Wo stehen wir? Das AOK-Projekt QuATRo ermöglicht einen Qualitätsvergleich.
Auszeichnung

Arztnetz-Arbeit ist Gold wert

Kommunikation über Sektoren- und Berufsgrenzen hinweg, hohe Aufmerksamkeit für Patientinnen und Patienten: Mithilfe des AOK-Projekts QuATRo steigern Arztnetze seit zehn Jahren die Versorgungsqualität. Von Taina Ebert-Rall

Um die qualitativ

hochwertige Versorgung von Patientinnen und Patienten in Arztnetzen geht es bei QuATRo (Qualität in Arztnetzen – Transparenz mit Routinedaten). Die methodische Grundlage liefert das Qualitätsindikatorensystem für die ambulante Versorgung (QISA). Das AOK-Projekt feiert in diesem Jahr zehnjährigen Geburtstag.
 
QuATRo zeichnet Arztnetze für besonders gute Ergebnisse aus. Kriterien dafür sind unter anderem eine leitliniengerechte Versorgung, Prävention und Patientensicherheit. Eines der drei in diesem Jahr mit dem Prädikat „Gold“ ausgezeichneten Arztnetze ist das Gesundheitsnetz Frankfurt/Main (GNEF), zu dem rund 34 Praxen gehören. Seine Arbeit zeichnet sich nach Worten der Allgemeinmedizinerin und GNEF-Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Christiane Kunz durch eine enge Vernetzung untereinander, rege Kommunikation und hohe Aufmerksamkeit für die Patienten aus.

Arztnetze können die Ergebnisse der Auswertung für ihr Qualitätsmanagement nutzen.

„Wir arbeiten interdisziplinär und intersektoral zusammen und pflegen einen sehr engen Kontakt zu unterschiedlichen Anbietern im Gesundheitswesen, etwa zu Kliniken, Pflegediensten und diversen Einrichtungen wie dem zuständigen Sozialrathaus oder dem Projekt Würde im Alter“, betont die Ärztin. „Wir haben einen hohen Anspruch, legen Wert auf wissenschaftliches Arbeiten, und bei der Umsetzung hilft uns die Netzwerkarbeit sehr“, so Kunz. Für die im Netz angebotenen Fortbildungstage könne GNEF immer wieder hochkarätige Experten als Gesprächs­partner gewinnen. Besonders gut seien die GNEF-Praxen in der Behandlung von Diabetes aufgestellt, hebt Kunz hervor. „Das verdanken wir unseren sehr engagierten Diabetologen im Netz, regel­mäßigen Fortbildungen im Qualitäts­zirkel und dem sehr vertrauensvollen Miteinander, zum Beispiel, wenn wir konkrete Fälle aus unseren Praxen be­sprechen. Das Studium der QuATRo-Einzelberichte ermöglicht uns, das eigene Arbeiten mit dem der Kollegen aus ganz Hessen abzugleichen – auf der Grundlage wissenschaftlicher Qualitätsindikatoren.“

Routinedaten auswerten.

Basis der Auswertungen für QuATRo sind Routine­daten von rund 27 Millionen AOK-Versicherten. Dazu gehören Abrechnungs­daten der ambulanten und stationären Versorgung, der Arzneimittelversorgung sowie der Heil- und Hilfsmittelversorgung. Somit fließen auch Leistungen ein, die außerhalb des Arztnetzes für Patienten erbracht worden sind. Von der standardisierten Qualitätsmessung mit QuATRo, die ­einen Vergleich mit anderen Netzen und der Regelversorgung ermöglicht, profitieren Arztnetze und Kostenträger. Netze können die Ergebnisse für ihr internes Qualitätsmanagement nutzen.

In Qualitätszirkeln austauschen.

Erste Analysen zeigen, dass die Mehrheit der Arztnetze, die sich an QuATRo beteiligen, ihre Patienten bereits gut versorgen. Beispielsweise verordneten die Netzärzte bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit und Herzinsuffizienz häufiger leitliniengerechte Medikamente als ihre Kollegen außerhalb der Netze. Um die Behandlung weiter zu verbessern, werten die Netzärzte untereinander sowie gemeinsam mit der AOK die Ergebnisse in Quali­tätszirkeln aus und besprechen Handlungsoptionen.

Der Vergleich zeigt Ärzten beispielsweise, wie häufig sie notwendige Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen im Vergleich mit ihren Kollegen vornehmen oder wie oft sie die angezeigten Medikamente für die jeweilige Erkrankung verschreiben. Zudem tauschen sich AOK und Arztnetze jährlich zur Weiterentwicklung von QuATRo aus.
 
Derzeit arbeiten 51 Arztnetze in zehn Bundesländern mit QuATRo. 40 dieser Netze wurden 2023 für ihre guten Ergebnisse ausgezeichnet. Netzwerkerin Kunz ist vom Nutzen des Projekts überzeugt: „Wir haben sehr arbeitsreiche Tage. Da ist es gut, wenn der Blick geschärft wird durch den Austausch im Netz.“

Taina Ebert-Rall ist freie Journalistin mit dem Schwerpunkt Gesundheitspolitik.
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