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Pflege

Menschlichkeit beim Einsatz von Robotik

Die zunehmende Technisierung und Digitalisierung in der Pflege haben Auswirkungen auf die Kommunikation und die professionelle Beziehungsarbeit. Letztlich stellt sich die Frage, inwieweit neue Technologien die sozialen Beziehungen eines Menschen am Lebensende ersetzen können oder sollen. Bleibt der Mensch im technisierten Lebensende autonome Person oder wird er zum manipulierten Objekt? In diesem Spannungsfeld bewegen sich die Beiträge im vorliegenden Sammelband und beleuchten die Thematik aus der Perspektive des alternden Menschen wie auch aus der professionellen Sicht des behandelnden, pflegenden und begleitenden Personals. Am Beispiel der Assistenzroboter „Lio“ und Robbe „Robo“ wird dargestellt, dass die Robotik zwar entlastende Unterstützung sowie einen wertvollen Beitrag gegen den Arbeits­kräftemangel leisten kann, aber durchaus Akzeptanz­probleme bereitet. Hier fordern die Autoren nutzerzentrierte Designs und diskutieren, welche Persönlichkeitsmerkmale für zwischenmenschliche Beziehungen bedeutsam sind und auf Assistenzroboter über­tragen werden sollen. In weiteren Beiträgen beleuchten die Autoren die ethischen Prinzipien Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Fürsorge und Auto­nomie und erörtern, wie diese auch bei stärkerem Einsatz der Robotik bewahrt und gestärkt werden können.
Willibald J. Stronegger, Johann Platzer: Technisierung der Pflege. 2022. 185 Seiten. 39 Euro. Nomos Verlag, Baden-Baden.

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Kliniken

Impulse für digitale Veränderungen

Gleich zu Beginn seines Buches redet Professor Jochen A. Werner Klartext: Das Krankenhauswesen hat die digitale Entwicklung verpasst – zu­lasten der Patienten. „Wir er­sticken in Bergen von Zetteln und eingescannten Faxen“, prangert der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Essen an. Nötig sei eine digi­tale Revolution, die radikale Umsetzung eines umfassenden Transformations- und Modernisierungsprogramms, die das tradierte, analoge Gesund­heitssystem in humane, digi­tale und nachhaltige Strukturen überführt. Doch kann dies angesichts von Standesdünkel und Partikularinteressen ge­lingen? Ja, meint der Autor, und stellt verschiedene, an der Unimedizin umgesetzte Konzepte vor. Anschaulich erklärt er die Module des digitalen „Smart Hospital“ und skizziert in diesem Zusammenhang Lösungen zum Pflegenotstand. Er erläutert Bestandteile von „Smart Personal“ für ein vertrauens- und respektvolles Miteinander und stellt Maßnahmen des „Green Hospital“ vor, um ressourcenschonend zu arbeiten. Um die Bedürf­nisse der Erkrankten zu berücksichtigen, hält es der Mediziner für nötig, Aspekte eines Klinikaufenthalts aus Patientensicht zu analysieren und zu optimieren. Wie sich das umsetzen lässt, verdeutlicht er anhand von Projekten des Instituts „PatientenErleben“. Das Buch zeigt, dass eine Transformation möglich ist und macht Mut für Veränderungen.
Jochen A. Werner: So krank ist das Krankenhaus. 2022. 312 Seiten. 30 Euro. Verlag Klartext, Essen.

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Corona-Pandemie

Wege zu mehr Widerstandskraft

Die Corona-Pandemie hat wie keine andere Krise zuvor die Schwachstellen des Gesundheitssystems offenbart. Engpässe wurden zu Mangel, Nachholbedarf zu Versäumnis und dünne Personaldecken noch löchriger. Mit ihren Beiträgen in dem Sammelband gehen die Herausgeber und Autoren den Auswirkungen der Pandemie auf das Gesund­heitssystem auf den Grund und arbeiten aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen die zugrundeliegenden Fehler und Versäumnisse auf. Das Buch beleuchtet unter anderem die stationäre und am­bulante Versorgung, Pflege, IT-Management, Medizintechnik, Einkauf und Logistik. Die Autoren legen aber nicht nur die Finger in die Wunden, sondern zeigen konstruktiv Wege auf, um krisenbedingte negative Auswirkungen in ­Zukunft zu vermeiden. Mit welchen mehr oder weniger sinnvollen Maßnahmen sich andere Länder den besonderen Herausforderungen der Co­rona-Pandemie entgegen­gestellt haben, zeigen Beiträge aus der Schweiz und Österreich auf. Hilfreich hierzu sind die Ausführungen zum Post-Corona-Management, die die Lehren aus der Covid-19-Krise zusammenfassen und ­darauf aufbauend konkrete Maß­nahmen zur Krisenresilienz für das Gesundheits­system benennen.
Wilfried von Eiff, Herbert Rebscher (Hrsg.): Krisenresilienz. 2022. 378 Seiten. 89 Euro. medhochzwei Verlag, Heidelberg.

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Erfahrungsbericht

Langzeitwirkung von Corona

Als die Sexualtherapeutin Ann-Marlene Henning 2021 an Covid-19 erkrankt, ging sie davon aus, bald in ihre Praxis zurückkehren zu können. Doch die Realität lehrte sie etwas Anderes: Zunehmende Atembeschwerden, Sauerstoffunterstützung in der Klinik, schließlich Intensivbeatmung im künstlichen Koma. Zu ­allem Überfluss entwickelte sich während des Komas auch noch eine Sepsis, und sie kam nur knapp mit dem Leben davon. Anschließende massive körperliche und emotionale Beschwerden machten ihren Plänen einen Strich durch die Rechnung. Offen, ehrlich und unverblümt teilt sie in ihrem Buch ihre aufrüttelnden, be­lastenden Erlebnisse und Erfahrungen mit und spart dabei nicht mit Kritik an fehlender Aufklärung und Desinformation. Berührend sind die Schilderungen über ihre Ängste: Wie es sich anfühlt, kaum Luft zu bekommen, welche depressiven Stimmungen entstehen, wenn die Nerven- und Muskelschwäche selbst das Sitzen erschweren und wie belastend komatöse Alpträume sind. Medizinisches Hintergrundwissen, das die Autorin an relevanten Stellen einfließen lässt, erleichtert das Verständnis. Bis heute leidet die Autorin an den Spätfolgen ihrer Corona-Erkrankung.
Ann-Marlene Henning: Dass der Kaffee nicht mehr schmeckt, ist mein kleinstes Problem. 2022. 208 Seiten. 20 Euro. Piper Verlag, München.

Beate Ebbers ist freie Journalistin in Peine.