, sondern scheint sich zu stabilisieren. Der Leidensdruck durch Pandemie, Krieg und Klimakatastrophen kommt bei den Menschen an“, so Hentschel. Therapeuten in Großstädten verzeichneten einen stärkeren Anstieg als Kolleginnen und Kollegen in kleineren Städten und auf dem Land.